Paderborner helfen in den Elendsvierteln von Rio de Janeiro

Büren. Als Tristan Klocke vor 18 Jahren das erste Mal nach Brasilien flog, um dort in den Favelas als Missionar auf Zeit zu arbeiten, war er anfangs erschrocken. Er wurde in Nova Iguaçu, einem Vorort der Metropole Rio de Janeiro, eingesetzt. Dort sah er viel Armut, Elend und Kriminalität. Doch nach einer kurzen Einarbeitungszeit kam der Brenkener dort immer besser klar - auch weil er die Sprache lernte. Ein Jahr lang betreute er während seines Auslandspraktikums bei der Brasilieninitiative Avicres Straßenkinder. Das sollte aber nicht sein letzter Besuch in den Armenvierteln sein. Immer wieder flog Klocke in den vergangenen Jahren nach Rio und ist mittlerweile auch im erweiterten Vorstand des deutschen Partnerprojekts aktiv. Nun ist er wieder mit einer Reisegruppe aus dem Kreis Paderborn unterwegs. Am 6. März sind neun Paderborner und Bürener nach Rio geflogen, um sich die von Avicres ins Leben gerufenen Kinderheime, Kindergärten und die Landschaftsschule anzusehen. Dieses Projekt ist 1991 vom Bürener Theologen Johannes Niggemeier mitgegründet worden. &bdquo;Wir sind nicht nur in Brasilien aktiv, sondern auch in Paderborn als Verein verankert. Regelmäßig gab es Leute, meist Abiturienten oder Studenten, die die Möglichkeit eines Auslandspraktikums bei Avicres wahrgenommen haben. Wie ich 2007“, erklärt Tristan Klocke. In der Reisegruppe sei diesmal auch eine junge Studentin. Klocke hofft, dass sie sich für ein Praktikum dort entscheidet. Denn junge Menschen, die diese Art von Auslandserfahrung machen wollen, gebe es immer weniger. &bdquo;Als es die Wehrpflicht noch gab, gab es viele Interessenten, die Zivildienst machen wollten. Auch Corona hat viel kaputt gemacht. Zudem gibt es auch Konkurrenzangebote“, erklärt er. Aber es gebe auch vom Staat und vom Erzbistum Zuschüsse - mittlerweile schon fast zu 100 Prozent. Und es muss kein Jahr sein: ein Semester, Monate oder Wochen seien auch möglich. In den Elendsvierteln kann man nicht überall hingehen Er könne jedem nur empfehlen, das nach dem Abitur oder Schulabschluss zu machen. &bdquo;Es ist eine Bereicherung und - wie ich finde - auch sehr wichtig für die Persönlichkeitsbildung“, sagt der 38-Jährige, der das Produktmanagement für Elektronik beim Automobilzulieferer Hella verantwortet. Er sei damals auch ins kalte Wasser geworfen worden, habe dann aber Portugiesisch gelernt und sich in der Gastfamilie wohl gefühlt. &bdquo;Natürlich muss man sich umstellen. Die Freiheiten, die in Deutschland selbstverständlich sind, gibt es dort nicht.“ Auch interessant: Interview Johannes Niggemeier, Gründer von Avicres, erlebt die arme Seite von Brasilien Man kann nicht überall hingehen, man sollte in manchen Gegenden keine Uhr tragen und Geld am besten in verschiedenen Hosen- oder Jackentaschen verstecken, weiß er aus Erfahrung. Aber das habe man schnell gelernt. Zudem seien die Einrichtungen mit Mauern und Draht umgeben und es gebe dort auch Nachtwächter. Während der zweiwöchigen Reise wollen die Mitreisenden von Klocke die Arbeit von Avicres kennenlernen und die verschiedenen Projekte besuchen. &bdquo;Dabei werden wir Eindrücke vom Leben in den Elendsvierteln von Rio bekommen“, sagt der Brenkener. Ziel des Projektes sei es auch, dass junge Menschen ein Handwerk erlernen, zum Beispiel in einer Möbelwerkstatt. &bdquo;Nachhaltigkeit ist uns wichtig. Die Menschen sollen lernen, unabhängiger zu werden. Und die Stadt soll auch Einrichtungen übernehmen“, so Klocke. Die Reisegruppe aus Paderborn wird auch ein paar Musikinstrumente im Gepäck haben. Denn es gibt ein Projekt, bei dem Straßenkinder die Möglichkeit haben, ein Instrument zu lernen. &bdquo;Das Orchester tritt auch auf und klingt auch schon ganz ordentlich. Mit dem Projekt sollen Teamarbeit und Zusammenarbeit, musikalische Fähigkeiten, Disziplin und Verantwortungsbewusstsein sowie soziale Kontakte und Freundschaften gefördert werden“, erklärt Tristan Klocke.

Meistgelesen