Gedenken an NS-Zeit

Neue Dauerausstellung in Wewelsburg: Ein Ort als Zeitzeuge

In der ehemaligen KZ-Häftlingsküche in Wewelsburg ist ein neuer „GeDenkOrt“ entstanden. Eröffnungsfeier mit politischer Prominenz.

Museumsleiterin Kirsten John-Stucke (v. l.), Landtagspräsident André Kuper und Ministerin Ina Scharrenbach schauen sich in der neuen Dauerausstellung „GeDenkOrt“ die Biografien von Opfern der NS-Zeit an. | © Jan Husmann

Jan Husmann
20.06.2024 | 20.06.2024, 10:13

Büren-Wewelsburg. Bei der Eröffnung der neuen Ausstellung der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg beschrieb Landrat Christoph Rüther zu Beginn die Wichtigkeit solcher Einrichtungen. Viele lebende Zeitzeugen gebe es nicht mehr, sagte er. „Aber auch historische Gebäude können Zeitzeugen sein.“ Durch die erhaltene ehemalige Häftlingsküche des KZ Wewelsburg-Niederhagen hätte es so eine einmalige Chance gegeben.

In einem acht Jahre andauernden Prozess ist dort der „GeDenkOrt“ entstanden. Museumsleiterin Kirsten John-Stucke erklärte, die neue Ausstellung erweitere das Themenfeld der Gedenkstätte Wewelsburg. In der Ausstellung könnten die Besucherinnen und Besucher viel über Biografien von Opfern und Tätern der NS-Zeit in Wewelsburg lernen. Verbindendes Element sei hierbei die Zwangsmigration.

Sechs Fragen führen die Besucher durch die neue Dauerausstellung. Die Frage „Wie betrifft mich das heute?“ schließt die Führung ab. „Flucht, Krieg und Verfolgung sind auch heute relevant“, sagte John-Stucke. Daher sei das Thema Zwangsmigration weiterhin aktuell. Die Gestaltung der Ausstellung sei absichtlich schlicht gehalten. Informationstafeln und Sitzmöbel seien Koffern der Verfolgten nachempfunden. Am Gebäude wurde auf Nachbildungen oder Inszenierungen früherer Ausstattung verzichtet.

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Verfolgung hat vor Ort angefangen

Stefan Mühlhofer, Vorsitzender des Arbeitskreises NS-Gedenkstätten in NRW, betonte die Wichtigkeit von lokalen, dezentralen Gedenkstätten. „Verfolgung hat vor Ort angefangen“, sagte er. Insbesondere Schülerinnen und Schülern sei es wichtig, zu zeigen, dass die Verfolgung an Orten stattgefunden hat, mit denen sie sich identifizieren können.

„Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass wir uns mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzen müssen“, sagte Mühlhofer. Im politischen Raum würde das NS-Gedenken immer häufiger an den Rand gestellt. Das hätten die Diskussionen um die Gedenkstätte Stalag 326 gezeigt.

Die Möbel sind Koffern von Vertriebenen nachempfunden. - © Jan Husmann
Die Möbel sind Koffern von Vertriebenen nachempfunden. | © Jan Husmann

Zu der Eröffnungsfeier im Burgsaal der Wewelsburg war auch Ina Scharrenbach, NRW-Landesministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, gekommen. Das KZ Niederhagen habe als einziges eigenständiges KZ in NRW eine besondere Stellung, sagte Scharrenbach. Sie betonte auch die Wichtigkeit des Denkens bei dem Gedenken an die Opfer der NS-Zeit. Den Namen „GeDenkOrt“ finde sie daher passend.

Zwei Tage der offenen Tür

Auch Landtagspräsident André Kuper begrüßte die mehr als 100 Gäste bei der Eröffnungsfeier. Mit Blick auf die aktuelle politische Lage mahnte er die Gesellschaft dazu, achtsam zu sein. Die neue Ausstellung dokumentiere einen Wahnsinn, dessen Geschichte nicht vergessen werden dürfte.

Zu der Eröffnung kommen Landrat Christoph Rüther (v.l.), Regierungspräsidentin Anna Bölling, Landtagsabgeordneter Bernhard Hoppe-Biermeyer, Landtagspräsident André Kuper, Ministerin Ina Scharrenbach, Museumsleiterin Kirsten John-Stucke, Erik Beck und Bürgermeister Burkhard Schwuchow. - © Jan Husmann
Zu der Eröffnung kommen Landrat Christoph Rüther (v.l.), Regierungspräsidentin Anna Bölling, Landtagsabgeordneter Bernhard Hoppe-Biermeyer, Landtagspräsident André Kuper, Ministerin Ina Scharrenbach, Museumsleiterin Kirsten John-Stucke, Erik Beck und Bürgermeister Burkhard Schwuchow. | © Jan Husmann

Begleitet wurde die Eröffnungsfeier durch beeindruckende Vorträge des palästinensisch-syrischen Pianisten Aeham Ahmad. Im Anschluss an die Eröffnung hatten die Gäste Zeit, die Dauerausstellung zu besuchen.

Für Interessierte öffnet der „GeDenkOrt“ in den kommenden zwei Wochen zweimal seine Türen. Am Sonntag, 23. Juni, ist die Ausstellung von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Am Samstag, 29. Juni, gibt es von 15 bis 16.30 Uhr einen Rundgang durch die Schau. Anschließend ist die Ausstellung an jedem dritten Samstag im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Gruppen können sich für Besichtigungen außerhalb der Öffnungszeit anmelden. Weitere Informationen gibt es online unter www.wewelsburg.de.