Kreis Paderborn. Noch immer läuft die Machbarkeitsstudie zur Almetalbahn, um die Möglichkeiten einer Reaktivierung von Paderborn über Büren bis Brilon wirtschaftlich auszuloten. Wie berichtet, werden Ergebnisse im zweiten Quartal 2023 erwartet. Fallen diese positiv aus, stellt sich im Anschluss die Frage, mit welchen Antriebstechniken die Züge auf der jetzt noch ruhenden Trasse betrieben werden könnten.
Um alternative Antriebe im Regelbetrieb zu erleben, hat sich die Initiative Almetalbahn in Niedersachsen und Baden-Württemberg umgeschaut. In einer Mitteilung heißt es von Sprecher Felix Wagner: „Die Menschen im Almetal möchten berechtigt wissen, was im Falle einer Reaktivierung auf sie zukommt. Wir begegnen den Fragen nicht mit Hochglanzprospekten, sondern mit Erfahrungen aus der Praxis.“
Die Initiative Almetalbahn kam erstmals im Herbst 2021 zusammen. Sie unterstützt nach eigenen Angaben das Projekt vor Ort, "um den Menschen das komplizierte Vorhaben einer Reaktivierung ein Stück näher zu bringen und gemeinsam auf das zu schauen, was kommen könnte", heißt es in der Mitteilung. Sie sei inzwischen auf mehr als 100 Mitglieder angewachsen.
Einführung wird intensiv vorbereitet
Erfahrungen sammelte die Initiative unter anderem bei den Verkehrsbetrieben Elbe-Weser (EVB). „Weltpremiere Wasserstoff“ steht an den ersten sechs Zügen, die bereits im Elbe-Weser-Dreieck zwischen Cuxhaven und Buxtehude unterwegs sind, acht weitere sollen dort künftig alle bisherigen Dieseltriebzüge ersetzen, erfuhren die Ostwestfalen. Bei einer Besichtigung des Hauptstandortes Bremervörde habe eine EVB-Sprecherin der Initiative die Herangehensweise zur Einführung der neuen Züge erläutert.

Eine frühzeitige Öffentlichkeitsarbeit habe viele Fragen der Menschen zum Umgang mit Wasserstoff beantworten können. Die Folge sei vom ersten Tag an eine hohe Akzeptanz gewesen. Lediglich Kondenswasser gebe der klimafreundliche Zug mit seinen 320 Sitzplätzen an die Umwelt ab. Brennstoffzellen und Wasserstofftank des kleinen Kraftwerks auf Rädern befinden sich auf der Dachfläche. Rund 1.000 Kilometer Reichweite seien mit einer Betankung durch Wasserstoff möglich. Dieser soll künftig vor Ort per Elektrolyse aus Windkraft-Strom hergestellt werden.
Den Gästen fiel auf: Die Züge sind aufgrund des fehlenden Dieselmotors außen wesentlich leiser als fossile Vorgänger. Mitfahrer Rainer Wester aus Upsprunge zeigte sich zwar begeistert von der modernen Einrichtung mit Infomonitoren, WLAN und Steckdosen, identifizierte bei der Fahrt aber auch Schwächen im Fahrgastraum. Eine permanent pfeifende Geräuschkulisse habe die Fahrt durch die idyllische Landschaft begleitet, vor allem beim Beschleunigen des Zuges. “Hier muss im Sinne der Reisenden nachgebessert werden“, sagt Wester nach einer Schallpegelmessung im Zug.
Oberleitung und Akku
Derartige Probleme haben Akkutriebzüge nicht, die ab 2023 auf mehreren Strecken in Betrieb gehen und nach Ansicht von Fachleuten ebenfalls für das Almetal in Betracht kommen. Testbetriebe gab es in der Region Stuttgart. Auch hier war die Bürgerinitiative Almetalbahn zu Gast. Dort, wo es Fahrleitungen gibt, fährt der ebenfalls vom Bundesverkehrsministerium geförderte Zug mit Strom und füllt nebenbei seine Akkus. Kommt ein Streckenabschnitt ohne Oberleitung, was im Almetal der Fall wäre, fährt der Zug im reinen Akkubetrieb weiter.
Vorteil dieser Züge sei eine moderate Investition in die Ladeinfrastruktur, die sogar komplett entfalle, wenn irgendwo eine Oberleitung erreicht werden könne. Der Triebwagen sei in 15 Minuten geladen, bei Ökostromnutzung fallen sogar insgesamt 90 Prozent aller CO2-Emissionen weg. Ein solch moderner Zug sei gegenüber den heute üblichen Dieselzügen ebenfalls wesentlich leiser.Die Almetalbahn-Initiative ist froh, die Besichtigungen unternommen zu haben, zumal neben den reinen Umwelt- und Klimaschutzaspekten auch die Interessen von Fahrgästen und Anwohnern in Betracht gezogen werden müssten. Die Antwort auf die Frage, ob eine dieser vorgestellten Techniken eines Tages im Almetal zum Einsatz kommen, steht noch aus. Vorher steht das Resultat der Machbarkeitsstudie im kommenden Jahr an.