Bombendrohung: Gestrandete Fluggäste in Paderborn nur noch genervt

Büren-Ahden. Mit wärmenden Decken über ihren Schultern stehen Daniel Din und Shay Karish am Montagmorgen bei drei Grad Celsius vor dem Terminal des Paderborner Flughafens. Eigentlich wollten sie seit Stunden in ihrer Heimatstadt London sein, doch nach einer "Horrornacht", wie sie sie nennen, stehen sie nun in Ahden und warten auf einen Bus nach Paderborn. Din und Karish gehören zu den 199 Passagieren und sieben Crew-Mitgliedern des Wizzair-Airbus aus Posen, der am Sonntagabend um 22.05 Uhr wegen einer Bombendrohung außerplanmäßig in Paderborn/Lippstadt gelandet ist. "In der Luft gab es erst die Durchsage, dass wir wegen einer technischen Fehlfunktion vorzeitig landen", berichtet Daniel Din. Wenig später habe die Crew jedoch Informationen weitergegeben, wonach sich möglicherweise ein verdächtiges Päckchen an Bord befinde. Die Besorgnis, die daraufhin bei den Passagieren aufkommt, ist am Tag danach im Ahdener Sonnenaufgang aber schon vergessen. Jetzt regiert der Frust. Die Stimmung ist gereizt Die ganze Nacht mussten die gestrandeten Passagiere im Terminal verbringen. Auf die Frage, wie sie versorgt wurden, sagen Dim und sein Reisebegleiter Shay Karish zur NW: "Schlecht. Man hat uns Wasser gegeben, aber das Essen sollten wir selbst zahlen." Eine Frau kommt hinzu und berichtet, dass Mütter mit Kindern allein gelassen worden seien. Die Stimmung nach der bei vielen durchwachten Nacht im Airport-Wartebereich ist gereizt. Flughafensprecher Matthias Hack teilt hingegen mit, dass kostenfrei Snacks und alkoholfreie Getränke ausgegeben worden seien und sich "viele Passagiere" für die "sehr gute Betreuung" bedankt hätten. "Alle anderen Behauptungen sind Quatsch", sagt Hack. Für die Kosten müsse die Airline aufkommen. Es war die polnische Flugsicherung, die nach dem Start in Posen die ernste Bedrohungslage weitergegeben habe, bestätigt Michael Fuhrmann, Sprecher der Deutschen Flugsicherung in Düsseldorf. Die Entscheidung zur Landung in Paderborn habe die Airline getroffen. "Unsere Aufgabe ist es dann, das Flugzeug sicher zur Landung zu führen", so Fuhrmann. Vor Ort wurde die Maschine durch die Polizei schnell geräumt, abseits des Terminals verließen Mannschaft und Passagiere den Flieger über mobile Treppen, das Gepäck wurde ausgeladen. Spürhunde der Polizei übernahmen die Durchsuchung. Gefunden wurde nichts. "Androhung eines Anschlags" "Für den Einsatz mussten wir einige Kollegen aus dem Bett klingeln", sagt Stefan Bökenkamp, Sprecher der Polizei Bielefeld. Die größte Behörde in der Region war federführend bei der Durchführung des Einsatzes, die Kreispolizei Paderborn unterstützte. Eine Sprecherin der Bundespolizei erklärt, warum ihre Behörde nicht die Führung übernahm, obwohl Flughäfen ansonsten von der Bundespolizei gesichert werden: "Die Lage wurde als Androhung eines Anschlags eingestuft. Daher hat das Land mit der Landespolizei übernommen." Lesen Sie auch: Paderborner Flughafen soll Zukunfts-Airport werden Trotz dieser möglichen Bedrohungslage war aber die Luftwaffe nicht eingebunden: "Wir schicken unsere Alarmrotte mit zwei Jets in die Luft, wenn ein Pilot per Funk nicht zu erreichen ist. Das war hier nicht der Fall, deshalb blieben unsere Flugzeuge am Boden", erläutert Oberst Thorsten Weber, der Leiter des Presse- und Informationszentrums der Luftwaffe in Berlin. Obwohl also in der Nacht nach dem üppigen Polizeieinsatz feststand, dass sich keine Bombe an Bord befand, mussten die Menschen weiter ausharren und bis Montagabend auf ihren Rückflug warten. Der Flieger war zwar durch die Behörden längst freigegeben, die Piloten hatten aber ihre gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeit von mindestens zehn Stunden einzuhalten und konnten erst danach den Weiterflug antreten. Hotels nehmen Passagiere auf Um die Unterbringung der mehr als 200 Fluggäste und Crewmitglieder kümmerte sich noch in der Nacht der Flughafen Paderborn/Lippstadt. Vor Ort waren auch Geschäftsführer Roland Hüser und Landrat Christoph Rüther als Aufsichtsratschef. Während sich die Passagiere im Terminal langweilten, wurden Busse organisiert. Einen stellte die Feuerwehr Paderborn mit Fahrer Stefan Gillmann, den anderen ein Transportunternehmen. Mit ihnen wurden die Menschen in drei Hotels nach Paderborn und Bad Lippspringe chauffiert. Im Lippspringer Parkhotel, sowie im Welcome-Hotel und dem Arosa-Hotel in Paderborn hatte das Flughafen-Team zuvor die Unterbringung der unerwarteten Gäste eingestielt. Diese reisten dort übrigens ohne ihr Gepäck an. Über den außergewöhnlichen Aufenthalt im Paderborner Land hält sich die Freude bei den meisten naturgemäß in Grenzen. Sie alle hatten andere Pläne. Sally Davies aus Wales ist schwer genervt: "Meine Töchter verpassen ihren Anschlussflug von London nach Kanada. Sie gehen dort zur Schule und hätten längst unterwegs sein müssen." Aber wie alle anderen sind auch sie von der Situation gefangen. So heißt es für die Mädels, die für Eishockeyspiele in Polen waren, nun eben für einen Tag lang Ostwestfalen statt Ottawa.

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