OWL-Drehkreuz: Paderborner Airport mit "bombastischer" Entwicklung

Kreis Paderborn. Wo monatelang Totenstille herrschte, ist an diesem sonnigen Nachmittag ganz viel Vorfreude zu sehen und zu hören. Es ist wieder was los an den Flugsteigen des Paderborner Airports. Aufgeregte Kinder, ein trinkfreudiger Junggesellenabschied, gut gelaunte Senioren – sie alle wollen mit Flug EW6839 nach Mallorca. Hier am Gate fühlt es sich an, als hätte es Corona nie gegeben. Etwas abseits des Trubels steht Roland Hüser. Er saugt die Szenerie auf – und ist einfach froh, dass wieder Leben in der Bude ist. Harte Zeiten hat der Flughafen hinter sich. Erst die Insolvenz mit der Entlassung von 100 Mitarbeitern sowie einer verschlankten Neuaufstellung – und dann auch noch Corona mit dem Aus für Tourismus und Business-Verkehr. Hüser hat diese Monate nicht vergessen, und mahnt, dass ja niemand wisse, ob Corona im Herbst nochmal zuschlägt. Doch jetzt ist er erstmal ziemlich zufrieden. Nach knapp einem Jahr an der Spitze des OWL-Drehkreuzes kann der Bürener im NW-Gespräch eine Prognose verkünden, auf die er zu Anfang des Jahres nicht zu hoffen gewagt hätte. Der Airport geht von rund 100.000 Fluggästen in den Sommerferien aus. Im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es 114.000. Der Chef nennt die Entwicklung &bdquo;bombastisch“. Hüser hat mit seinem Team vor allem eins getan in den vergangenen Monaten: &bdquo;Wir mussten Vertrauen aufbauen bei Airlines und Reiseveranstaltern. Nach der Insolvenz haben wir Überzeugungsarbeit geleistet für Ostwestfalen-Lippe.“ Für einen Flughafen, der nicht als Ziel-, sondern als Abflugort funktioniert, gehe es darum, &bdquo;die Region zu verkaufen“. Hüser: &bdquo;Wir haben glaubhaft gemacht, dass es hier Bedarfe für die Flugziele gibt.“ Sein Job: Er muss Reiseanbieter dazu bringen, von Paderborn/Lippstadt aus Urlaubsangebote zu schaffen. Hüser reist ab Spätsommer 2021 zu Airlines, ist bei Messen und in jeder Menge Videokonferenzen – immer als Botschafter fürs Paderborner Land und für OWL. Gespräche mit Billigfliegern Der Lohn: Ab Juni kehr der &bdquo;Normalbetrieb“ an den Airport zurück. In den Ferien bedeutet das rund 50 Flüge pro Woche, sieben Jets starten täglich zu den Sonnenzielen. Dass es dabei zumeist ähnliche Destinationen wie in den Vorjahren sind, liege daran, dass diese nachgefragt werden und, wie Hüser sagt, dass Veranstalter noch keine Risiken eingehen wollen. Ziele wie das spanische Festland oder Kroatien könnten von Paderborn aus nur mit Low-Cost-Airlines wie Ryanair, Easyjet oder Wizzair bedient werden. Auch mit diesen Unternehmen werde gesprochen, sagt der Flughafenchef. Solange Subventionen für die Billigflieger aber dazu führten, dass der Airport pro Passagier noch draufzahlen müsse, könne es keine Partnerschaft geben. Immerhin, sagt Hüser, deute sich bei den Low-Costern ein Umdenken an. Noch ausbaufähig ist das Engagement der Lufthansa. Zweimal täglich verbindet die Kranich-Airline Paderborn mit München, früher waren es vier Umläufe täglich. &bdquo;Es fehlen Passagiere, die heute ihre Arbeit per Videokonferenz erledigen und China-Verkehr fällt wegen der dortigen Corona-Lage aus“, sagt Hüser. Gewuppt wird das Reiseglück der Passagiere in Ahden derzeit von 70 Angestellten in der Flughafen GmbH. Etwa 100 Beschäftigte sind es zudem in zwei ausgegliederten Service-Gesellschaften, die auch für die Abfertigung zuständig sind. Hier sei für den Sommer über Aushilfskräfte bereits vorgesorgt, so dass keine außergewöhnlichen Wartezeiten entstehen sollten, hofft Hüser. "Es ist eine Herzensangelegenheit" Können und Flexibilität gezeigt hat die Belegschaft im März, als an Nachbar-Flughäfen Personal streikte und kurzfristig an drei Tagen 25 Maschinen extra abgefertigt werden mussten: &bdquo;Das ist in der Branche gut angekommen. Es gab auch Flughäfen in unserer Größe, die Nein gesagt haben“, sagt Hüser stolz.Überhaupt, die Außenwirkung. Hüser will als oberster Vermarkter dafür sorgen, dass sein Airport positiver wahrgenommen wird: &bdquo;Das hier ist nicht nur mein Job, es ist eine Herzensangelegenheit. Ich will, dass es hier nach vorn geht und die Mitarbeiter und die Menschen der Region stolz auf den Laden sind.“ Neben der unerwartet guten Passagierentwicklung soll dazu auch das Projekt &bdquo;Zukunfts-Airport“ beitragen. In Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Wissenschaft will sich der Flughafen als Showroom und Experimentierfeld präsentieren. Zukunftsprojekte für die Automatisierung der Luftfahrt sollen hier – wie berichtet – zuerst ausprobiert werden. Fünf Millionen Euro an Landesförderung stehen nun bereit. &bdquo;Die Vorhaben steigern den volkswirtschaftlichen Nutzen des Flughafens und es können neue Jobs in der Region entstehen“, ist Hüser überzeugt. &bdquo;Unser Flughafen kann mehr, als er zuletzt gezeigt hat.“

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