Lufthansa streicht Flüge: Paderborner Unternehmer wollen München-Flüge erhalten

Büren-Ahden. Noch wehen die Lufthansa-Flaggen stolz rund um den Airport Paderborn/Lippstadt. Die Kranich-Airline ist mit Unterbrechungen seit Jahren die Linienverbindung für Reisende der Region in die ganze Welt. Doch am Mittwochvormittag hat die umsatzstärkste Fluggesellschaft Europas überraschend zum Sommer 2025 ihren Rückzug vom OWL-Flughafen angekündigt. Für den Flughafen ist es ein schwerer Schlag, denn auch im Jahr seines 55-jährigen Bestehens verweisen die Macher um Geschäftsführer Roland Hüser stets auf die Bedeutung der Anbindung zum Drehkreuz München. Von dort aus können Fluggäste Ziele in aller Welt erreichen. Doch der Flughafen präsentiert zeitgleich mit der Ankündigung des Lufthansa-Rückzugs eine Alternative, die für Ersatz sorgen soll. Mit einer &bdquo;deutschlandweit einzigartigen Initiative“, wie es in einer Presseerklärung heißt, soll die beliebte Geschäftsreise-Verbindung nach München gerettet werden. Nach der Entscheidung der Lufthansa, die Strecke nicht fortzuführen, hätten sich &bdquo;zahlreiche starke Partner aus der Region“ zusammengefunden. Sie wollen demnach eine eigene Gesellschaft gründen, die ab Juni 2025 die Strecke nach München bedienen kann. In Gesprächen hätten sich &bdquo;zahlreiche Unternehmer und Privatpersonen“ gefunden, die die Gründung einer Flugbetriebsgesellschaft finanziell unterstützen wollen. Der Paderborner Landrat und Airport Aufsichtsratschef Christoph Rüther (CDU) hat nach Angaben von Flughafensprecher Matthias Hack die Initiative angestoßen, begleitet werde sie von Beginn an durch den CDU-Bundestagsabgeordneten Carsten Linnemann. Lesen Sie auch: Neuer Name für den Flughafen Paderborn/Lippstadt Lufthansa ist ins neue Paderborner Projekt eingebunden Veränderte Rahmenbedingungen nach der Pandemie sowie hohe staatliche Abgaben und Gebühren hätten bei der Lufthansa dazu geführt, die Strecke Paderborn/Lippstadt-München nicht mehr wirtschaftlich betreiben zu können, heißt es. Nun prüfe die Airline mit einer regionalen Fluglinie &bdquo;offen und wohlwollend“, unter welchen Rahmenbedingungen die München-Route dennoch gesichert werden kann. Kommentar zu diesem Thema: Rettungsplan für Flugverbindung zeigt wahren Unternehmergeist Eine Möglichkeit sei ein sogenanntes &bdquo;Interline-Abkommen“ der Lufthansa mit einer operierenden Airline. Von einem Abschluss ist dieses Vorhaben noch entfernt, wie der Mitteilung zu entnehmen ist. &bdquo;Die beteiligten Partner werden diesen Ansatz nun detailliert prüfen“, heißt es. Federführend bei der Gründung der neuen Flugbetriebsgesellschaft sei Christoph Plass, Vorstand der Bürener Unternehmensberatung Unity mit Sitz im Gewerbegebiet am Flughafen und Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld. Die Gründung der Flugbetriebsgesellschaft soll &bdquo;zeitnah“ erfolgen, um &bdquo;die positiven Gespräche mit der Lufthansa und möglichen Partnern fortzuführen“. Der Flughafen Paderborn/Lippstadt unterstützt laut einer eigenen Erklärung die privaten Initiatoren einer neuen Business-Linie. &bdquo;Es ist großartig, dass Unternehmer und Privatpersonen eine neue Flugbetriebsgesellschaft gründen wollen, um die Verbindung nach München über den Sommer 2025 zu erhalten. Damit knüpfen sie an den legendären Computer-Pionier Heinz Nixdorf an, auf dessen Betreiben hin die München-Verbindung vor mehr als 40 Jahren ins Leben gerufen wurde“, sagt Flughafen-Boss Hüser. Erst im Frühjahr hatte Lufthansa die Linienverbindung zwischen Paderborn und München erweitert. Seit April waren täglich drei planmäßige Flüge – am Morgen, Vormittag und Nachmittag – möglich. Die dritte Verbindung war von Hüser und Aufsichtsratschef Christoph Rüther als Zeichen der Aufwertung des aus der Insolvenz zurückgekehrten Flughafens vermarktet worden. Besonders Passagiere aus der regionalen Wirtschaft nutzten die München-Linie, hatten beide stets betont. Es ist die einzige Linienverbindung von und nach Paderborn. Der Wert von Zubringerflügen für Lufthansa Die Auslastung der zumeist nach München eingesetzten Jets vom Typ Bombardier CRJ900 der Lufthansa-Cityline sei sehr gut gewesen, hatte Hüser noch im Frühjahr betont – weshalb der Airport bei der Kranich-Airline für den dritten Tagesumlauf kämpfte. Zudem hätten Analysen ergeben, dass die Route Paderborn-München zahlreiche Kunden ins Lufthansa-Netz beförderte, die hochpreisige Tickets für internationale Weiterflüge buchten. Diese Daten seien wertvoll für den Erhalt sogenannter Zubringerflüge. Aber auch diese Rechnung ist im Lufthansa-Konzern offenbar nicht mehr aufgegangen. Mehr zum Thema Flughafen: Beschwerde über Fluglärm am Paderborner Airport – Bürger wollen Infos zu Nachtflügen Zu Jahresbeginn hatten sich Flughafen-Geschäftsführer und Aufsichtsratschef äußerst zufrieden mit 723.355 Fluggästen für das Jahr 2023 gegeben. Rüther sprach von &bdquo;rasantem Wachstum“, denn sogar das Vor-Corona-Niveau aus 2019 war übertroffen worden. Immer wieder hat der Airport Steigerungsraten bei Passagierzahlen und Flugbewegungen gemeldet, seitdem die Insolvenz in Eigenregie im Frühjahr 2021 inklusive der Kündigung von rund 100 Mitarbeitern abgeschlossen ist. Das könnte Sie auch interessieren: Von Paderborn geht’s jetzt schneller nach New York Im September hat der Flughafen sein 55-jähriges Bestehen mit einer Party im früheren Air-Berlin-Hangar gefeiert und dabei eine Namenserweiterung bekannt gegeben. In Anerkennung der Leistungen des Paderborner Computerpioniers heißt er seitdem Flughafen Paderborn/Lippstadt Heinz Nixdorf.

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