Deutschlands Marketingleiter von Ryanair sieht großes Potenzial im Paderborner Flughafen

Herr Meyer, Sie sind erst seit 2024 für die irische Fluggesellschaft Ryanair verantwortlich für den deutschsprachigen Raum als Kommunikations- und Marketingleiter. Vorher waren Sie aber in einer ganz anderen Branche tätig. Marcel Pouchain Meyer: Ja, ich war bei der Pharma- und Diagnosticfirma Roche in der Schweiz sowie bei Dentsply Sirona einem Dentalequipmenthersteller und habe dort die Deutschland-Kommunikation geleitet. Zu Ryanair bin ich gekommen aus Passion. Ich bin als Student schon immer günstig mit Ryanair geflogen und bin vom Konzept überzeugt. Als die Stelle damals ausgeschrieben war, habe ich mich darauf beworben. Als Kunde wissen Sie dann ja auch, wo es auch hakt und wo man etwas verbessern kann? Ja, tatsächlich. Ich versuche immer, aus der Kundenperspektive da drauf zu schauen. Wo ist der erste und wo der letzte Kontaktpunkt. Wie oft waren Sie bereits am Paderborner Flughafen? Noch gar nicht. Ich war nur in der Stadt und habe mich dort mit den Verantwortlichen des Flughafens getroffen und wir haben über die aktuelle Lage gesprochen. Und Libori habe ich natürlich auch kennengelernt. Ich bin überrascht, wie groß das ist. Lesen Sie auch: Erst Ryanair, jetzt Lufthansa: Rutschen die NRW-Flughäfen in die nächste Krise? Mehr als zwei Jahre fliegt Ryanair nun von Paderborn/Lippstadt. Wie fällt Ihre Bilanz aus? Wir sind definitiv zufrieden mit Paderborn, es läuft gut. Die Flüge sind gut ausgelastet. Wir mögen Konsistenz und Planungssicherheit. Ihre Flugziele sind von Paderborn aus seit März 2023 Alicante, Málaga und Palma de Mallorca. Welche Unterschiede gibt es im Buchungsverhalten auf den drei Strecken? Ganz allgemein kann man sagen, dass die spanischen Routen extrem gut laufen. Diese drei Ziele sind zu deutlich über 90 Prozent ausgelastet. Das liegt primär an den günstigen Ticketpreisen. Wir schauen uns natürlich auch demografische und andere Faktoren an, wenn wir die Routen planen – neben dem Kostenaspekt. Was können Sie den Paderborner Kunden noch anbieten, denken Sie auch über neue Destinationen nach? Wir gucken uns natürlich immer an, wie wir in unserem sehr komplexen Routennetzwerk das bestfunktionierende Flugsystem aufbauen können. Wir machen über 3.600 Flüge pro Tag, da sind andere Airlines deutlich hinten dran. Aber neue Destinationen sind für Paderborn nach momentanem Stand einmal nicht geplant. Diese drei sind erst einmal eine Bank. Neue Destinationen müssen für uns auch kostentechnisch attraktiv sein, denn wir müssen an beiden Orten Geld zahlen. Und für den Flughafen Paderborn geht es erstmal darum, die bestehenden Flugverbindungen zu halten – insbesondere im Übergang vom Sommer zum Winter, wo erfahrungsgemäß die Flugpläne etwas dünner werden. Wenn der Flughafen in der Lage ist, die Flugpläne zu halten, ist es schon ein Erfolg. Auch interessant: Ryanair-Flüge vom Airport Paderborn sehr gefragt Am Nachbar-Airport in Dortmund sind Sie seit April 2025 nicht mehr vertreten. Warum fliegen Sie noch ab Paderborn? Der Dortmunder Flughafen ist per se ein sehr teurer Flughafen. Wir haben uns entschieden, aufgrund der hohen Flughafenentgelte gepaart mit den hohen staatlichen Gebühren uns vom Dortmunder Flughafen zurückzuziehen. Am Ende des Tages sind wir ein Wirtschaftsunternehmen und gucken uns genau an, wo die Entgelte günstiger sind. Zudem gibt es genug andere Flughäfen in der Region wie Düsseldorf, Münster/Osnabrück oder Paderborn/Lippstadt, die auch attraktiv sind und wo wir schon aktiv sind. Welches Potenzial sehen Sie in Paderborn/Lippstadt? Ein großes Potenzial. Paderborn ist jetzt schon ein sehr wichtiger Partner von uns und wir sind ein sehr starker Partner für den Paderborner Flughafen. Aber, wenn wir über Potenzial sprechen, dann sind auch die Kosten ein wichtiger Faktor. Wenn der Flughafen mehr Kapazitäten, neue Routen oder stationierte Flugzeuge gewinnen will, müssen wir immer an der Kostenschraube drehen. Der Flughafen muss attraktiv sein, denn er steht in direkter Konkurrenz zu Münster/Osnabrück, der übrigens die gleichen Routen anbietet, und Weeze. Die Standortkosten in Deutschland sind viel, viel zu hoch und höchst unattraktiv für uns. Prinzipiell gibt es eher Kürzungen im deutschen Markt als Erweiterungen. Lesen Sie auch: Flugsicherheit in NRW: Flughafen Paderborn/Lippstadt liegt auf Platz zwei Die schlechte Klimabilanz von Flugzeugen wird auch oft kritisiert. Wie ist Ryanair aktuell aufgestellt und was ist für die nahe Zukunft geplant? Wir sind extrem klimaeffizient, da wir die Airline sind, die die höchste Auslastung der Maschinen hat. Wir haben auch sehr klimaeffiziente Maschinen, bekommen zeitnah weitere Boeing geliefert, die nochmal treibstoffeffizienter sind und gleichzeitig mehr Passagiere aufnehmen können. Ihr Boss, der Ryanair-CEO Michael OLeary, fordert, wie anderen Branchengrößen, die Reduzierung der Luftverkehrskosten in Deutschland. Wie wettbewerbsfähig ist Paderborn/Lippstadt im europäischen Vergleich? Europäische Flughäfen stehen in direkter Konkurrenz. Im europäischen Vergleich ist Paderborn eher weniger wettbewerbsfähig. Die Flughafenentgelte im deutschen Raum sind im Vergleich zu anderen europäischen Ländern deutlich höher. Eine Luftverkehrssteuer in Höhe von über 15 Euro ist für uns deutlich zu hoch, das ist ein Riesenkostenpunkt, den wir in anderen Ländern nicht haben. In Schweden, Ungarn und einigen Regionen in Italien ist die Steuer abgeschafft worden, um den Tourismus anzukurbeln. In Deutschland haben wir leider den entgegengesetzten Trend, obwohl es im Koalitionsvertrag festgeschrieben war. Aber Paderborn ist in Deutschland gut angesiedelt, es rentiert sich auch für Ryanair, hier Geschäfte zu machen. Strategisch muss man mal sehen, in welche Richtung es geht. Es liegt ein Stück weit am Flughafen, aber auch am deutschen Staat. Der angesprochene Michael OLeary hat mit einem Radiointerview neulich mal wieder Schlagzeilen gemacht und sprach von der &bdquo;Plage“ der Passagiere mit zu großen Handgepäckstücken. Was ist das Problem? Das frage ich mich auch. Unsere Regeln sind klar, da gibt es auch keine Ausrede, die werden umgesetzt. Jeder, der bei uns ein Ticket kauft, wird mehrfach darauf hingewiesen. Daher wundern wir uns immer wieder, wenn Passagiere mit größerem Gepäck einchecken wollen und verwundert sind, dass sie eine Extragebühr bezahlen müssen. Ryanair vermarktet sich von jeher als Billigflieger. Bei Gepäckmitnahme auf Ryanair-Flügen wird es aber für Passagiere schnell deutlich teurer. Sind Sie nur noch dem Ruf nach eine Low-Cost-Airline? Nein, wir sind definitiv immer noch eine Low-Cost-Airline. Wenn man sich die Kosten der anderen Airlines ansieht, auf den Flugpreis heruntergebrochen, dann sehen wir, dass unsere Tickets deutlich günstiger sind – manchmal sogar bis zu fünfmal günstiger. Ich lasse auch die Kritik nicht mehr gelten, dass unser Buchungsprozess verwirrend oder unklar ist. Wie bewerten Sie den durch lokale Unternehmer organisierten Aufbau der neuen Airline Skyhub PAD, um die Region Ostwestfalen-Lippe weiter mit München zu verknüpfen? Dazu kann man nur gratulieren. Ich hoffe, dass sie im September starten können. Es ist eine gute Initiative, dass der Flughafen Paderborn trotz Lufthansa-Rückzug weiter versucht, an München angebunden zu bleiben. Aus Ryanair-Brille kann und will ich das Projekt aber nicht bewerten. Von daher: Viel Erfolg. Wir würden auch gerne wieder innerdeutsch fliegen, aber da sind die Kosten – wie schon mehrfach betont – einfach zu hoch. Für uns ist das unattraktiv.

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