Osterlämmer ziehen im Bürener Land auf die Weide

Büren. &bdquo;Määähhh!“ Auf der Wiese an der Siddinghäuser Straße in Büren sind seit Dienstag die wohlklingenden Laute junger Lämmer zu hören. Mit der ungewohnten Sonnenwärme auf der Wolle legen sich Mutterschafe und ihr Nachwuchs erstmal in den Schatten. &bdquo;Der meiste Nachwuchs ist schon verkauft“, erklärt Ferdinand Niggemeier (75) – und weiter: &bdquo;An eine hochwertige Gastronomie bei Arnsberg, wo die Gäste ihr Lammfleisch auf der Weide auswählen können.“ Die meisten so genannten Osterlämmer kommen bekanntlich um Weihnachten herum auf die Welt. Rund 40 Muttertiere der Rasse Westfälisches Schwarzkopfschaf füttert der Hof Niggemeier nach wie vor – das Erbe einer mehr als 200-jährigen Tradition. Aus einer Klosterschäferei heraus hatte die Familie im Zuge der Umwandlung kirchlicher Güter schon Anfang des 19. Jahrhunderts eine eigene Herde aufgebaut – mehr blieb mündlich nicht überliefert. Wie die Schäferei ab den 1920er Jahren aussah, übermittelte den Niggemeiers Mutter Helene (1911-1987). Die Schäfer-Familie hieß damals Thöne und bewohnte in Büren schon das Haus Südmauer 4. 1928/29 tauschte sie das Gebäude mit dem des Lumpensammlers Aust (damals ein ehrbarer Beruf), dem es seinerzeit in seinem noch einsamen Haus in der Sebastianstraße 34 zu kalt gewesen wäre, weiß Ferdi Niggemeier. Die Zeit zwischen den Weltkriegen dominierte die Wanderschäferei. Großvater Johannes Thöne und seine Familie zogen mit bis zu drei Hammelherden in den Wintermonaten teilweise bis ins wärmere Rheinland. Als der Sohn Johannes (1902-30) an den Folgen einer Nierenoperation starb, fehlte der familiäre Nachfolger. Damals heiratete Ferdinand Niggemeier (1906-74), Vater des Sohnes gleichen Namens, aus Harth in die Bürener Schäferei ein. 1939 nahm er als einer von 15 neuen Schäfern im Kreis Büren seinen Meisterbrief entgegen. Wirtschaftlich ging es dem Betrieb gut, weil Wolle nicht zuletzt für die Soldaten gebraucht wurde. Felder erhielten natürliche Düngung durch die Schafe Hatte vor 1945 noch fast jeder Bauer mehr oder weniger viele Mutterschafe, die sommertags bei den Schäfern geweidet wurden, so schafften selbst die größeren Höfe ihre Tiere bis um 1960 ab. Zu dieser Zeit trat der vielen Bürenern noch bekannte Josef Niggemeier (1940-2008) als Schäfer in die Fußstapfen seines Vaters. Er absolvierte seine Meisterprüfung 1965.Der Junggeselle hütete seine Herde an den heimischen Hängen und auf den abgeernteten Äckern zur natürlichen Düngung. &bdquo;Nach festen Absprachen mit den Bauern“, so sein Bruder Ferdi. Josef Niggemeier schlief als Schäfer schon zu Hause, überließ die eingezäunte Herde nachts der Wacht seiner Hunde. Niggemeiers entschieden sich im Zuge der Technisierung gegen den Trend zur Schweinehaltung, bauten 1969 einen größeren Schafstall an der Siddinghäuser Straße und erweiterten ihn nach dem Umzug in das neue Wohnhaus auf die Größe für fast 400 Mutterschafe. &bdquo;Alle Familienmitglieder haben feste mitgearbeitet“, sagt Ferdi Niggemeier im Rückblick.Er, der in der Schmiede Fuest gelernt hatte, erst zur Firma Rosenberg (Ringelstein/Alme), dann zu Landmaschinen Betten wechselte und beim Wasserverband Obere Lippe sein Berufsleben abschloss, hielt die Tradition auch weiter hoch, als sein älterer Bruder Josef 1999 als letzter Bürener Schäfer den Betrieb an seinen Neffen Wendelin verpachtete. &bdquo;Wir alle waren bei der Schäferei immer dabei“, sagt Wendelin Niggemeier, der neben seiner Tätigkeit als Hausmeister in Böddeken die nebenerwerbliche Landwirtschaft mitträgt. Die Familie lässt heute ihre Ackerflächen (15 Hektar) von einem Cousin bewirtschaften und betreut dafür in ihren Stallungen eine Jungtier-Aufzucht (Rinder) mit einem Bullen.Keine 80 Schafe mehr gäbe es aktuell in der Bürener Kernstadt, bedauert Ferdi Niggemeier. Die Begeisterung für diese Tiere möchte Wendelin Niggemeier gern auch an seinen vierjährigen Pflegesohn weitergeben – und dafür bleiben jedes Jahr einige Osterlämmer im eigenen Betrieb.

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