Kreis Paderborn Turbo-Tests mit 15 Tonnen am Paderborner Airport

Büren-Ahden. So paradox es auch kling: Mit einem Fallturm soll es weiter nach oben gehen für die Heggemann AG. Das Unternehmen aus dem Gewerbegebiet am Flughafen Paderborn/Lippstadt, das sich als Zulieferer für die Großen der Luft- und Raumfahrt wie Airbus, Boeing oder Rolls Royce einen Namen gemacht hat, ist stolz auf sein neues Testzentrum auf dem Betriebsgelände. In dem mehr als 13 Meter hohen Neubau testet die Firma nach eigenen Angaben eigene Produkte, aber auch Konzepte externer Unternehmen. "Das können ganz Fluggastzellen sein, aber auch Fahrwerke bis zur Größe des Bugfahrwerks eines Airbus A320", sagt Türkmen Hildebrand, Vorstandsassistentin bei Heggemann, auf NW-Nachfrage. Im Blick hat Heggemann dabei nicht nur die konventionelle Luftfahrt mit den derzeitigen Jets und ihren Nachfolgern, sondern auch neuartige Fluggeräte wie Lufttaxis und Transportdrohnen, an denen weltweit geforscht wird. Im Fallturm simuliert das Unternehmen im Rahmen der Tests sogar Landungen im Normal- und Notfall. Der Testturm funktioniert so: Die zu testenden Bauteile und Systeme werden auf einer Höhe von bis zu acht Metern fixiert und rasen dann mit Hilfe eines fest verbauten Schlittens mit Gewichten von bis zu 15 Tonnen bis zu einem Aufschlagspunkt. Dabei werden sie von Messtechnik und Hochgeschwindigkeitskameras beobachtet. Der Prüfkörper landet nach freiem Fall auf einer Messplatte, die sämtliche Reaktionskräfte erfasst und über eine eigens programmierte Auswertungssoftware dokumentiert.Zusätzlich zu diesem Verfahren könne bei Flugzeug-Fahrwerken ein Rad im Test mit bis zu 350 km/h angedreht werden, um real auftretende Belastungen auf das Fahrwerk darzustellen. &bdquo;Mit diesen Testergebnissen optimieren wir die Entwicklung der Systeme, um bei minimalem Bauteilgewicht die maximale Sicherheit der Passagiere gewährleisten zu können“, beschreibt Entwicklungsleiter Thomas Meyer die Absicht der Tests. Innovationzentrum soll am Airport entstehen &bdquo;Mit dieser Investition im hohen sechsstelligen Bereich stärken wir die Zukunftsfähigkeit unseres familiengeführten Unternehmens. Gleichzeitig wollen wir ein sichtbar positives Zeichen für das Innovationszentrum am Flughafen setzen“, wird der Aufsichtsratsvorsitzende Robert Heggemann in einer Mitteilung zitiert. Erst vor zwei Wochen hatten Flughafen, eine Gruppe von Unternehmen und der Kreis angekündigt, den Airport zu einem Innovationszentrum für nachhaltige Luft- und Raumfahrt-Technologien sowie effiziente Flughafen-Infrastrukturen entwickeln zu wollen. Sie wollen ein Teil sein bei der Entwicklung von Fluggeräten wie Lufttaxis und Transportdrohnen sowie neuartigen Antrieben, die besonders lärm- und emissionsarm sind. Als langjähriger Partner der internationalen Luftfahrtindustrie sei Heggemann bereits "in viele innovative Projekte bei der Entwicklung und Herstellung komplexer Systeme involviert", heißt es vom Unternehmen. Das neue Testzentrum, Baustart war im Sommer 2020, löst nun ein viel kleineres ab. Entwicklungsleiter Meyer erläutert den Stellenwert des Neubaus: &bdquo;Die Möglichkeit, die von uns ausgelegten und gefertigten Strukturen und Fahrwerkssysteme jetzt auch mit einer eigenen Testvorrichtung verifizieren zu können, ist für Unternehmen vergleichbarer Größe weltweit einzigartig und verkürzt Entwicklungszyklen für unsere Kunden signifikant.“ Bei der Durchführung von so genannten Dauerfestigkeitsprüfungen und Umwelttests kooperiert Heggemann mit der Firma LIA Engineering aus Paderborn, einem Spezialisten für Leichtbau, der sich aus der Universität ausgegründet hat. Jeder Aufprall im Testzentrum, so scheint es, ist Musik in den Ohren von Robert Heggemann. Er sieht die Firma damit noch besser aufgestellt: &bdquo;Diese Investition in unseren Standort am Flughafen ist ein wesentlicher Meilenstein bei der zukünftigen Ausrichtung unseres Unternehmens. Sie stellt gleichzeitig einen ersten Schritt in ein neues Geschäftsfeld dar, mit dem wir zukünftig als Anbieter von Testdienstleistungen für unsere internationalen Kunden auftreten werden.“So könnte eben auch ein Fallturm zur Aufstiegshilfe werden.

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