Büren-Brenken. Nicht das Coronavirus, sondern das Sturmtief Sabine hatte am 10. Februar dafür gesorgt, dass in Brenken die Kirchturmuhr der St. Kilian-Pfarrkirche ihren Dienst einstellte. Der Orkan hatte mit einer solchen Kraft getobt, dass der große Minutenzeiger an dem Zifferblatt der Ostseite abknickte und herunterfiel.
Seither stand die fast 100 Jahre alte Turmuhr still und auch der Glockenschlag blieb aus. Doch das ist nun Geschichte. Seit Donnerstagvormittag hört man in Brenken wieder, was die Stunde geschlagen hat. Auch drei der vier Zifferblätter drehen wieder ihre Runden.

Bewerkstelligt haben das der Turmuhr- und Glockenspezialist Eckhard Wende und seine Frau Cristina. Das Ehepaar aus Sachsen-Anhalt war von der Kirchengemeinde Brenken mit der Reparatur der Kirchturmuhr beauftragt worden. Schnell stellte sich heraus, dass die Reparaturmaßnahmen am Uhrwerk nicht zu kompliziert waren. Schwieriger war es aber, den Rest des abgebrochenen Zeigers abzubauen.
Zwei neue Zeiger in der Werkstatt hergestellt
Hier konnte Peter Klüsekamp aus Büren mit seinem Kranwagen Hilfe leisten. Mit entsprechendem Werkzeug ausgerüstet, ließ sich Eckard Wende in die Höhe hieven. Wenig überrascht war der Experte darüber, dass auch der Stundenzeiger arg mitgenommen war. Neben den Witterungsschäden hatte der 80 Zentimeter lange und mit Blattgold belegte Zeiger jedoch auch zwei Einschusslöcher. Überraschend waren ebenfalls die vielen Einritzungen und Gravuren an der Sandsäule im Schallfester. Über Jahrhunderte haben Handwerker hier ihre Spuren hinterlassen.
In seiner Werkstatt wird Eckhard Wende jetzt zwei neue Zeiger für die Brenkener Turmuhr herstellen. Auch dafür wird er wieder Kupferblech verwenden. Nach der Fertigstellung und Montage wird dann auch auf dem Zifferblatt an der Ostseite wieder die Zeit angezeigt.
Die Kirchturmuhr der katholischen Pfarrkirche Brenken gehört zu den wenigen im weiten Umkreis, die noch vollständig mechanisch im Betrieb ist. Die 1919 von der Firma Vortmann aus Recklinghausen eingebaute Uhr wird jede Woche mit einer Kurbel aufgezogen.
1919 kostete die Kirchturmuhr 3.506 Mark
Diese Aufgabe hat seit vielen Jahren die Brenkener Familie Düchting übernommen. Aktuell ist es in der dritten Generation Thorsten Düchting, der jeden Samstag den Turm erklimmt, um mit der Kurbel die beiden großen Gewichte über zwei Ebenen des Turmes nach ober zu ziehen. Die Uhr läuft dann eine Woche und auch ihr Schlagwerk ist auf eine Woche ausgelegt.
1919 hat die Kirchengemeinde 3.506 Mark für die Kirchturmuhr bezahlt. Heute, so Wende, sei eine solche Uhr kaum noch bezahlbar. Daher werden die alten Uhren fast immer restauriert und generalüberholt. „Die Mechanik ist einfach sehr gut und das Material langlebig" , sagt Wende.
Wie leidenschaftlich gern sich der 61-Jährige mit dem Thema Turmuhren beschäftigt, spiegelt sich in vielen Bereichen wider. So hat er unlängst einen Innovationspreis dafür erhalten, dass er ein Patent für eine Pendelsperre entwickelt hat, mit der sich alte Turmuhren selbstständig aufziehen und ihre Uhrzeit einstellen können.