Kreis Paderborn

So kämpft ein Fahrgastverband für die Rückkehr der Almetalbahn

Fachleute fordern Schließung der "größten Lücke im Schienennetz Westfalens".

Über die mögliche Reaktivierung der Almetalbahn, hier ein Streckenabschnitt am Bahnhof Ringelstein, wird auf vielen Ebenen debattiert. | © Johannes Büttner

03.03.2020 | 03.03.2020, 21:03

Kreis Paderborn. Mit aller Deutlichkeit unterstützt der Fahrgastverband Pro Bahn erneut eine mögliche Reaktivierung der Almetalbahn, also der Bahnlinie von Paderborn über Büren nach Brilon. Der Interessenverband der Bahnkunden sieht ein Wiederaufleben „als notwendigen Lückenschluss im westfälischen Schienennetz".

Pro Bahn stehe als NRW-Landesverband und mit seinem Regionalverband Ostwestfalen-Lippe hinter dem Projekt, heißt es in einer Erklärung. Der Fahrgastverband erwartet, „dass der Kreis Paderborn und die Anliegergemeinden im Bemühen um die Reaktivierung nicht nachlassen". Zuletzt gab es Initiativen in Borchen, Salzkotten, Büren und Brilon.

In Zurückhaltung übten sich bis zuletzt Vertreter aus Paderborn. Zwischen OWL und dem Hochsauerland klafft laut Pro Bahn „die größte Lücke im Schienennetz in ganz Westfalen". Am Mittwoch, 4. März, wird Rainer Wester, Experte von Pro Bahn und CDU-Ratsherr in Salzkotten, daher bei einem Info-Abend der Grünen-Kreistagsfraktion um 18 Uhr im Bürgersaal in Büren Chancen und Zusammenhänge einer Reaktivierung erläutern.

Zwischen OWL und Hochsauerland

„Wer nicht nur von der Belebung des ländlichen Raums schwatzt, sondern es ernst damit meint, muss die Reaktivierung der Bahnlinie von Paderborn bis Brilon unter einem besonderen Gesichtspunkt sehen", sagt Rainer Engel, Referent für Verbraucherschutz und Deutschland-Takt des Pro-Bahn-Landesverbands. „Das Land Hessen hat mit der Reaktivierung der Bahnlinie von Brilon nach Marburg (…) bereits ein Zeichen für den ländlichen Raum und die Wiederherstellung der überregionalen Verbindung gesetzt. Der Lückenschluss zwischen OWL und dem Hochsauerland ist strukturell genauso wichtig wie der Rhein-Ruhr-Express, der seit kurzer Zeit jede Stunde nach Paderborn kommt und bald stündlich bis Kassel durchfahren soll," erklärt Engel.

Erfolgreich seien Reaktivierungsprojekte vor allem dann, wenn sich Kreise und Anliegergemeinden aktiv engagieren. „Forderungen genügen dafür allein nicht", sagt Engel. „Schon jetzt kann jede Kommune darüber nachdenken, welche Bahnübergänge geschlossen oder umgestaltet werden können, um Kosten zu senken, welche Flächen an neuen Haltepunkten gesichert werden müssen, um dort Abstellplätze für Fahrräder und Autos zu schaffen, und wie der Busverkehr umgestaltet werden könnte. Nur so kann man Politiker in Düsseldorf davon überzeugen, dass die besondere Förderung sinnvoll ist. Wir haben es mit einem Verteilungskampf zu tun, denn Reaktivierungsprojekte schießen landesweit wie Pilze aus dem Boden."

"Bundesweit einmaliger Fall"

Die Besonderheit der Bahnlinie zwischen Paderborn und Büren sei, dass zwar die Schienen als Schrott verkauft worden sind, aber rechtlich das Gleisbett nach wie vor als Eisenbahn gilt. „In diesem Ausmaß ist das bundesweit ein einmaliger Fall", so Engel.

Eine Region wie der Altkreis Büren ist nach Auffassung von Pro Bahn mehr als je zuvor auf eine Bahnlinie angewiesen. „In den großen Städten, auch in Paderborn, wird der Wohnraum knapp, und um den knappen Straßenraum beginnt ein erbitterter Kampf zwischen Radfahrern, Fußgängern und Autofahrern. Es wird künftig immer schwerer und teurer werden, mit dem eigenen Auto bis in die Stadtzentren zu gelangen. Um den Standort Büren für Arztpraxen und andere qualifizierte Dienstleistungen attraktiv zu erhalten, wird ein Bahnhof mit einer weiträumigen Anbindung immer wichtiger", sagt Engel.