Paderborn. In 4 Stunden und 23 Minuten sind Zugreisende von Paderborn in München – sofern der ICE pünktlich ist. Diese Direktverbindung wird es nach NW-Informationen nach dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember nicht mehr geben. Auch in Altenbeken und Warburg hält besagter ICE aktuell einmal täglich in jede Richtung. Für Paderborn ist der München-Zug der aktuell einzige ICE-Halt. Trotzdem werden am Hauptbahnhof auch künftig ICE der Deutschen Bahn halten.
Der Höxteraner Landtagsabgeordnete Matthias Goeken, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Düsseldorfer Landtag, hatte nach Bekanntwerden von Spekulationen über das Aus der München-Anbindung direkt bei der DB nachgefragt. Ein Bevollmächtigter des Unternehmens hat ihm nun ausführlich geantwortet. In dem Schreiben, das der Neuen Westfälischen vorliegt, steht, dass im Fahrplan für 2026 das bisherige ICE-Zugpaar via Kassel von/nach München und über Paderborn, Altenbeken und Warburg entfallen soll.
Dieser Schritt soll zu mehr Stabilität im Fahrplan – sprich mehr Pünktlichkeit – beitragen. Hintergrund: Laut Angaben des Bahn-Bevollmächtigten wurde bisher in Würzburg an einen ICE aus Frankfurt nach München an- beziehungsweise in der Gegenrichtung abgekoppelt. „Der Entfall des betrieblich sehr aufwendigen An- beziehungsweise Abkoppelns (in Fachsprache Flügeln genannt) wird mehr Stabilität in den Fahrplan bringen“, schreibt der Bahnmanager.
Welche Strecke Paderborn an den Fernverkehr anbinden soll
Derlei Optimierungen erfolgen ihm zufolge aktuell bundesweit, „um die schlechte betriebliche Lage zu verbessern“. Für eine eigenständige ICE-Fahrt via Paderborn von oder nach München – ohne Flügeln – habe es leider wegen zahlreicher Baustellen keine geeigneten Zeitfenster im dicht belegten Schienennetz mehr gegeben. Ob eine solche im Fahrplan 2027 wieder eingerichtet werden kann, solle allerdings künftig geprüft werden.
Das Hochstift muss dann allerdings keinesfalls komplett ohne ICE-Anbindung auskommen, wie aus dem Antwortschreiben der Deutschen Bahn an Goeken hervorgeht: „Dafür hält in Paderborn vorerst bis zum 20. September 2026 ein neues ICE-Zugpaar, das zwischen Köln/ Dortmund, Paderborn, Kassel, Erfurt, Leipzig und Dresden verkehrt“, erläutert der Bahnmanager.
In Paderborn sei die Abfahrt um 14.43 Uhr nach und die Ankunft um 13.16 Uhr aus Sachsen eingeplant. Die Reisezeit von Paderborn nach Leipzig sei mit rund 3.15 Stunden mehr als 45 Minuten schneller als die bisherigen Verbindungen.
ICE von Warburg nach München: Bahn bestätigt Streichung der Verbindung
Künftig fährt ein ICE von Paderborn gen Erfurt und Leipzig

Weitere Zwischenhalte soll es etwa in Soest, Lippstadt und Altenbeken geben. Hinter der guten Nachricht verbirgt sich allerdings auch eine schlechte, für die die Bahn aber auch eine Lösung gefunden haben will: Ab dem 21. September 2026 mit Start des langjährigen Streckenausbaus Erfurt – Weimar – Jena – Gera müssen die bisherigen beiden IC-Zugpaare Köln – Paderborn – Kassel – Gera wieder entfallen.
„Ersatzweise fahren dann aber sogar insgesamt zwei schnelle ICE-Zugpaare Köln/Dortmund – Paderborn – Kassel – Erfurt – Leipzig – ebenfalls mit einer Fahrzeit Paderborn-Leipzig von 3 Stunden und 15 Minuten“, heißt es in dem Schreiben des Verantwortlichen der Bahn. Dabei seien als weitere Zwischenhalte unter anderem Hamm, Soest, Altenbeken und Warburg vorgesehen. Offiziell wollte die Deutsche Bahn den Fahrplanwechsel zum Dezember „voraussichtlich noch im Laufe der Woche“ bekannt geben.
Nach Meinung von Rainer Wester, Pro-Bahn-Ansprechpartner für den Kreis Paderborn, ist Leipzig „natürlich ein schönes Ziel“, ebenso wie Dresden. Es handle sich aber „eher um Ferienziele“ und weniger um Verbindungen, die Bahnreisende regelmäßig nutzten.
Infos für Pendler: Auf diesen Strecken in OWL fahren wieder mehr Züge
ICE-Verbindung Paderborn-München fiel immer wieder aus

Zuerst hatte das „Eisenbahn Magazin“ berichtet, dass sich der „ICE 1223/1224 München – Kassel – Paderborn – Oberhausen (–Frankfurt)“ nicht mehr im künftigen Fahrplan finden werde. Ein Wegfall der Paderborn-München-Verbindung von der Deutschlandkarte ist für Wester keine allzu große Überraschung. „Die Verbindung wackelte schon länger.“ In den vergangenen Jahren ist sie mehrfach teils monatelang ausgefallen.
Mal war die Sperrung der Schnellfahrstrecke Köln/Rhein-Main der Grund, mal Reparaturarbeiten im bayrischen Raum. Auch eine Streckensperrung im Hochstift sorgte schon für eine Unterbrechung; Anfang des Jahres endete der ICE zudem wegen Bauarbeiten bereits in Nürnberg.
Mehr dazu: Reisende nach München müssen wieder umsteigen
Und nun das geplante Aus. „Das ist ein Schlag in den Nacken für Bahnreisende“, meint Ulrich Koch, Vorsitzender des Ortsverbandes Paderborn-Soest der Eisenbahn- und Verkehrsgesellschaft (EVG). Wester sagt: „Das ist total schade, da die Linie ein attraktives Ziel hat und beliebt ist. Sie ist augenscheinlich oft gut gebucht.“ Auch spräche sie insbesondere die Bahnkundinnen und -kunden an, die bequem ohne Umstieg nach Würzburg, Nürnberg oder eben in die bayrische Landeshauptstadt fahren wollen.
Alternativen mit dem RE11 und dem neuen Skyhub PAD
Alternativ können Zugreisende den Weg mit Umstieg in Kassel-Wilhelmshöhe nutzen. Davon gibt es täglich deutlich mehr Verbindungen als die Direktstrecke, man ist dann jedoch auf den RE11 angewiesen. Ein Regionalexpress, der seit rund zwei Jahren nicht mehr verlässlich fahre, auch wenn sich die Situation zuletzt verbessert habe, meint Wester.
Vor allem für Geschäftsreisende gibt es dann noch die schnellere Alternative in der Luft: die Skyhub-PAD-Flugverbindung, die Anfang des Monats auf Lufthansa folgte. Dass einerseits eine neue Airline an den Start geht – „das kann ökologisch nicht sinnvoll sein“ – und andererseits eine Bahnverbindung wohl gestrichen wird, kritisiert Koch. „Das halte ich für den völlig falschen Weg. So schafft man keine Verkehrswende.“ Laut Wester bringe ein ICE-Halt einer Stadt ein gewisses Prestige.
Goeken betont, der Wegfall der ICE-Anbindung nach München sei noch nicht in Stein gemeißelt. Der Landtagsabgeordnete will dagegen kämpfen. Er appelliert an die Bahn, „den ländlichen Raum nicht abzuhängen“.
Mit Video und Fotos: In der Luft mit Paderborns Lufthansa-Nachfolger Skyhub PAD
Seit Anfang der 2000er-Jahre Halten ICE und IC in Paderborn
Medienberichten zufolge soll deutschlandweit auch an anderen Stellen der Fahrplan ausgedünnt werden. „Die DB merkt, dass das Personal knapp wird, und versucht, die knappen Ressourcen zu bündeln“, sagt Rainer Engel, Vorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn Ostwestfalen-Lippe. Auch steht die DB unter Spardruck.
Dass nun die vergleichsweise unbedeutende ICE-Verbindung durch Paderborn gekappt wird, bringe ihn zu der Frage: „Gucken die DB-Manager nur auf die großen Linien?“, so Engel. Ihm zufolge hielten IC und ICE Anfang der 2000er-Jahre Einzug in Paderborn.
Anmerk. der Red.: Dieser Artikel wurde mit Informationen der Deutschen Bahn und Aussagen von Matthias Goeken aktualisiert.
📲 News direkt aufs Smartphone? Hier gehts zum kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Paderborn