Borchener Bio-Hof will kein Bio-Siegel mehr

Borchen-Etteln. Ein Tausendsassa ist Johannes Lohmann. Der Mann vom Ettelner Krusenhof ist umtriebig und agil. Er vermarktet seit Jahren seine Schafe und sein Geflügel im Nebenerwerb selbst. Rund 200 Tiere leben in der Natur und in betagten Ställen. Es ist der Gegenentwurf zu hoch technisierten landwirtschaftlichen Produktionsanlagen. Doch jetzt ändert Lohmann ein wichtiges Detail: Der Krusenhof ist kein Biohof mehr. Rund 15 Jahre lang gehörte der Ettelner mit seiner Hofstelle von 1904 dem &bdquo;Naturland“-Verband an. Seit Jahresbeginn nicht mehr. &bdquo;Das ist mir zu teuer, zu aufwendig und bringt mir zu wenig“, sagt der Teilzeit-Bauer. Seine Kunden beruhigt er, denn die Tierhaltung soll auch ohne Bio-Zertifikat nahezu identisch bleiben, verspricht er im Gespräch mit der &bdquo;NW“: &bdquo;Mir sind das Tierwohl und die nachhaltige Landwirtschaft immer noch wichtig, dafür brauche ich aber kein Bio-Siegel.“ Jährlich rund 1.000 Euro müsse er berappen, um die Bio-Kontrollen auf seinem Hof finanzieren zu lassen und die Zertifizierung erneuern zu können. Vom Staat gebe es zwar 2.600 Euro Subvention, doch das reiche in der Kalkulation aller Kosten nicht aus. Deshalb der Ausstieg aus dem Naturland-Verbund aus freien Stücken. Er habe sich auch nichts zu Schulden kommen lassen, betont Lohmann. &bdquo;Ich hatte immer schon eine biologische Einstellung zur Arbeit auf dem Hof und das Ziel, dass sich Menschen die Produkte auch leisten können sollen“, sagt er. Der One-Man-Show auf dem Krusenhof beschere das Bio-Zertifikat vor allem Verwaltungsaufwand. Nachweise über die Tierherkunft, das Futter und mehr müssen sauber geführt werden. Abo-Modell der &bdquo;Solidarischen Landwirtschaft“ Lohmann arbeitet im Hauptberuf beim Generalvikariat in Paderborn - seine Hühner, Gänse und Schafe muss er zusätzlich zum Job versorgen. Zum Hof gehören neun Hektar Fläche. Hinzu kommt auch die Planung von Tierhaltung, Schlachtung und Vermarktung, damit der Aufwand noch etwas Ertrag abwirft. Stützen kann er sich zwar auf knapp zwei Dutzend Kunden, die seit 2018 im Abo-Modell einer &bdquo;Solidarischen Landwirtschaft“ im Schnitt pro Monat rund 2,5 Kilogramm Fleisch abnehmen. Doch das ist ein wackliger Unterbau. Immerhin, auch im Einzelverkauf hat sich das Bio-Angebot des Krusenhofs mit der Zeit rumgesprochen. Vor allem Bio-Geflügel gab es nicht an jeder Ecke. Lohmann fand sogar größere Abnehmer. So beliefert er unter anderem ein bekanntes Paderborner Restaurant mit Weihnachtsgänsen. Lesen Sie auch: Ein spezieller Folientunnel für Bio-Hühner in Borchen Mit Corona begann unvermittelt ein Einnahmeproblem. &bdquo;Die Laufkundschaft ist mir weggebrochen“, erinnert er sich. Diese zurückzuholen sei schwierig. Und vom Naturland-Verband habe es auch keine Unterstützung in der Vermarktung gegeben, beschwert sich der Sohn eines Schäfers. Auch das ist ein Grund für ihn, dem Bio-Abzeichen Adieu zu sagen. Gentechnik-freies Futter soll es auch künftig geben, Weizen und Gerste sollen aus dem Dorf kommen. Seine drei Tonnen zertifiziertes Bio-Futter (700 Euro pro Tonne) hatte Lohmann zuletzt aus Melle abholen müssen. .responsive23-mgkxJoeaiIQWOqnh-map-map { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-mgkxJoeaiIQWOqnh-map-map { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-mgkxJoeaiIQWOqnh-map-map { padding-top: 142.86%; } } Deutlicher Nachfrage-Rückgang bei Gänsen Problematisch ist die Vermarktung von Geflügel laut Lohmann auch noch aufgrund einer anderen Entwicklung: &bdquo;Immer weniger Leute können in der Küche noch etwas mit ganzen Tieren anfangen. Es trauen sich leider zu wenige, eine Gans komplett zu verarbeiten“, sagt der Landwirt. Er zerlegt und verarbeitet die Tiere daher weitgehend, dadurch werden die Produkte aber teurer. Der Nachfrage-Rückgang bei Einzel-Haushalten lasse sich an den Gänsen gut ablesen, gibt Lohmann einen Einblick: &bdquo;Ich habe an Privatleute vor Jahren mal 130 Stück verkauft, zuletzt waren es noch 15.“ Geben soll es sie aber auch künftig es auf dem Krusenhof - dann ohne Bio-Siegel. Tausendsassa Lohmann vertraut auf den neuen Weg. Und weitere Projekte hat er auch schon in Planung.

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