Kreis Paderborn. 133 Paar rote Schuhe und ein Lichtermeer lösten am vergangenen Mittwochabend ein Gänsehautgefühl aus: Vor dem Mallinckrodthof in Borchen wurden sie Symbol und mahnendes Zeugnis für Leid, Schmerz, Gewalt und Tod, heißt es in einer Pressemitteilung.
Im Rahmen des Internationalen Gedenktages gegen Gewalt an Frauen und unter der Überschrift „Stoppt Femizide!“ hatten die Gleichstellungsbeauftragten des Kreises Paderborn, der Kommunen im Kreis Paderborn und der Kreispolizeibehörde zur Mahnwache eingeladen.
133 Frauen starben im Jahr 2022 in Deutschland durch eine Gewalthandlung. Verübt durch eine ihnen besonders nahestehende oder sehr vertraute Person: ihren Partner oder ihren Expartner. Für jede dieser Frauen und Mädchen, die durch diese Gewalt ihr Leben verlor, wurde am Abend symbolisch ein Paar blutrote Schuhe und eine brennende Kerze aufgestellt.
Gesellschaft muss Verantwortung übernehmen
Die rund 50 Anwesenden zeigten sich solidarisch mit den Opfern. Sie brachten Kerzen mit, legten Statement-Plakate nieder. Aussagen wie „Noch 13 Femizide bis Weihnachten“ schockierten, rüttelten auf und regten zum Innehalten an.
„Schauen und hören Sie nicht weg, wenn Ihnen etwas in Ihrem Umfeld komisch oder auffällig vorkommt. Scheuen Sie sich nicht, sich bei der Polizei zu melden oder das Hilfetelefon unter der Nummer 116 016 in Anspruch zu nehmen“, ermutigte Borchens Bürgermeister Uwe Gockel betroffene und ihnen nahestehende Menschen.
Verena Haese, stellvertretende Landrätin des Kreises Paderborn, ergänzte, dass „wir als Gesellschaft die Verantwortung haben, eine Kultur zu schaffen, in der Frauen sicher sind, ihre Meinungen äußern, ihre Träume verwirklichen und ihr Leben ohne die Furcht vor Gewalt leben dürfen.“
„Es passiert hier, genau vor unseren Augen“
Norika Creuzmann, Abgeordnete des Landtages NRW, stellte heraus: „Die Bekämpfung von Femiziden ist ein zentraler Schwerpunkt im Kampf für Frauenrechte und die Beendigung von geschlechtsbezogener Gewalt. Der erste Schritt im Kampf gegen Femizide ist, über sie zu sprechen. Laut auszusprechen, dass die Frauen getötet werden, weil sie Frauen sind. Es ist kein Problem, das ausschließlich in anderen Ländern passiert. Es passiert hier, genau vor unseren Augen.“
Die Veranstaltung wurde durch einen Poetry Slam umrahmt, der aus der Mitte der Gleichstellungsbeauftragten vorgetragen wurde. Die Kreispolizeibehörde informierte vor Ort an einem Infostand über Hilfsangebote für Betroffene.