Alleinerziehende aus Borchen: Die Macherin hinter den Applekid-Kinderbasaren

Borchen/Paderborn-Schloß Neuhaus. Gebrauchtes ist nachhaltig und günstig. In Zeiten steigender Preise suchen immer mehr Familien Gelegenheiten, genutzte aber gut erhaltene Kinderkleidung und Spielzeuge zu kaufen. Einen der größten Basare für Familien im Kreis Paderborn organisiert viermal im Jahr die Nordborchenerin Christine Wegner – nebenberuflich und als alleinerziehende Mutter. Weil sie als Steppke in Frankfurt/Oder Äpfel liebte und immer das Apfelkind genannt wurde, hat Wegner so auch ihre kleine Marketingfirma getauft – nur eben auf Englisch &bdquo;Applekid“. Im Hauptberuf ist die studierte Betriebswirtin seit November Leiterin des Projekts &bdquo;Digitaler Dorfzwilling Etteln“. Ganz analog funktionieren aber die Basare, die sie 2016 ins Leben gerufen hat. Nach Stationen unter anderem in Detmold, Brilon, Delbrück und Paderborn hat sie sich mittlerweile auf die Neuhäuser Schlosshalle festgelegt, zum nächsten Mal wird am Samstag, 18. März, von 13 bis 16 Uhr verkauft. &bdquo;In der Halle passen Größe und Ambiente für die Besucher und die wirtschaftlichen Voraussetzungen sind auch gut“, sagt Wegner. Die Mutter eines 16-jährigen Sohnes hat die Basare vor sieben Jahren ins Leben gerufen, um ihr Marketing-Faible weiter pflegen zu können – und weil sie den Eindruck hatte, das Einkaufserlebnis bei Hallenflohmärkten verbessern zu können. &bdquo;Es sollte optisch ansprechend sein und Eventcharakter haben“, sagt Wegner. Ihr Ziel sei dabei nie gewesen, eine große Basar-Agentur aufzuziehen, sondern durch den Nebenerwerb &bdquo;für meinen Sohn und mich einen Jahresurlaub zu finanzieren“. Bis auf die ausgefallenen Coronajahre 2020/21 hat das geklappt, sagt sie heute. 80 Tische fast immer zügig ausgebucht Die 80 Verkaufstische seien mittlerweile fast immer zügig über die Applekid-Webseite ausgebucht. Viele Ankündigungen brauche es dafür gar nicht, wundert sich Wegner selbst: &bdquo;Die Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert ziemlich gut“, freut sie sich. Erwachsene Käufer zahlen am Basartag Eintritt. Die Besucherzahl hat sich seit dem letzten Jahr bei rund 400 eingependelt, der Spitzenwert habe bei 600 gelegen. In der Schlosshalle öffnet der Basar vier Mal pro Jahr (2023 auch noch am 22. April, 26. August und 21. Oktober). Das Erfolgsgeheimnis sieht Christine Wegner darin, dass sie den verkaufenden Familien für die Standgebühr viel Arbeit abnimmt. Tische stehen dekoriert bereit, sie müssen nicht auf- und abgebaut werden – ein Kleiderständer kann dazu gemietet werden. Die Besucher werden durch eine Kuchentheke und Verlosungsaktionen zusätzlich zum Bleiben und Kaufen animiert. Kleine Gäste können malen und basteln oder werden geschminkt. Wenn eine Mutter einen solchen Basar organisiert, weiß sie eben, was Familien brauchen. &bdquo;So etwas können kleine Basars ehrenamtlich gar nicht so oft leisten. Es steckt viel Arbeit in der Vorbereitung und Durchführung“, sagt Wegner. Keine Ärger mit Kita-Basaren Ärger mit Kitas, dass sie deren Flohmärkten möglicherweise Kundschaft abgrabe, gibt es laut Wegner nicht: &bdquo;Die meisten sind sogar froh, dass ich es anbiete.“ Rund um Paderborn hängt sie im Vorfeld eines Basars etwa 100 Plakate in Kitas aus. Fast alle bringt sie eigenhändig dort vorbei. Dafür gehen meist Urlaubstage drauf. Sämtliche Organisation am Computer inklusive der Verwaltung aller Anmeldungen, die Telefonate mit Sponsoren und Partnern erledigt Wegner am Abend. Vor allem am Veranstaltungstag ist die Ausrichtung eines Kinderbasars dann aber alles andere als eine Solo-Show: &bdquo;Ich habe immer acht bis zehn Helferinnen und Helfer aus dem Freundeskreis gehabt. Ohne sie hätte es nicht funktioniert“, sagt Wegner. Mehrfach sei bei allem Stress auch der Gedanke ans Aufhören gekommen, gibt sie zu: &bdquo;Doch es gab immer wieder nette E-Mails und dankbare Begegnungen, so dass ich weitermache.“ Um eine Baustelle muss sie sich ab sofort nicht mehr kümmern. Nachdem die Kuchentheke zuletzt durch Tortelieferungen der Verkäufer bestückt worden war, will nun &bdquo;Goeken backen“ Kaffee und Kuchen anbieten. Die Großbäckerei macht ein Azubiprojekt daraus. Zwei Dinge sollen aber auch 2023 bei den Applekid-Basaren bleiben: Christine Wegner möchte aus ihrem Erlös an einen guten Zweck spenden und als letzten Verlosungsgewinn werde es wie immer einen Apfelbaum geben.

Meistgelesen