Sachverständiger prüft: Wie fest stehen Gedenksteine im Kreis Paderborn?

Borchen. Sein Einsatz ist das Ergebnis des schlimmsten anzunehmenden Unfalls. Nachdem ein siebenjähriger Junge im November 2021 von einem Sandsteinkreuz an einer Landstraße in Brenken erschlagen wurde, ist Michael Diwo sehr gefragt. Der Paderborner Steinmetz arbeitet auch als Sachverständiger und unterstützt seit dem Unglück Kommunen im Kreis dabei, dass Denkmäler, Wegekreuze und Bildstöcke fachgerecht auf Standfestigkeit überprüft werden. Ein zweites Brenken soll es nicht mehr geben. Während Diwo gestern in Borchen Denkmäler untersucht, versendet zeitgleich die Paderborner Staatsanwaltschaft eine Mitteilung über den Abschluss der Ermittlungen im Brenkener Fall. Demnach ist ein Strafbefehl gegen einen Streckenkontrolleur des Landesbetriebs Straßen NRW wegen fahrlässiger Tötung mit einer Geldstrafe in Höhe von 2.400 Euro beim Amtsgericht Paderborn beantragt worden. Auch für die Ermittler war Diwo als Sachverständiger im Einsatz und hatte bemängelt, dass der Metalldübel, der Sockel und Kreuz verbunden hat, nicht den technischen Anforderungen entsprach. Bei pflichtgemäßer Überprüfung des Kreuzes, so die Staatsanwaltschaft, hätte der Tod des Jungen verhindert werden können. Die Ermittlungen gegen einen weiteren Mann aus Brenken wurden eingestellt. Auch Privatleute haben Verkehrssicherungspflicht &bdquo;Damit wir einen solchen Fall nicht noch einmal erleben, wollen wir vorsorgen“, sagt Simon Daniel. Der Borchener Bauamtsleiter hat Diwo beauftragt, 62 Wegekreuze, Skulpturen, Ortseingangstafeln und Co. zu prüfen, die allesamt der Gemeinde gehören. In allen Borchener Orten stehen laut Rathaus 143 Objekte. Für mehr als die Hälfte liege die Verkehrssicherungspflicht aber eben nicht bei der Kommune, sondern bei den privaten oder kirchlichen Eigentümern. Wenn Diwo nun am Wegesrand oder in der Feldflur prüft, kommt eine Software zum Einsatz, die er mit seinen Projektpartnern Frank Kittendorf und Matthias Rüenauver entwickelt hat, um Ergebnisse digital vor Ort zu erfassen und für Auftraggeber online abrufbar zu machen. Zusatzidee in Borchen: Im zweiten Arbeitsschritt erfasst Diwo mit dem Programm neben der Standsicherheit auch den Zustand der Objekte. So erfährt Gemeindemitarbeiterin Romina Risse-Schäfers von der Unteren Denkmalbehörde, wo in den kommenden Jahren Arbeiten nötig werden. Die Hälfte der Denkmäler im Gemeindegebiet hat Diwo bislang per Sichtprüfung, mit Hämmerchen und geschulten Griffen bearbeitet. Das Ergebnis: sechs stehen unter Beobachtung, ein Kreuz in Etteln ist nicht in Ordnung und wird abgesichert. Für eine &bdquo;fünfstellige Summe“, sagt Bauamtschef Daniel, sei Diwos Arbeit eingekauft worden. In welchem Turnus sie wiederholt wird, müsse noch besprochen werden. &bdquo;Wir wollten bewusst keinen Hausmeisterdienst engagieren oder unsere Bauhofkollegen damit beauftragen, denn die Prüfung muss fachlich fundiert und rechtssicher sein.“ Das Risiko trägt nun Diwo als Sachverständiger. Denkmäler und Wegekreuze im Kreis Paderborn: "Der Erhalt ist uns wichtig" &bdquo;Ich habe 30 Jahre Berufserfahrung und weiß, wie komplex die Vorgaben für eine Standsicherheitsprüfung sind“, sagt der Paderborner. &bdquo;Daher kann ich kann gut nachvollziehen, dass Kommunen auf Nummer sicher gehen wollen.“ Diwo hatte seine Software allen Stadt- und Gemeindeverwaltungen und auch dem Kreishaus vorgestellt, jede Verwaltung zog danach eigene Schlüsse daraus. Den Borchener Weg erklärt Bauamtsleiter Daniel: &bdquo;Für uns gehören die Denkmäler und Wegekreuze zur Geschichte der Gemeinde. Der Erhalt ist uns wichtig.“ Ganz anders in Nieheim im Kreis Höxter: Dort plant die Stadt, aus Sicherheitsgründen Kreuze auf städtischem Grund abzubauen. Fachmann Diwo sagt: &bdquo;Ich kann das verstehen, finde es aber extrem schade.“

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