Kreis Paderborn. Einst lebten in dem sumpfig-moorigen Quellgebiet Gellinghausen zwischen Etteln und Kirchborchen Libellen und Amphibien, auch Schwarzerlen fanden hier ideale Lebensräume. Dann kam der Menschen und machte sich das dort aus mehreren Quellen sprudelnde Wasser nutzbar, staute es und betrieb eine Wassermühle. Jetzt geht es in einem Projekt zurück in die Zukunft.
Das Quellgebiet wurde einst trockengelegt und als Weide und Wiese genutzt. „Nun soll sich die Natur das wertvolle Areal zurückerobern", verspricht Landrat Christoph Rüther. Das ist das Ziel des Projektes von Kreis Paderborn und dem Wasserverband Obere Lippe (WOL).
Der WOL hat dafür eine rund drei Hektar große Fläche zwischen der Altenau und dem Gellinghauser Quellbach erworben. „Um das Quellgebiet zu renaturieren, werden wir den Damm des ehemaligen Mühlengrabens an mehreren Stellen öffnen und das Quellwasser wieder in die Wiese leiten. Die hier bereits vorhandenen Hochstauden werden sich ausbreiten. Mittelfristig werden Schwarzerlen aufkommen und dazu beitragen, dass sich das Quellgebiet wieder zu dem ursprünglichen und im Altenautal extrem seltenen Erlenbruch entwickelt", erläutert Volker Karthaus, Geschäftsführer des WOL. Die Arbeiten zur Renaturierung begannen im März. Zahlreiche Pflanzen- und Tierarten werden von den Maßnahmen profitieren und ihren Lebensraum hier finden.
Im zweiten Schritt des Projekts sollen ab April die sich auf dem Gelände befindenden Gebäude entrümpelt und diverse Schadstoffe fachgerecht entsorgt werden. Die Mühle wird bereits seit Jahrzehnten nicht mehr betrieben. Auch das Wohnhaus ist seit über einem Jahrzehnt nicht mehr bewohnt.
Was von der Mühle übrig bleibt, hilft neuen Bewohnern
„Beide Gebäude sind daher baufällig und teilweise einsturzgefährdet. Ein eventueller Denkmalschutz wurde vom Landesverband Westfalen-Lippe geprüft und verneint. Daher werden wir die Gebäude abreißen", erklärt Martin Hübner, Umwelt-Dezernent des Kreises Paderborn.
Von der ehemaligen Mühle bleiben lediglich die Grundmauern des Kellergeschosses erhalten und bekommen neue Mieter. „Fledermäuse sind in Deutschland streng geschützt. Die Tiere leiden jedoch darunter, dass sie kaum noch Quartiere finden. Wir werden den Keller daher als Winterquartier für Fledermäuse umbauen und die ehemalige Scheune als Sommerquartier herrichten", so Hübner. Außerdem will das Kreisumweltamt Nistmöglichkeiten für Vögel und Wildbienen an den Gebäuden schaffen.
Ebenfalls zurückgebaut werden sollen vier der sechs ehemaligen Fischteiche. Zwei bleiben als Amphibiengewässer erhalten. Der Kauf des Grundstückes wurde zu 80 Prozent von der Bezirksregierung Detmold gefördert.
Im kommenden Jahr soll zudem mit der Förderung aus dem Leader-Programm der Europäischen Union zur Entwicklung des ländlichen Raumes ein Informations- und Aufenthaltsplatz entstehen, den der WOL schaffen will. „Die Fahrradfahrer und Spaziergänger, die hier den Blick auf die unbegrenzte Natur genießen, können sich dann zum Thema Renaturierung und den ehemaligen Mühlenstandort informieren", verspricht Landrat Rüther.