Das rät ein Berater den neuen Bürgermeistern im Kreis Paderborn

Kreis Paderborn. Schon bald, am 1. November, beginnt in fünf Kommunen des Kreises eine neue Zeitrechnung - und für fünf Menschen ein extrem außergewöhnlicher Lebensabschnitt. Es ist der erste Tag für die neuen Bürgermeister in Altenbeken, Bad Lippspringe, Bad Wünnenberg, Borchen und Lichtenau. Ein Politik-Berater verrät im Gespräch mit nw.de, wie die Neuen einen guten Start hinlegen können. Sie alle ziehen in ein Rathaus ein, dessen Mannschaft sie in den kommenden fünf Jahren führen sollen, um ihre Kommunen voranzubringen. Und alle - Matthias Möllers (CDU, Altenbeken), Ulrich Lange (CDU, Bad Lippspringe), Christian Carl (CDU, Bad Wünnenberg), Uwe Gockel (parteilos, Borchen) und Ute Dülfer (parteilos, Lichtenau) - haben bislang unterschiedlichste Erfahrungen auf dem Parkett der Kommunalpolitik und der Kommunalverwaltung. Das Wichtigste am Anfang: Überall zuhören Wie sie sich vorbereiten sollten für den Start in den besonderen Job, weiß einer, der von Berufs wegen Bürgermeister berät. Der frühere hessische SPD-Landtagsabgeordnete Michael Siebel ist seit Jahren als Politiker und Politiker-Berater im Geschäft. Er sagt: "Am Anfang ist das Wichtigste, überall zuzuhören." Zudem beginne spätestens mit dem Amtsantritt die Lebensphase, "in der sie nicht mehr im Ort einkaufen gehen können, ohne jederzeit damit rechnen zu müssen, angesprochen zu werden". Eine Belastung? "Das wissen die Kandidaten im Vorfeld. Aber sie müssen im Kopf früh genug gut darauf eingestellt sein, damit es nicht zum Problem wird." Siebel sagt: "Wenn ich in an der Supermarkt-Kasse mal barsch reagiere, spricht sich das rum. Das kann unangenehm werden." Schließlich gehöre gelebte Bürgernähe zu den wichtigsten Eigenschaften eines guten Bürgermeisters, habe die Bertelsmann-Stiftung einst erforscht. "Bock auf Öffentlichkeit" Wichtige Regeln: Sie oder er dürfe sich nicht im Verwaltungs-Klein-Klein verstecken, müsse sich aber kümmern und gleichzeitig einen guten Umgang mit öffentlichen Auftritten finden: "Wichtig ist, herauszufinden, welche Auftritte einem liegen." Der Berater hat beobachtet, dass die meisten "Bock darauf haben, in der Öffentlichkeit zu stehen". Zu kumpelhaft sollte es aber auch nicht zugehen, sagt Siebel, der einst selbst in Darmstadt als Oberbürgermeisterkandidat antrat. "Der Bürgermeister ist der wichtigste Repräsentant des Ortes, da möchten die meisten, dass er oder sie sich angemessen verhält und nicht beim Schützenfest als letzter aus dem Zelt gezerrt werden muss." Ihre Rolle finden müssen die neuen auch als Chef in der Verwaltung. Das Fachliche könnten sie in Seminaren bei kommunalen Spitzenverbänden lernen, in der Mitarbeiterführung sind die ersten Tage wichtig. Nach Siebels Erfahrungen ist es von großer Bedeutung, "den Mitarbeitern zu zeigen, für wie wertvoll man sie hält". In aller Regel seien die Beamten und Angestellten auch loyal zum Chef. Inhaltlich wichtig sei, zu Beginn anzuzeigen, in welche Richtung es gehen soll. Der Bürgermeister müsse bei den ersten Entscheidungen eine klare Richtung vorgeben und diese einhalten können. Das Problem mit den Versprechungen Auch bei der Kommunikation geht es um Klarheit, sagt Siebel: "Ideen und Vorhaben müssen sie in Geschichten verpacken und sie immer wieder erzählen, damit sie sich besser festsetzen. Die reinen Fakten sind oft zu dröge." Wer also die Notwendigkeit der Digitalisierung betonen will, sollte nicht über Leerrohre und Megabits philosophieren, sondern von den Nöten digital abgehängter Unternehmen berichten. Doch Obacht, beim Geschichten erzählen sollten auch Bürgermeister nicht zu Märchendichtern werden. Die allerwichtigste Eigenschaft der Rathauschef muss nach Siebels Erfahrung "Ehrlichkeit" sein. Die gelte auch, wenn die Neuen für die Kommunikation soziale Medien nutzen: "Es ist keine Pflicht, sich auf Facebook oder Instagram mitzuteilen. Aber wer es macht, sollte es in jedem Fall selber tun - und auch aus vollster Überzeugung." Schließlich gehört es laut Siebel zu den größten Fallstricken, dass sich Bürgermeister-Anfänger in großer Symbolik üben und gemachte Versprechen später nicht einhalten. "Sowas kommt gar nicht gut an bei den Bürgern und setzt sich fest", warnt er vor allzu euphorischen Ankündigungen im Netz, im Ratssaal oder auf dem Marktplatz.

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