Dieser Bürgermeister-Kandidat will Borchen versöhnen

Borchen. Der Umzug nach Paderborn kam für Uwe Gockel nie in Frage. Als Ur-Borchener ließ er sich selbst vom Schwiegervater einst nicht in die Stadt locken. Der 48-Jährige ist in seiner Heimat verwurzelt und in der Vereinswelt fest verankert. Jetzt wagt der standhafte Familienvater dennoch ein Abenteuer: Er will als parteiloser Bürgermeister-Kandidat bei der Kommunalwahl am 13. September antreten. Die CDU unterstützt ihn im Rennen gegen Amtsinhaber Reiner Allerdissen (SPD). Das bestätigte Ortsverbandschef Bernd Langer am Freitag. Wie Gockel exklusiv gegenüber der Neuen Westfälischen sagt, wäre für ihn der Posten des Rathauschefs ein &bdquo;Traumjob". Dabei weiß er genau, dass sich gerade das politische Umfeld in Borchen zuletzt immer wieder als vermintes Terrain dargestellt hat. &bdquo;Ich möchte trotz aller Unterschiede in den Parteien, dass wir wieder gemeinschaftlich für Borchen arbeiten", sagt Gockel, der bisher nicht in der Politik aktiv war. &bdquo;Die Außendarstellung der Gemeinde war in letzter Zeit nicht gut", sagt er über die Zerstrittenheit in der Lokalpolitik. &bdquo;Misstrauen und Selbstdarstellung" hat er ausgemacht. Seine Kandidatur hat er sich über Monate gut überlegt und sich allen Parteien vorgestellt. Er weiß, dass es anstrengend und teuer wird. Doch die Aufgabe ist es ihm wert, wie er sagt. &bdquo;Die Heimat zu gestalten, ist eine traumhafte Aussicht", sagt Gockel über seine Beweggründe. »Ich kann Menschen zusammenbringen« Während sich Ratsfraktionen und der Bürgermeister zuletzt oft in unversöhnlich scheinenden Streits verfingen (Alfener Schultoiletten, Entlastungsstraße, Aufzug Mallinckrodthof, Baugebiet Hessenberg, Haushalt 2019, Frischeküche Dörenhagen) und sich die SPD-Mehrheitsfraktion mitsamt Allerdissen seit 2018 immer wieder mal einer Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und Freien (FDP/FWG) gegenüber sieht, wuchs in Gockel der Gedanke an einer Bewerbung. &bdquo;Wir müssen wieder miteinander ins Gespräch kommen und Vertrauen fassen – dafür kann ich sorgen", sagt er selbstbewusst. Seit 32 Jahren sind Moderation und Kommunikation innerhalb einer Verwaltung sein Geschäft. Er machte Karriere beim Erzbistum Paderborn. Aktuell ist er als Geschäftsführer für zehn Standorte der Erwachsenenbildung zuständig. &bdquo;Ich kann Menschen zusammenbringen", sagt er von sich. Der Katholik (&bdquo;Der Glaube gibt mir meinen Wertekompass vor und dort finde ich Ruhe") will seine Kandidatur aber nicht nur als Versöhnermission verstanden wissen, sondern er will die Gemeinde auch inhaltlich voranbringen. &bdquo;Wir brauchen für Borchen eine Zukunftswerkstatt und müssen uns darüber klar sein, wohin die Kommune will", sagt er. Gockel steht der Entlastungsstraße für Nordborchen positiv gegenüber, &bdquo;die Neubaugebiete in Kirchborchen müssten aber eine Anbindung haben". Mit Landwirten will er &bdquo;so sprechen, dass sie wieder bereit sind, der Gemeinde für Gewerbeflächen Land zu verkaufen". Er lobt die jüngste Radverkehrsinitiative der Grünen, will den Autoverkehr einbremsen, sich um einen günstigeren Nahverkehr kümmern, für mehr Anerkennung von Ehrenamtlern sorgen und sich dafür einsetzen, dass Maßnahmen der Gemeinde immer mit Blick auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden. Der Kandidat nennt sich einen &bdquo;Windkraft-Befürworter", doch müsse das Thema per Flächennutzungsplan klar gestaltet und mit &bdquo;mehr Akzeptanz" unterfüttert werden: &bdquo;In Lichtenau ist das gelungen", sagt er. Die Kosten für den Wahlkampf trägt er allein Im Wahlkampf und als möglicher Bürgermeister-Neuling will sich Gockel auch externe Tipps holen. &bdquo;Ich kann mich zwar schnell in Aufgaben einarbeiten, doch bin ich mir nicht zu schade, mich beraten zu lassen." Dabei könnten auch zwei Studienkollegen helfen. Seinen Abschluss zum Diplom-Verwaltungsbetriebswirt machte er gemeinsam mit dem heutigen Hövelhofer Bürgermeister Michael Berens (CDU) und Rainer Vidal (parteilos), dem scheidenden Rathauschef in Nieheim. Beraten hat er sich daheim an der Kreuzricke lange mit seiner Frau Daniela (45) und Tochter Annika (19). &bdquo;Beide stehen voll hinter der Kandidatur", sagt Gockel. Für die heiße Wahlkampfphase ab den Sommerferien laufen schon jetzt die Planungen. Abstimmungen mit dem Arbeitgeber und vor allem die Zusammenstellung des Wahlkampfteams stehen an. Die geschätzten Wahlkampfkosten von rund 20.000 Euro trägt Uwe Gockel allein, wie er sagt. In Nordborchen ist er durch seine Ehrenämter im Kirchenvorstand, beim Tambourcorps, beim SC Borchen, dem Sportfischereiverein und dem Kita-Beirat zwar schon bekannt, doch um einen zweimal gewählten Amtsinhaber zu besiegen, ist in allen Orten der Gemeinde noch ein langer Weg zu gehen.

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