Eltern sauer über das Aus fürs frische Schulessen in Dörenhagen

Borchen-Dörenhagen. Die Grundschule in Dörenhagen feiert 2020 ein kleines Jubiläum: Seit 20 Jahren werden die Schüler in der OGS der Montessorischule mit frisch gekochtem Mittagessen versorgt. Doch damit wird demnächst Schluss sein. Aus finanziellen Gründen hat der Borchener Gemeinderat mit einer Stimme Mehrheit von SPD und Grünen vor Weihnachten beschlossen, im geplanten Betreuungsneubau auf einen externen Caterer zu setzen. Die Mahlzeiten würden vorgekocht, heruntergekühlt (engl. "cook and chill") und dann vor Ort wieder erwärmt. Viele Eltern sind enttäuscht. Und ein weiterer Leidtragender ist der Dörenhagener Dorfladen . "Für ungefähr 1.500 Euro kauft die Küche der OGS monatlich bei uns ein", sagt Juri Stebler. Der 37-Jährige ist Marktleiter des Lebensmittelmarktes im Ortskern und traurig über die Aussichten eines drohenden Umsatzverlustes. "Wenn demnächst ein Caterer von Auswärts kommt, wird hier wahrscheinlich nicht mehr für die Schule und den Kindergarten eingekauft", befürchtet er. Der Laden öffnete vor knapp fünf Jahren auf ehrenamtliche Initiative hin. Heute sorgen acht Angestellte, drei Ehrenamtler und drei Schüler dafür, dass die Geschäfte laufen. Der Wegfall aus den Mensaeinnahmen "tut weh", gibt Stebler zu. "Die Schule ist unser größter Kunde." Das neu zu errichtende Betreuungsgebäude für Schule und Kita soll laut Ratsbeschluss auf dem nicht mehr genutzten Dörenhagener Rasenplatz gebaut werden. Der Rat plant mit Baukosten in Höhe von 3,7 Millionen Euro für eine Bruttogeschossfläche von knapp 750 Quadratmetern. Einladung des Fördervereins Um den Architektenwettbewerb zu starten, erstellt die Gemeindeverwaltung eine Grobplanung für das Projekt. Die Bewirtschaftung der Küche war das zentrale Thema. Die Verwaltung sah keine finanzierbare Möglichkeit für das frische Kochen. Die Mehrkosten für Einbau und Ausstattung einer Selbstversorgerküche beziffert sie auf rund 610.000 Euro, die Unterhaltungskosten beliefen sich auf 10.000 bis 12.000 Euro. Überdies sei ungeklärt, wer die Küche betreiben könnte, hieß es in der Verwaltungsvorlage, die sich auch auf eine Studie des Bundeslandwirtschaftsministeriums bezog. Diese besagt, dass eine eigenbewirtschaftete Küche erst ab 300 Essen täglich konkurrenzfähig sei. In Dörenhagen wird mit 190 Essen kalkuliert. Um die Bewirtungssysteme mit Vor- und Nachteilen zu beleuchten, hatte der Förderverein der Grundschule die Rats-Fraktionen, die Verwaltung und den Bürgermeister zu einer Präsentation eingeladen. Der Verein hatte dazu Grundrisse mit einem Küchenplaner erstellt und Angebote eingeholt. Die Versorgung der Kinder mit frisch gekochtem Essen sei mit 60.000 Euro Mehrinvest gegenüber einer Cook-and-Chill-Küche beziffert worden, heißt es in einer Mitteilung des Fördervereins-Vize Stephan Droste. Die deutlich höheren Zahlen der Verwaltung hätten daher für Verwunderung gesorgt, ist von Vereinsseite zu hören. Droste zeigt jedoch Verständnis dafür, dass der Bürgermeister nicht auf Basis von Angeboten planen könne, sondern sich auf Studien stützen müsse. Dennoch sei die Differenz sehr groß, wenn die Verwaltung zehnfach höhere Investitionskosten anführt. Energiekosten und Müllberge Für Verwunderung bei Droste sorgt die ablehnende Haltung der Grünen zur Frischeküche. Die Cook-and-Chill-Küche ist nach seinen Erkenntnissen die Bewirtschaftungsvariante, bei der im Vergleich die höchsten Energiekosten und Plastik-Müllberge anfallen und noch Transportwege hinzukommen. Er zitiert die Worte einer Mutter: &bdquo;Ich kann nicht nachvollziehen, dass die Ratsherren in Kauf nehmen, wie viel Müll nun produziert wird." Die Eltern erinnern an die Bedeutung des Schulessens in Zeiten, wo oft Mutter und Vater berufstätig sind und viele Kinder in der Schule die einzige warme Mahlzeit des Tages erhalten. Vor dem Hintergrund, dass immer häufiger frische Küchen in Kitas und Schulen gefordert würden, komme die Entscheidung des Borchener Rates "überraschend".

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