Wut und Unverständnis: Bielefelder Schulessen wird aus Heidelberg angeliefert

Bielefeld. Wie bitte? Das Mittagessen für Bielefelder Schulen wird künftig aus Heidelberg geliefert. Allein schon aus Klimaschutzgründen, die sich die Stadt ja auf die Fahne geschrieben hat, müsse das doch ein No-Go sein, so Nicole Reese. Auch dass das nachhaltige, regionale und pädagogisch absolut erfolgreiche Vorzeigeprojekt an der Queller Gesamtschule nicht weitergeführt werden darf, sei unglaublich, so die dreifache Mutter und Juristin. Wie berichtet, musste die Stadt den Auftrag für das Schulmittagessen an den 17 weiterführenden Schulen jetzt neu ausschreiben. Bei der Vergabe wurden die Schulen in vier Lose aufgeteilt. Für ein Los hat der Caterer DLS-A Ehrenfried GmbH, Sindelfingen, den Zuschlag erhalten, bestätigt das zuständige Amt für Schule jetzt auf Nachfrage. Wer die anderen Anbieter sind, könne &bdquo;aus Datenschutzgründen nicht beantwortet werden“. Das Schulessen werde in Heidelberg im &bdquo;Cook and Chill“-Verfahren zubereitet. Es werde dann dort gekühlt, nach Bielefeld transportiert und hier zur Ausgabe wieder erwärmt. Die Gesamtschule Quelle sei die Einzige der 17 weiterführenden Schulen, die über eine Frischeküche versorgt werde. Schulessen wird in Bielefelder Mensen in Thermophoren regeneriert &bdquo;Warum hat man trotz der Probleme mit dem Caterer aus Hannover, der zwischenzeitlich für die Mittagsverpflegung zuständig war, nicht regional ausgeschrieben?“, fragen Eltern. Das Essen der Queller Gesamtschule könnte Vorzeige- und Pilotprojekt werden für eine gute, frische Mittagsverpflegung, so seinerzeit auch die Vision der Stadtpolitik, als es vielerorts in Bielefeld große Unzufriedenheit mit dem Schulessen gab. Mehr Frischeküchen und Regionalität, so die Devise. Dann könne es doch jetzt nicht sein, dass man ein bewährtes System wie in Quelle nicht mit einer entsprechenden Ausschreibung unterstützt. Zumal es sich mit dem Team der Falken ja nicht um einen kommerziellen Anbieter, sondern um einen gemeinnützigen Verein handelt. Auch stelle sich bei dem weiten Transportweg die Frage, was von den Nährstoffen noch erhalten bleibt. Gekocht werde in Heidelberg, heißt es vom Caterer DLS-A Ehrenfried. Das Essen werde dann auf minus 18 Grad Celsius (cook and freeze) beziehungsweise zwei Grad Celsius (cook and chill) heruntergekühlt und in Bielefeld in den Mensen in einem neuen Verfahren in sogenannten Thermophoren regeneriert. Zwischen ein- und dreimal pro Woche würden die Speisen per Lkw geliefert, je nach Kapazitäten in den Schulküchen. Überflüssig seien künftig die Konvektomaten, die Heißluftöfen, mit denen Caterer bislang in den Mensen das vorgegarte Schulessen aufbereitet hätten. Das reduziere die Personalkosten. Der Markt sei für Cateringunternehmen sehr schwierig geworden, Aufträge würden &bdquo;nur noch nach dem Best-Price-Verfahren erteilt“. Der Günstigste bekomme den Zuschlag. Da kann Reese, die als Kandidatin für die &bdquo;Lobbyisten für Kinder“ bei der Kommunalwahl antritt, nur den Kopf schütteln. Bielefelder Eltern auf Betreuung nach dem Unterricht angewiesen &bdquo;Überall wird so viel Geld für Unsinn ausgegeben“, sagt sie. Man müsse endlich die Kinder wieder ins Zentrum stellen und auch die Mitsprache der Schulen stärken. Mit der Vergabepraxis der Stadt und der mangelnden Bereitschaft, gemeinsam eine konstruktive Lösung für den Erhalt und Ausbau des Erfolgskonzepts der Queller Gesamtschule zu finden, stoße man allen Beteiligten vor den Kopf und vermittele den Eindruck, dass Beteiligung nicht lohnt oder gar nicht gewünscht ist, sagen auch andere Eltern. Das sei keine gute Werbung für die Demokratie, ganz im Gegenteil. Vielmehr müsste sich die Stadtpolitik doch jetzt zu Wort melden, wenn sie es ernst meine mit der Absicht, die Mittagsversorgung an den Schulen wirklich zu verbessern. Gesunde Mittagsverpflegung sei auch an weiterführenden Schulen ein wichtiger Baustein des Schulkonzepts, weil Eltern auf die Betreuungszeiten nach dem eigentlichen Unterricht angewiesen sind, ergänzt Reese. &bdquo;Durch meine Kinder hatte ich neun Jahre lang mit dem Essen der Queller Gesamtschule zu tun“, berichtet eine andere Mutter. &bdquo;Es war die meiste Zeit ein zähes Ringen mit der Stadt und der Bürokratie.“ Anfangs sei das Essen noch ok gewesen, &bdquo;bis dann verschiedene Anbieter kamen, die schwerpunktmäßig Nudeln und Pizza anboten, dass es meinen Kindern sogar schon zum Hals heraushing und ich nach einem vollen Arbeitstag im Krankenhaus abends noch gekocht habe“. Bielefelder Schulessen: Eltern- und Schülerwillen wird missachtet Vorne in der Mensa sei &bdquo;das massenproduzierte Essen aufgewärmt“ und ausgegeben worden, im Hintergrund habe die eingerichtete Küche geschlummert. &bdquo;Sehr lobenswert“, dass die Schulleitung diese wieder aktiviert hat. Aber &bdquo;eine Schande für die Stadt, dieses Engagement jetzt so mit Füßen zu treten und Eltern- und Schülerwillen so zu missachten“. Das Beispiel der Gesamtschule Quelle zeigt, dass es auch anders geht. &bdquo;Das müsste man doch dann auch andere Schulen übertragen, statt es jetzt nicht mehr zu ermöglichen“, sagt auch Tim Seidel, Vorsitzender des Stadtelternrats. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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