"Niemand will verkaufen": Schwieriger Kampf um Bauland im Kreis Paderborn

Kreis Paderborn. Die Preise für Wohnungen und Bauland schießen im Kreis Paderborn in die Höhe. Grundstückswerte blieben zuletzt nur in Büren und Bad Wünnenberg stabil, in allen anderen Kommunen zogen sie an, wie der Gutachterausschuss im Kreis mitteilt. Die hohen Preise sind auch eine Folge des knappen Angebots. Ein Grund: Für Kommunen wird es immer schwieriger, Bauland anzukaufen, weil sich der Verkauf für die Besitzer von landwirtschaftlichen Flächen oft nicht lohnt. &bdquo;Wenn ein Grundbesitzer die Hälfte der Einnahmen direkt ans Finanzamt überweisen muss, kann ich verstehen, dass er nicht verkaufen will", sagt Borchens Bürgermeister Reiner Allerdissen (SPD). Der Kirchborchener Steuerberater Manfred Kamp bestätigt: &bdquo;Die Steuerpflicht kann sich für Landwirte im Verkaufsfall auf 50 Prozent belaufen." Deutlich billiger wird es für Betriebe nur, wenn sie Einnahmen innerhalb von vier Jahren in landwirtschaftliches Betriebsvermögen investieren oder wenn Bauern ab 55 Jahren mit dem Landverkauf die Gesamtbetriebsaufgabe erklären. Ein Lösungsvorschlag In Borchen sind die steigenden Preise genauso ein Thema wie in fast allen anderen Kommunen. Für annähernd 400 Euro pro Quadratmeter werden Wohnbauflächen im Ort bereits privat angeboten. Bürgermeister Allerdissen fordert daher eine geringere Besteuerung für Einnahmen aus Flächenverkäufen, die zur Wohnbebauung dienen: &bdquo;Bauland zu entwickeln ist ein übergeordnetes politisches Ziel, da muss es doch Möglichkeiten geben, solche Geschäfte anders zu besteuern." Dieser Forderung will er in Zukunft deutlich Nachdruck verleihen. Allerdissen und die anderen Rathauschefs sind frei in ihren Verhandlungen mit den Grundbesitzern, bei denen es sich meist um Landwirte handelt. &bdquo;Aber wir zahlen in Borchen keine Mondpreise. Wenn das einmal einreißt, spricht es sich doch sofort herum." Für landwirtschaftliche Flächen werden im Kreis nach NW-Informationen von Kommunen derzeit rund vier Euro pro Quadratmeter gezahlt. 250 Bewerbungen für 47 Grundstücke Locken kann Allerdissen potenzielle Verkäufer nur damit, dass sie einzelne Grundstücke des zukünftigen Baulands auch selbst vermarkten oder nutzen können. &bdquo;Aber das ist aktuell auch meistens unwirksam", sagt der Bürgermeister. Wie groß die Grundstücks-Nachfrage in Borchen ist, bewies zuletzt die hohe Vermarktungsphase des Baugebiets Unterm Hessenberg. Für die 47 Grundstücke gab es 250 Bewerbungen. Im Gegensatz zur Gemeinde Borchen hat die Stadt Delbrück noch ein weiteres Pfund, mit dem sie in Verhandlungen wuchern kann: den Flächentausch. Während die Borchener laut Allerdissen keine Tauschflächen anbieten können, ist die zweitgrößte Stadt im Kreis mitunter noch in der Lage, das zukünftige Bauland statt mit Bargeld durch äquivalente Flächen zu bezahlen. &bdquo;Zum Glück verkauft aber der eine oder andere auch noch gegen Geld", berichtet Heinz Börnemeier, Allgemeiner Vertreter von Delbrücks Bürgermeister Werner Peitz. Auch Börnemeier kennt die Argumente der Landwirte, die darüber stöhnen, wenn sie einen Großteil des Verkaufserlöses ans Finanzamt abgeben müssen. Bei Bauland sei es aber immer noch leichter, an Flächen zu kommen, als für Gewerbeareale. &bdquo;Wenn der eine rechts vom Dorf nicht verkaufen will, dann möchte vielleicht derjenige links vom Dorf", erzählt Börnemeier. &bdquo;Da der Landesentwicklungsplan aber die Korridore für Gewerbeflächen vorgibt, haben dort die Verkäufer solcher Flächen eine ziemlich starke Position. Die können erstmal hohe Forderungen stellen." "Niemand will verkaufen" In Borchen führt diese Gemengelage aktuell zur obskuren Situation, dass die Bezirksregierung der Gemeinde nach Angaben des Bürgermeisters die Ausweisung neuer Flächen im Gewerbepark an der Autobahn 33 zugestanden hat, sich die Gemeindeverwaltung aber nur Absagen bei den Inhabern der umliegenden Grundstücke einhandelt: &bdquo;Dort will niemand verkaufen", vermeldet Allerdissen frustriert. Er will nun nicht länger tatenlos zusehen, wie die Gemeindeentwicklung auf diese Weise gebremst wird. Der Borchener Bürgermeister plant, seine Amtskollegen für eine gemeinsame Initiative zu motivieren. Aus dem Kreis Paderborn soll nach Allerdissens Vorstellung ein kollektiver Hilfeschrei gesendet werden. Als erstes Mittel bringt er ein Schreiben der Bürgermeister an den heimischen CDU-Bundestagsabgeordneten Carsten Linnemann ins Spiel, um die missliche Lage der Kommunen zu verdeutlichen.

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