
Bad Wünnenberg-Fürstenberg. Der Quizabend: stets ausgebucht. Der Lesekreis: ein Selbstläufer. Der Scheunen-Markt mit regionalem Angebot: als wöchentlicher Treffpunkt fest etabliert. Wo früher in der alten Zehntscheune im Herzen des Dorfes Fürstenberg Fahrzeuge und Geräte des städtischen Bauhofs parkten, haben viele engagierte Helfer dafür gesorgt, dass ein Dritter Ort gewachsen ist: ein Mittelpunkt des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens, der als Kulturscheune 1a Menschen zusammenbringt und zur Ideenschmiede für ein lebendiges Dorfleben geworden ist.
Zum dritten Geburtstag der Kulturscheune kam jede Menge Prominenz nach Fürstenberg. Unter anderem Ina Brandes, NRW-Ministerin für Kultur und Wissenschaft, Eckhard Uhlenberg (Präsident der NRW-Stiftung), Staatssekretär Daniel Sieveke, der Landtagsabgeordnete Bernhard Hoppe-Biermeyer, Landrat Christoph Rüther oder Bad Wünnenbergs Bürgermeister Christian Carl.

Aber die eigentlichen Stars waren andere. Das Team, das aus einer Scheune für den Bauhof einen kulturellen Raum erschaffen hat und diesen auch schon seit knapp drei Jahren mit Leben füllt. „Hier sind Menschen am Werk, die gar nicht wollen, dass es ruhiger wird“, sagte Landrat Rüther. Als Fürstenberger kennt er diese ganz genau. „Es heißt Kulturscheune 1a, aber Kulturmenschen 1a würde ebenso gut passen. Was ihr dem Ort und der Region gebt, ist unendlich viel wert“, lobte Rüther das große Team der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer rund um die Kulturscheune. Er brachte auch einen kleinen Scheck mit, der aber ausdrücklich nur für das Team ist, um sich mal einen schönen Abend zu gönnen.
Kulturscheune ist ein Hauptgewinn für ganz NRW
Das Lob riss bei den Reden aber nicht ab. Eckhard Uhlenberg bezeichnete die Kulturscheune als einen Hauptgewinn für ganz NRW und für Daniel Sieveke hatte das Team die Champions League gewonnen – er meinte damit die Förderung durch das Heimatzeugnis (150.000 Euro). Und für Kulturministerin Ina Brandes, die schon viele Dritte Orte besuchte, sei der in Fürstenberg ein ganz besonderer. „Mir werden vor solchen Besuchen immer auch die neusten Entwicklungen der Projekte vorgelegt. Hier in Fürstenberg war es gleich eine ganze Seite“, war Brandes erstaunt.

Für sie schaffen Dritte Orte den Raum und die Gelegenheit für den persönlichen Austausch im Ort – spontan, unmittelbar, selbstverständlich und generationsübergreifend. Und sie schafften es „ganz wunderbar, Menschen aus der Einsamkeit zu holen.“ Denn es sei vielfach belegt, dass einsame Menschen anfälliger seien für populistische Parolen. „Orte wie die Kulturscheune 1a stiften Zusammenhalt und leisten damit einen wertvollen Beitrag für unsere Demokratie“, sagte die Ministerin.
Das Fürstenberger Projekt erhielt vom Ministerium die volle Fördersumme von insgesamt 450.000 Euro für die dreijährige Umsetzungsphase und wird seit diesem Jahr in der Verstetigungsphase mit weiteren 120.000 Euro bis 2026 unterstützt.
Gute Chancen beim Deutschen Engagementpreis
Eine weitere Förderung ist auch schon in Sicht. Die Kulturscheune wurde in die Konzeptphase des Förderprogramms „Aller.Land“ aufgenommen. Bundesweit hatten nur 96 Initiativen dieses Glück und in NRW zehn. 40.000 Euro werden die Fürstenberger erhalten. Ziel ist es, dank des Programms ein vielschichtiges Netzwerk mit Partnern aus den Bereichen Kultur, Jugend, Bildung, Nachhaltigkeit und demokratische Beteiligung in der Region aufzubauen. „Geben sie ihr Wissen in diesem Netzwerktreffen weiter, denn viel können sie hier nicht falsch gemacht haben“, ermunterte Brandes.
Und sie drückte dem Team um Peter Gödde und Dieter Böddeker (beide Geschäftsführer) und Organisationsleiterin Julia Mühlenbein die Daumen, dass es auch beim Deutschen Engagementpreis 2024 im Dezember in Berlin ganz vorne landen wird.
Ob des vielen Lobes war Peter Gödde fast schon beschämt. „Denn wir machen das alle auch, weil es uns Spaß macht. Wenn man sieht wie sich die Mitmachkultur hier entwickelt hat, wie auch Kinder, Jugendliche und junge Menschen sich hier beteiligen – dann bekommt man schon feuchte Augen“, so Gödde.
Pianist aus Damaskus lässt Publikum mitsummen
Seine Mitstreiter Hermann und Erhard Weitekamp erklärten dann auch noch im Rückblick wie sich der Bau und auch der Scheunenmarkt entwickelt haben und Claudia Mühlenbein gab eine Übersicht über die vielen Aktivitäten in der Kulturscheune. Dieter Böddeker lobte vor allem das ehrenamtliche Engagement aller Beteiligten. „Wir haben hier etwas geschaffen, das Raum für jede Stimme bietet“, so Böddeker.
Das bestätigten auch das Musiktrio Zabrinsky, das die Feierstunde begleitete, und Aeham Ahmad, als Pianist aus den Trümmern Damaskus bekannt geworden. Er spielte eindrucksvoll eine Interpretation der Ode an die Freude – und ließ auch das Publikum mitsummen.