Leiter des gräflichen Forstbetriebs in Fürstenberg hört nach 32 Jahren auf

Bad Wünnenberg/Fürstenberg. Wenn Uwe Meyer in den Wäldern rund um Fürstenberg unterwegs ist, dann ist es für ihn auch immer etwas Besonders. Der promovierte Forstwissenschaftler kann immer noch sehen, was sein Großvater und auch sein Vater damals gepflanzt hatten. Denn beide waren seine Vorgänger als Leiter des Forstbetriebs Graf von Westphalen. Diese wohl einmalige über 100-jährige Familienära ist nun zu Ende – seit dem 1. Juli ist Meyer im Ruhestand, auch wenn er immer noch im Forstamt anzutreffen ist. Und entgegen der Familientradition wird keins seiner drei Kinder sein Nachfolger. &bdquo;Ich hatte noch meinen Nachfolger Johannes Gerst eingearbeitet. Wir hatten eine dreimonatige Überlappung", erklärt Meyer, der zurzeit noch im Forstamt wohnt, ehe er mit seiner Frau Agnes umziehen wird. Und in Gerst, dem er eine gute Praxiserfahrung bescheinigt, könnte er sich sogar wiederkennen, als er 1988 von seinem Vater eingearbeitet worden ist. &bdquo;Ich war damals auch 34 Jahre alt", merkt der 66-Jährige an. Pionier der naturnahen Forstwirtschaft Von 1919 an prägte Meyers Familie den Forstbetrieb in Fürstenberg. Zuerst war es sein Großvater Josef Roosen, der aus Holland in die Dienste des Grafen von Westphalen trat. &bdquo;Ich kann mich noch gut an meinen Großvater erinnern. Mit ihm war ich auch viel im Wald. Er hatte damals schon sehr gute Ideen für eine naturnahe Forstwirtschaft. Zu der Zeit war das ein bisschen der Vorzeige-Betrieb in Deutschland", so Uwe Meyer. Roosen war bis 1961 Oberforstmeister und übergab das Amt an seinen Schwiegersohn Helmut Meyer, der wiederum bis 1990 die Forstverwaltung leitete. Seitdem ist Uwe Meyer in dritter Generation für den rund 8.000 Hektar großen Forstbetrieb mit den zusätzlichen Revieren in Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg und später auch Thüringen verantwortlich, ebenso für die sieben Revierleiter. &bdquo;Wenn man als Kind so viel im Wald erlebt mit seinem Großvater und Vater und wenn dann noch das Büro und die Wohnung in einem Gebäude sind, wird man geprägt", war sich Meyer schon früh sicher, in welche Richtung seine Berufswahl gehen würde. Erst Reserveoffizier dann Studium Nach der Ausbildung zum Reserveoffizier studierte er Forstwissenschaft in Göttingen und Freiburg. Dann arbeitete er zunächst als Revierassistent im Forstamt im Solling. Zwei Jahre koordinierte Meyer dann die erste Bundeswaldinventur für Niedersachsen und arbeitete parallel an seiner Promotion zum Thema Forst-Ertrag. Das sei aber nicht das gewesen, was er sich für die Zukunft vorstellte. Somit wechselte er 1988 in das Privat-Forstamt nach Fürstenberg, dessen Leitung er nach Einarbeitung durch seinen Vater im Sommer 1990 übernahm. Wie seine Vorgänger setzte auch Meyer auf eine wirtschaftlich erfolgreiche, aber auch naturgemäße Waldwirtschaft. Immer ein wohl sortiertes Holzlager &bdquo;Mein Großvater legte immer großen Wert darauf, ein wohl sortiertes Holzlager zu haben. Wer alles liefern kann, ist beweglicher am Markt – das ist ein großer Vorteil", so Uwe Meyer. Er achtet auch besonders auf Nachhaltigkeit und eine Bewirtschaftung ohne Kahlschlag. &bdquo;Das Kapital steht in der Fläche. Was man abschöpft ist nur ein Bruchteil. Denn es dauert 25 bis 30 Jahre bis man mit dem Holz wieder Geld verdienen kann. Wirtschaft und Ökologie geht auch im Einklang", betont er, dass der Faktor Zeit in diesem Job sehr wichtig sei. Risiko habe es immer gegeben – er erinnert da an den Eisregen 1988 und die vielen Stürme – aber die extreme Trockenheit und der Borkenkäfer in den letzten drei Jahren, seien eine ganz besondere Herausforderung gewesen. Neues Hobby im Ruhestand Trotz aller Schwierigkeiten habe er seine Arbeit immer geliebt. &bdquo;Der Reiz ist, dass man einen Großteil seiner Umwelt selbst gestalten kann. Und es ist doch faszinierend, wenn ich jetzt noch erkennen kann, was mein Großvater gepflanzt hat." Auch wenn der ehemalige Forstdirektor bald Fürstenberg den Rücken kehrt, so bleibt er den Wäldern doch treu: Mit dem E-Mountainbike über die Waldwege zu fahren, ist sein neues Hobby.

Meistgelesen