
Bad Lippspringe. Gesichter von allen fünf Kontinenten ziehen Betrachter in Bad Lippspringe seit Freitag in ihren Bann. Fotografiert hat sie die Hamburger Künstlerin Barbara Dombrowski. Zu sehen sind die Werke, gedruckt auf großformatigem Tuch, bis zum 23. August im Arminiuspark und im Ehrenhain unter dem Titel „Tropic Ice“ (engl. tropisches Eis).
Der Kulturfonds Bad Lippspringe hat Dombrowski für das Projekt in die Stadt geholt, finanziert über Spenden und Sponsoren. Dazu gibt es ein Begleitprogramm. Nach der blauen Burg des exzentrischen HA Schult im Vorjahr wirkt die Fotokunst Dombowskis weniger schrill, will Interessierte aber ebenfalls begeistern. Wer sich darauf einlässt, erfährt, was die Fotografin antreibt und kann den eigenen Horizont erweitern.
Bei der Eröffnung von Tropic Ice im Kongresshaus ist Dombrowski die Freude über die Kooperation mit den Lippspringer Kulturmachern um Vordenker Klaus Hölscher anzusehen. Sie erzählt, dass sie mit den Porträts von fünf klimatischen Kipppunkten des Erdballs auf ganz persönliche Weise den Klimawandel thematisiere: „Als mein erstes Kind im Jahr 2000 zur Welt kam, hat das Thema fast niemanden interessiert. Das wollte ich ändern.“
Bad Lippspringe erlebt Porträts anstatt Bilder der Klimakatastrophe
Dem Magazin „Stern“ bot sie eine Fotoreportage an, bekam aber eine Abfuhr. „Also habe ich es auf eigene Rechnung gemacht und muss dem ’Stern’ heute dankbar sein“, sagt die 61-Jährige. Klimatisch bedrohte Orte hat sie daraufhin bereist und Menschen dort fotografiert. Zu sehen sind in Bad Lippspringe Vertreter indigener Völker. Es sind Frauen und Männer aus Kiribati in der Südsee, Amazonasbewohner aus Ecuador, Menschen aus Ost-Grönland, von der Volksgruppe der Massai in Tansania sowie mongolische Nomaden aus der Wüste Gobi.
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„Es heißt oft, wir Menschen zerstören die Natur, aber wir zerstören vor allem uns Menschen“, sagt Dombrowski bei der Eröffnung. Bürgermeister Ulrich Lange, gleichzeitig Vorsitzender des Kulturfonds, gefällt am Projekt besonders eines: „Hier sehen wir keine Kunst mit erhobenem Zeigefinger, sondern erleben eine Botschafterin der Menschen aus verschiedenen Klimazonen.“ Die Künstlerin bestätigt: „Ich wollte nie Klimakatastrophenbilder zeigen, sondern Menschen vorstellen.“ Sie setzt auf die Wirkung der Begegnung - und sei es nur durch die Betrachtung von Porträts. Diese Idee mag auch Schirmherr Christoph Rüther. Der Landrat sagt: „Die Kunst kann hier das Komplexe darstellen und greifbar machen.“ Er lobt die Lippspringer Gastgeber für „Tropic Ice“: „Euch gelingt es, als Ort immer wieder interessant zu sein.“
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Dombrowskis Aufnahmen wurden schon mehrfach in Deutschland und international präsentiert. Ein Schlüsselerlebnis ihres Schaffens war die Präsentation einer Fotoauswahl, angebracht an Eisbergen in Grönland. Eis gibt es im sommerlichen Bad Lippspringe nicht, dafür aber genug Raum für die eindrücklichen Fotografien. Im Arminiuspark sind 35 von ihnen in einer kreisförmigen Installation aufgehängt. Besucher können von außen und von innen Aufnahmen entdecken und sich ein Bild entlegener Gegenden machen, die längst in Angst vor der Klimakrise leben.
Hochkarätiges Konzert in Bad Lippspringer Kirche
Den Kreis als Ausstellungsform wählte die Hamburgerin, um den Zusammenhalt der Menschen zu symbolisieren. Schon beim Aufbau der Bilder sei der Funke übergesprungen, erzählt sie: „Eine Frau kam auf mich zu und wurde vor den Bildern ganz emotional. Wir haben uns dann spontan in den Arm genommen.“
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Zum kunstpädagogischen Programm, das durch Projekte in Kitas und Schulen bereichert wird, gehören eine hochkarätige Aufführung der Pastorale von Beethoven am Mittwoch, 2. Juli, 20.30 Uhr in der St. Martinskirche und ein Führungsprogramm mit der Paderborner Kunsthistorikerin Heike Sondermann-Salzig. Weitere Informationen zu Tropic Ice, dem Konzert und den Führungen gibt es unter www.kulturfonds-badlippspringe.de.