Große Pläne: Mit Paderborner Robo-Taxis zum City-Outlet

Bad Lippspringe/Paderborn. Das mögliche City-Outlet soll nicht nur Bad Lippspringes Innenstadt retten. Es könnte nach dem Willen der Macher sogar die Stadt und den gesamten Kreis Paderborn zu einem weltweiten Vorreiter für Mobilität der Zukunft machen. Nach den Plänen von Bad Lippspringes Bürgermeister Ulrich Lange (CDU) und Projektinitiatorin Sylvia Schubert, soll in der Badestadt ein einzigartiges Transportsystem Kunden und Waren mit autonomen Fahrzeugen vom Parkplatz in die Stadt schaffen. "Das ist kein Wolkenkuckucksheim", sagt Thomas Tröster bei der zweiten digitalen Bürgerversammlung zum Outlet. Der Professor leitet an der Universität Paderborn das Institut für Leichtbau im Automobilbau. Sein Vorhaben der Robo-Taxis, das er seit anderthalb Jahren vorantreibt, passt zum Problem der Lippspringer Outlet-Planer. Sie wollen sich vom Verkehr der jährlich erwarteten einer Million Gäste ihr Heilklima nicht zerstören lassen. Trösters Idee, die er fächerübergreifend und in Kooperation mit der Industrie vorantreibt: Besucher steigen am Park-and-Ride-Parkplatz, der im Gewerbegebiet Vorderflöß entstehen soll, in fahrerlose Kabinen. In einer Kolonne würden diese Mini-Wägelchen softwaregesteuert Richtung City rollen. In der Stadt steuert dann wieder jeder Wagen das gewünschte Ziel an, zum Beispiel einen Bereich des Outlets oder den Eingang der Gartenschau, an. "Es ist eine Mischung aus Individual- und öffentlichem Nahverkehr", sagt Tröster. Hoffnung auf viel Prestige durch das Projekt Im Gespräch mit der NW nennt er fünf Jahre als realistischen Zeitraum, um das Konzept umzusetzen, das komplett mit regenerativen Energien betrieben werden soll. Neben Bad Lippspringe hat wohl auch die Stadt Bad Wünnenberg Interesse am Projekt. Die Techniker der Uni stehen für die Entwicklung der Hard- und Software dieses Projekts im Austausch mit Berliner Soziologen, um das System auf die Bedürfnisse von Fahrgästen zuzuschneiden. Die selbst fahrenden Wagen könnten auch dafür genutzt werden, die Outlet-Einkäufe der Kunden in Richtung Parkplatz zu transportieren. Dort würden sie von Mitarbeitern eingelagert, bis die Menschen wieder an ihrem Auto eintreffen. Schöne neue Shoppingwelt - zumindest in den Gedanken der Planer. Gespräche mit Behörden werden zum Verkehrsthema bereits geführt, sagt Bürgermeister Lange. Auch in Berlin platziert der CDU-Bundestagsabgeordnete Carsten Linnemann die Idee bereits. Langes Kalkül: Die Bad Lippspringer können dem Prestigeprojekt der Forscher eine reale Anwendung bieten, würden damit den örtlichen Verkehrsinfarkt vermeiden und ganz nebenbei der verträumten Badestadt ein Leuchtturmprojekt verschaffen, das für viel Anerkennung sorgen kann. Bis dahin müssen allerdings die technischen Voraussetzungen passen, denn Professor Tröster sagt auch: "Aktuell gibt es noch kein komplett autonomes Fahren. Aber die Entwicklung schreitet schnell voran." Zudem müssen Freigaben her, damit selbst fahrende Kabinen im Verkehr mitrollen dürfen. Hardware und Software sollten fehlerfrei aufeinander abgestimmt sein. Für die Umsetzung fehlt auch noch eine Menge Geld. Gespräche über Förderungen laufen, Industrieunternehmen feilen bereits an Prototypen, verrät Tröster. So viele Flächen stehen zur Verfügung Bis es soweit ist, soll das City-Outlet nach dem Willen des Bürgermeisters längst etabliert sein. Seine Verkehrsidee sieht, wie berichtet, in jedem Fall die Park-and-Ride-Fläche am Vorderflöß vor. Transportvehikel sollen "als Zwischenschritt" zunächst Elektrobusse - mit Fahrern - sein. Am Startdatum 1. Juli 2023 für das Outlet hält die Projektgruppe fest. In der Bürgerversammlung verkündet Initiatorin Schubert, dass nach Auswertung aller Flächen bereits jetzt 6.000 Quadratmeter Ladenfläche für Outlet-Shops zur Verfügung stehen - in Arminiusstraße, Langer Straße und am Marktplatz. Damit wäre die Vorgabe aus der Machbarkeitsstudie erreicht. Dort werden 5.000 Quadratmeter als Minimum genannt. Zum 1. Juli wird laut Bürgermeister ein Outlet-Projektbüro in der Stadt eröffnen. Aus der Gruppe der Immobilienbesitzer soll sich laut Sylvia Schubert eine Projektgesellschaft bilden, an der sich auch Bürger beteiligen können. Von ihr würde eine Betreibergesellschaft mit der Vermietung der Flächen und dem Betrieb des Outlets beauftragt. Möglicher Betreiber könnte Michael Haslinger mit seiner Immobilienfirma aus dem baden-württembergischen Adelsheim sein. Der Mann, der sich auch um das bislang weltweit einzige existierende City-Outlet in Bad Münstereifel kümmert, war zur Bürgerversammlung live zugeschaltet. Bad Lippspringe bescheinigt der Outlet-Fachmann: "Die Stadt hat auf jeden Fall das Potenzial für ein City-Outlet."

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