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Kommunalwahl 2025

Überraschung in Altenbeken: Michel verlässt die CDU und will Bürgermeister werden

Der Steuerberater hat bereits Wahlkampf- und Ratserfahrung. Diesmal will er das Egge-Rathaus erobern und den Amtsinhaber besiegen.

Harry Michel steigt in den Wahlkampf ums Bürgermeisteramt in Altenbeken ein und will nach der Kommunalwahl, die am 14. September stattfindet, ins Egge-Rathaus einziehen. | © Michel

Jens Reddeker
10.07.2025 | 10.07.2025, 19:14

Altenbeken. Die Gerüchte waberten schon länger durch Altenbeken, nun ist klar: Das Bürgermeisterrennen in der Eggegemeinde wird spannender als zuletzt erwartet. Denn Geschichte wiederholt sich – aber unter anderen Vorzeichen. Wie schon 2014 tritt auch bei der anstehenden Kommunalwahl Harry Michel (60) aus Schwaney als Bürgermeisterkandidat an. Er könnte Amtsinhaber Matthias Möllers durchaus gefährlich werden, eine Stichwahl scheint möglich.

Wie Michel auf NW-Anfrage bestätigt, hat er seinen Hut als parteiloser Kandidat in den Ring geworfen. Die notwendigen Unterschriften hatte er am vergangenen Wochenende gesammelt und sie dann am Montag im Rathaus abgegeben. 2014 musste er keine sammeln, denn damals war er als Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbands noch auf einem Parteiticket gegen den damaligen Amtsinhaber Hans Jürgen Wessels (SPD) ins Rennen gegangen – und unterlag.

Die CDU setzt im anstehenden Wahlkampf voll auf Möllers. Für die SPD tritt Ismail Cebe aus Bielefeld an. Michel kündigt gegenüber der NW an, dass er nach erfolgreicher Zulassung seiner Kandidatur in der Sitzung des Wahlausschusses (Donnerstag, 10. Juli, 17.30 Uhr, Rathaus) gegenüber der CDU-Kreisgeschäftsstelle seinen Parteiaustritt erklären will. Dies sei nötig, da sich ein Mitglied nicht als freier Kandidat für einen Wahlkampf aufstellen lassen dürfe, wenn er gegen eine CDU-Bewerberin oder einen -Bewerber antritt.

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Michel will mehr Nähe zur Altenbekener Wirtschaft

Dabei war die Christdemokratie für 34 Jahre seine politische Heimat, wie der vor 25 Jahren nach Schwaney gezogene Michel zugibt. Von 2010 bis 2019 führte der in Schloß Neuhaus tätige, verheiratete Steuerberater sogar den CDU-Gemeindeverband in Altenbeken, von 2010 bis 2020 saß er für die Partei im Gemeinderat. Bis jetzt stand er zudem der örtlichen CDU-Mittelstandsvereinigung (MIT) vor.

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Er wolle sich als Bürgermeister gegen die „davongaloppierende Verschuldung, für mehr Nähe zur Wirtschaft und eine transparentere Kommunikation des Rathauses einsetzen“, sagt Michel zur Motivation für die Kandidatur. Er ist zudem Mitglied der „Bürgergruppe Kassenskandal 2018“, die sich für eine vollumfängliche Aufklärung des Falles einsetzt, der die Gemeinde seit sieben Jahren verfolgt. Zu seinen Unterstützern, so sagt der Kandidat im NW-Gespräch, zählten auch „namhafte CDU-Mitglieder“.

Die Linie der Partei jedoch stimme auf Bundesebene und vor Ort „nicht mehr mit meinem Kompass überein“, sagt der Kandidat. Bundeskanzler und Parteichef Friedrich Merz kreidet er dessen Zickzack-Kurs an und kritisiert die „Anbiederung“ an die AfD vor der Bundestagswahl mit Blick auf die Bundestagsmanöver bei der Zuwanderungsdebatte.

Zu viele Schulden aus Sicht von Michel

Seit zwei bis drei Jahren habe es in ihm wegen einer möglichen Kandidatur schon rumort, sagt Michel, der dann vor einigen Wochen begann, sich ein Wahlkampfteam aufzubauen. Am Wahlprogramm werde noch gearbeitet, sagt er. Die Kernthemen stehen aber fest. „Es ist nicht CDU-DNA, dass die Verschuldung einer so kleinen Gemeinde wie Altenbeken um 14 Millionen Euro gestiegen ist“, wettert Michel. Sein Hauptaugenmerk will er daher aufs Sparen legen. Zudem sei die Kommunikation mit Unternehmen „bei mir Chefsache“.

Von der Gemeindeverwaltung mit dem Bürgermeister an der Spitze erwartet er eine serviceorientierte und bürgernahe Kommunikation sowie Transparenz. „Die war gerade im Umgang mit dem Ehrenamt zuletzt nicht gegeben“, kritisiert der Steuerfachmann. Er war übrigens auch derjenige, der Bürgerbegehren und Bürgerentscheid 2017 initiierte, als es in Buke und Schwaney darum ging, ob sich die Gemeinde selbst am Wohnungsbau beteiligen solle. Die Bürger lehnten es schließlich, Michels Meinung entsprechend, ab.

Besserer ÖPNV Richtung Paderborn

Der parteilose Bewerber will sich zudem für eine tragfähige ÖPNV-Verbindung in Richtung Paderborn einsetzen, da diese „gerade für ältere Bürger“ unerlässlich sei. Junge Familien sollten bei Hausbauplänen unterstützt werden. Vorstellen könne er sich ein Programm wie „Jung kauft Alt“, bei dem Familien mit geringem bis mittlerem Einkommen bei Kauf oder Sanierung von sanierungsbedürftigen Bestandsgebäuden Zuwendungen bekämen.

Und welche Chancen rechnet er sich nun aus? „Ich bin guten Mutes. Zuletzt habe ich wahrgenommen, dass viele Menschen mit der Amtsführung des Bürgermeisters unzufrieden sind. Daher sehe ich meine Chancen als gut an.“