Altenbekener missbraucht Kind: Eltern von Sechsjähriger erleben Stunden des Entsetzens

Altenbeken. Es war ein schöner Sommertag, an dem die Eltern der kleinen Marie (Namen geändert) erfuhren, dass ihrer Tochter mehrfach sexualisierte Gewalt angetan worden war – durch den damaligen Lebensgefährten der Mutter. Mehr als ein halbes Jahr später müssen die beiden diese schweren Stunden vor dem Landgericht Paderborn Revue passieren lassen. Denn dort vor der 5. Großen Strafkammer muss sich, wie berichtet, Bert L. der Anklage der Staatsanwaltschaft stellen. Obschon der 35-Jährige bereits kurz nach Bekanntwerden des schlimmen Verdachts zwölf Übergriffe zugegeben hat, führen die Richter unter dem Vorsitz von Nicole Klein eine umfangreiche Beweisaufnahme durch. Denn das Gesetz sieht vor, dass auch ein Geständnis gründlich zu überprüfen ist, bevor ein Urteil gefällt werden kann. Und so nimmt als erstes die Großmutter des mittlerweile sechs Jahre alten Kindes auf dem Zeugenstuhl Platz. Ihr vertraute sich Marie am 3. Juni morgens beim Haarkämmen an. Unter Tränen berichtet die 60-Jährige, was ihr die Kleine an diesem Tag erzählte, aber auch von der großen Scham Maries, als diese bei der Polizei aussagen sollte. &bdquo;Ich will das nicht erzählen. Das ist peinlich“, habe das Mädchen gesagt. &bdquo;Die Vernehmung war sehr schlimm für sie“, sagt diese Zeugin. Sechsjährige erzählt ihren Eltern vom Missbrauch Tatsächlich mochte Marie den Beamten, aber auch einer Therapeutin aus der Kinderschutzambulanz nur sehr wenig über ihre Erlebnisse erzählen. Das Kind sei &bdquo;sehr belastet“ gewesen, so die Expertin vor Gericht. Aber das wenige, über das es habe sprechen können, beruhe zweifellos auf realen Erlebnissen. Zuvor berichtet: Altenbekener gesteht Kindesmissbrauch auf dem Krankenbett Bewegt berichten auch die Eltern von Marie über diese Momente, in denen sie von den Übergriffen erfuhren. Völlig arglos sei er gewesen, sagt der Vater des Kindes, der an diesem Juninachmittag seiner Tochter in einem spielerischen Gespräch so einige wichtige Einzelheiten hatte entlocken können. Niemals habe er an so etwas gedacht. Auch seiner Ex-Frau ist immer noch ihre Fassungslosigkeit anzumerken über das, was sich im eigenen Zuhause abspielte, wenn sie nicht daheim war und ihre Tochter in der Obhut ihres damaligen Partners Bert L. gelassen hatte. Dieser habe Marie doch seit ihrem ersten Lebensjahr gekannt, erzählt sie den Richtern und berichtet von dem sehr guten Verhältnis, das die beiden gehabt hätten. Niemals habe sie den Eindruck gehabt, dass zwischen den beiden etwas falsch lief. &bdquo;Ich habe ihm doch meine Tochter anvertraut. Und ein Kind ist das Heiligste, was man hat“, sagt sie und spricht von Schuldgefühlen, die sie plagten. Schmerzensgeld ist für die Eltern nebensächlich Dass Bert L. sehr rasch ein Geständnis abgelegt hat, wissen Vater und Mutter zu schätzen. Damit sei erreicht worden, dass die Kleine nicht im Gericht sitzen und sich erneut belastenden Fragen stellen müsse. &bdquo;Das war die größte Angst für mich“, betont der Altenbekener. Eine solche Situation würde bei ihrer Tochter, die von ihren Eltern als nun wieder fröhliches Kind beschrieben wird, sicherlich wieder viel aufwühlen, sagt wenig später seine Ex-Frau. &bdquo;Es ist für uns so schon sehr schwer.“ Dass der Angeklagte bereits 20.000 Euro Schmerzensgeld gezahlt hat, ist für die Eltern eher nebensächlich. &bdquo;Was ist schon Geld“, sagt Maries Mutter. Denn niemand wisse, wie sich die Erlebnisse künftig im Leben des Mädchens auswirken würden. Die Verhandlung wird am Mittwoch, 19. März, fortgesetzt. Dann werden zunächst Mitarbeiter der psychiatrischen Klinik gehört, in der Bert L. nach seinem Suizidversuch über mehrere Monate hinweg behandelt wurde. Das Gericht will an diesem Tag bereits sein Urteil sprechen.

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