Bahnprogramm beim Viaduktfest in Altenbeken fliegt raus

Altenbeken. Es war ein besonderes Fest: Vor 22 Jahren feierte die Eggegemeinde Altenbeken riesengroß das 150-jährige Bestehen des Viaduktes - unter der 482 Meter langen Kalksteinbrücke mit ihren 24 Bögen. Das war einmalig, mit einer besonderen Atmosphäre. Auf Wunsch der Verwaltung und auch auf Nachfrage vieler Bürger soll das Viaduktfest nun wieder dort stattfinden. Im Umwelt-, Tourismus- und Kulturausschuss wurde das Programm vorgestellt, traf aber nicht den Nerv aller Ausschussmitglieder. Besonders der Verzicht auf das Bahnprogramm wurde heiß diskutiert. Klar ist, dass das Viaduktfest laut Ratsbeschluss anstatt alle zwei Jahre nun nur noch alle drei Jahre stattfinden wird - aus Kostengründen. Bisher musste die Gemeinde rund 130.000 Euro zuschießen. Das Budget wurde nun auf 75.000 Euro festgelegt. Ein Vorteil des alten, neuen Standorts sei vor allem, dass man dort wirtschaftlicher ein Fest veranstalten könne, erklärte Ingo Tegethoff, bei der Gemeinde für Öffentlichkeitsarbeit, Tourismus und Wirtschaftsförderung verantwortlich. Denn auf den Wiesen unterhalb des Viaduktes könne man das Festgelände auch absperren und so auch Eintrittsgelder generieren. Zudem sei dort der Aufwand für Sicherheit und Logistik geringer als in der Ortsmitte. Neues Programm von Party über Kultur bis zur Familie Von Freitag bis Sonntag, 3. bis 5. Juli, soll das Fest im kommenden Jahr stattfinden. Der Freitag soll für Party stehen. Unter anderem soll an diesem Abend ein überregionaler Musikact auftreten, für den auch Eintritt genommen werden könnte. Regionale Vorbands runden das Programm ab. Der Samstag soll ganz im Zeichen der Kultur stehen. Morgens ist eine große Wanderaktion geplant, nachmittags und abends soll viel auf der Bühne unter dem Viadukt passieren. Die örtlichen Musikvereine bekommen ihre Auftritte, es soll wieder ein Rudelsingen geben, Mitmachaktionen der Vereine und auch wieder Bands oder Künstler am Abend. Auch die beliebte Fundsachenversteigerung der Bahn ist eingeplant. Lesen Sie auch: CDU Altenbeken will Viaduktfest nur alle drei Jahre Die Familie steht beim Sonntagsprogramm im Mittelpunkt. Mit dem Entenrennen soll ab 11 Uhr gestartet werden. Verschiedene Künstler, die Heimatpreisverleihung und die Auszeichnung für das Stadtradeln vervollständigen das Programm. Zudem soll für das leibliche Wohl in vielfältiger Weise gesorgt werden, auch ein Weindorf soll wieder geboten werden. &bdquo;Es gibt viele Vorteile unter dem Viadukt. Wir haben mehr Platz für die Besucher und können auch mehr Programmpunkte anbieten“, so Tegethoff, der bei der groben Planung auch immer das knappere Budget im Blick haben musste. Daher wurde unter anderem auch das aufwendig zu organisierende und recht kostspielige Bahnprogramm komplett gestrichen. Kritik: &bdquo;Ist nur eine reine Kultur-Spaß-Geschichte für uns“ Das gefiel vor allem Nicolas Tilly von der SPD nicht. &bdquo;Leider wird der Bahnhof nicht mehr berücksichtigt, das Bahnprogramm gehörte dazu. Das Fest sollte ursprünglich auch Marketing für Altenbeken sein. So ist es nur eine reine Kultur-Spaß-Geschichte für uns“, kritisierte Tilly. Auch sein Parteikollege Harald Jansen wetterte gegen das neue Programm. &bdquo;Als wir im Ausschuss 2023 schon über die Planung des Festes diskutierten, war uns sehr wichtig, dass der Bahnhof mit ins Programm gehört. Die Grünen wollten gerne eine grüne Meile - nichts davon wurde in dem neuen Programm berücksichtigt. Marion Wessels hatte gute Kontakte zur Bahn, da lief noch alles“, erinnerte Jansen an die ehemalige Tourismusbeauftragte der Gemeinde, die lange das Viaduktfest mitorganisierte. Bürgermeister Matthis Möllers erklärte noch einmal eindringlich, warum das Bahnprogramm rausgenommen wurde: &bdquo;Es war der teuerste Punkt beim Fest. Wir haben für ziemlich viel Geld Loks gebucht, die auf Gleisen standen, wo man nur schlecht dran kam. So wie es zuletzt war, ist es aus meiner Sicht unattraktiv. Zudem wird die Abstimmung mit der DB immer schwieriger. Die neue Bahnmanagerin sitzt in Bielefeld und hat 80 Bahnhöfe zu betreuen.“ Auch Hermann Striewe von der CDU verteidigte die Streichung des Bahnprogramms. &bdquo;Wegen der Bahn kamen meistens nur Rucksacktouristen, die Fotos von den Loks, dem Bahnhof und dem Viadukt machten und dann wieder fuhren - die haben keine müde Mark hier gelassen. Uns ist auch eine Eintrittssituation wichtig, das ginge am Viadukt. Es ist ein einzigartiges Bauwerk hier in der gesamten Region, das es hervorzuheben gilt“, meinte Striewe. Auch eine grüne Meile wird gefordert Jan-Wilhelm-Lütkemeier von der ABA/FDP-Fraktion fand das vorgestellte Programm nicht schlecht, aber es sei zu beliebig. &bdquo;Das Viadukt sollte nicht nur Kulisse sein. Die Bahn war prägend für unseren Ort, daher sollte im Programm irgendetwas mit Loks auch geboten werden“, so Lütkemeier, der auch auf die grüne Meile hinwies, die seine Fraktion vor eineinhalb Jahren ebenfalls befürwortete. Um aus dem Viaduktfest nicht nur eine reine Partyveranstaltung zu machen, schlug Andreas Driller von den Grünen etwas Kultur-Historisches vor: &bdquo;Man könnte mit Projektionen an den Bögen des Viadukts die Historie der Bahn und des Viaduktes darstellen.“ Dieser Vorschlag kam auch bei der CDU gut an. &bdquo;So etwas Konstruktives wünsche ich mir auch von der SPD“, merkte Striewe an. Das Schlusswort der einstündigen, teilweise auch hitzigen Diskussion gehörte dem Ausschussvorsitzenden Marcus Heidebrecht, der das erste Viaduktfest 2003 noch als Nicht-Altenbekener erlebte. &bdquo;Ich kann verstehen, dass man das Bahnprogramm vermisst. Altenbeken hatte in den 80er-Jahren noch rund 1.200 Beschäftigte bei der Bahn, jetzt sind es aber nur noch wenige. Es ist jetzt aber ein Versuch, etwas zu ändern. Und das sollten wir auch wagen“, so Heidebrecht. Mit elf Ja-Stimmen, zwei Enthaltungen und zwei Gegenstimmen wurde die Verwaltung beauftragt, die Planungen für das Fest im Juli 2026 unter dem Viadukt fortzuführen.

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