Der steinige Weg eines syrischen Geflüchteten zum Job im Kreis Paderborn

Altenbeken/Paderborn. Hussin Altoumeh ist Bauingenieur mit einem Masterabschluss im Katastrophenmanagement. Doch in seinem Heimatland Syrien gab es Krieg, keine Arbeit, keine Perspektive für ihn. Obwohl Familie alles für ihn bedeutet, verließ er sie, wagte den großen Schritt und flüchtete nach Deutschland. Doch hier erlebte er viele Enttäuschungen. Erst nach zwei Jahren hat der 32-Jährige berechtigte Hoffnungen, sein großes Ziel zu erreichen: arbeiten, eigenes Geld verdienen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Aktuell ist er aus dem Flüchtlingsheim in Altenbeken raus, hat ein kleines Apartment in Paderborn bezogen und vor ein paar Tagen ein Praktikum bei einem Bauingenieurbüro in Bad Lippspringe begonnen. &bdquo;Endlich komme ich aus dem Bürgergeld raus, das ist ein großer Schritt für mich. Das Praktikum dauert acht Monate und wird bezahlt“, berichtet er stolz. Doch bis dahin war es ein weiter, steiniger Weg. 12.000 Euro bezahlte er an die Schlepper, die ihn über Land nach Deutschland brachten. Das Geld habe er zum Teil von seiner Familie bekommen und den Rest habe er sich geliehen. Mit auf der Flucht war auch sein Nachbar mit zwei Geschwistern. Altoumeh fängt schon in Syrien an, Deutsch zu lernen &bdquo;Ich wollte unbedingt nach Deutschland, zwei meiner Brüder leben schon hier und haben beide Arbeit. Ein Bruder ist Arzt in Papenburg und der andere Ingenieur in Mannheim. Daher hatte ich andere Erwartungen“, gibt er zu. &bdquo;Hier gibt es aber so viele Formalitäten, die es einem schwer machen“, machte er schnell Bekanntschaft mit der teils überbordenden, deutschen Bürokratie. Dabei habe er schon in Syrien angefangen, Deutsch zu lernen, um Zeit zu sparen und schneller einen Job zu bekommen. Denn nichts sei schlimmer, als nicht arbeiten zu dürfen, betont er mehrmals. Genützt hat es ihm nichts. Die erforderlichen Sprachkurse musste er absolvieren und kam innerhalb eines halben Jahres über die Stationen Bochum, Bielefeld, Dorsten und Ibbenbüren in eine Flüchtlingsunterkunft nach Altenbeken. Dort endete zwar seine kleine Odyssee durch NRW, aber arbeiten durfte er immer noch nicht. &bdquo;Anfangs war ich enttäuscht. Dann habe etwas im Seniorenheim geholfen. Das konnte ich aber nicht immer, weil ich nach Paderborn zum Sprachkurs musste. Dann habe ich aber Udo kennengelernt. Er hat mir sehr geholfen“, sagt Altoumeh und spricht vom langjährigen Ortsheimatpfleger Udo Waldhoff aus Buke. &bdquo;Wir haben uns an der Freizeitanlage am Spring getroffen und kamen gleich ins Gespräch. Da merkte ich schon, die Jungs wollen arbeiten und so schnell wie möglich aus der Flüchtlingsunterkunft raus“, beschreibt Waldhoff das Kennenlernen. Lesen Sie auch: Freude und große Angst: So unterschiedlich ist die Gefühlslage der Syrer in Altenbeken Elf Monate dauerte es, um syrisches Zeugnis anerkennen zu lassen Der Buker nutzte seine guten Kontakte und versuchte Hussin Altoumeh, der schon gut Deutsch sprach, irgendwo unterzubringen. &bdquo;Es war schwierig, auch wegen der Formalitäten. Erst musste er alle Sprachkurse haben“, so Waldhoff, der ihm auch die kleine Wohnung in Paderborn vermittelt hat. Allein elf Monate dauerte es, um sein Zeugnis von der Uni in Damaskus anerkennen zu lassen. Nun wartet er noch darauf, dass sein Master-Titel anerkannt wird. Weil er in seinem erlernten Beruf nichts bekam, spielte er schon mit dem Gedanken, ein syrisches Restaurant zu eröffnen. In Damaskus hätte man das einfach machen können, sagt Altoumeh lachend. &bdquo;Aber hier geht das nicht so leicht“, hat er schnell festgestellt und verweist wieder auf die vielen Formalitäten. Obwohl er mittlerweile in Paderborn lebt, ist der Kontakt nach Altenbeken nicht abgerissen. Er habe dort als Übersetzer geholfen und wolle das auch weiterhin tun. Schließlich habe er auch Amir Tadres, Sozialarbeiter der Gemeinde Altenbeken, und Integrationsmanagerin Christina Platz viel zu verdanken. Trotz aktueller Debatte: Angst vor Abschiebung hat er nicht Altoumeh freut sich, dass er nun endlich zumindest einen Fuß in der Tür zur Arbeitswelt hat. Damit hat sich ein großer Wunsch nun erfüllt. Sein weiterer Wunsch wäre ein duales Studium, um auch irgendwann Bauleiter zu werden. Auch wenn nach dem Sturz von Diktator Assad wieder etwas Ruhe und Normalität in sein Heimatland eingekehrt sind, sieht er seine Zukunft in Deutschland. Bis 2026 hat er noch Asyl, hofft aber auf Verlängerung. Die aktuelle, politisch aufgeheizte Debatte im Land bekommt er mit, Angst vor einer Abschiebung habe er aber nicht. &bdquo;Ich kann Deutsch und ich will arbeiten. Zudem sind wir Syrer in Deutschland Gäste. Und als Gast muss man höflich sein“, meint Hussin Altoumeh, der zudem noch einen Nebenjob sucht. Auch das war bis jetzt nicht einfach.

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