Gegner der Flüchtlingsunterkunft in einem Altenbekener Ortsteil werden aufgeklärt

Altenbeken. In Teilen der Bevölkerung von Buke soll die Aufregung groß gewesen sein, als klar wurde, dass die Gemeinde Altenbeken eine Flüchtlingsunterkunft im Gewerbegebiet an der Johannes-Tofall-Straße errichten wird. Zumindest hatten 445 Bürger einen Beschwerdebrief unterzeichnet, in dem sie sich gegen den Bau der neuen Containeranlage stellen. Sie fordern unter anderem, dass die Gemeinde das geplante Vorhaben stoppt und Zuweisungen von Flüchtlingen zurückweist. Als Gründe nennen sie mögliche Spannungen zwischen Bürgern und Flüchtlingen und äußern auch Sicherheitsbedenken. Daher hatte die Verwaltung zu einem runden Tisch in die Aula der Realschule eingeladen. Dort wurde den Beschwerdeführern durch Fakten und Zahlen schnell der Wind aus den Segeln genommen. Heiße Diskussion um das immer wieder heikle Thema Flüchtlinge kamen am Montagabend gar nicht erst auf. Bürgermeister Matthias Möllers (CDU), Ordnungsamtsleiter Christian Bruns und Sozialarbeiter Amir Tadres hatten sich bestens auf das Treffen vorbereitet und zudem noch die Polizei als Ansprechpartner dabei. Die Verwaltung hatte nur Personen eingeladen, die in unmittelbarer Nähe zum Standort der geplanten Flüchtlingsunterkunft leben. Insgesamt 17 Haushalte, in denen 61 Anwohner leben, hatten die Einladung bekommen und auch die vier dort ansässigen Firmen. Gut 15 Personen kamen zum Treffen. Darunter war auch Harald Kleidt, der die Initiative ins Leben gerufen hat. Er sei überrascht gewesen über die vielen Infos, von denen auch viele neu für ihn waren. &bdquo;Darunter war auch Positives“, gab Kleidt zu. Seit 2013 gab es noch nie sicherheitsrelevante Vorkommnisse Ordnungsamtsleiter Bruns erklärte noch einmal, warum die Gemeinde gesetzlich verpflichtet sei, die zugewiesenen Flüchtlinge aufzunehmen. Auch die Sicherheitsbedenken räumte er aus. &bdquo;Seit 2013 kümmere ich mich um die Flüchtlinge und bisher gab es noch keine sicherheitsrelevanten Vorkommnisse. Sicher gibt es mal Ärger, das ist aber normal, wenn viele Menschen in einem Haushalt leben. Das konnten wir alles immer regeln“, so Bruns. Zudem gebe es eine feste Hausordnung der Gemeinde, und Sozialarbeiter seien fast täglich dort. &bdquo;Wir überlassen die Menschen nicht sich selbst“, betonte er. Auch die Polizei bestätigte, dass es rund um die bisherigen Unterkünfte keine Auffälligkeiten gab. Sie versprach auch, Präsenz in Buke zu zeigen. Bürgermeister Möllers erläuterte noch einmal, warum die Gemeinde eine neue Unterkunft errichten muss und die Wahl auf das Gewerbegebiet in Buke fiel. &bdquo;Wenn wir keine Unterkünfte vorhalten können, müssten wir unsere Sporthallen zur Verfügung stellen. Das wäre die letzte Option. Und eine besonders teure“, so Möllers. Man hätte enorme Aufwendungen, müsste umbauen, eine Versorgung aufbauen und zudem würde dann der Schulsport ausfallen. Ausschlaggebend für das Grundstück sei die dort schon vorhandene Infrastruktur und der Gasanschluss, den die gebraucht erworbene Containeranlage benötige. Lesen Sie auch: Freude und große Angst: So unterschiedlich ist die Gefühlslage der Syrer in Altenbeken Besonders überzeugend war der Bericht von Altenbekens Sozialarbeiter Amir Tadres, der seit 2018 für die Integration in der Eggegemeinde zuständig und dabei überaus erfolgreich ist. &bdquo;Ich kann ihre Sorgen verstehen“, richtete er seine Worte an die Beschwerdeführer, &bdquo;ich weiß aber auch, was die Menschen bewegt, die geflüchtet sind.“ Er selbst flüchtete 2013 aus Ägypten und lebte zwei Jahre lang in einem Asylheim. In Altenbeken werde sich um die Flüchtlinge gekümmert. Vier Säulen seien wichtig: professionelle Beratung und Begleitung, die Sprache, die Kultur und die Vermittlung von Bildung und Arbeit. In Altenbeken muss keiner auf Sprachkurse warten Tadres nannte ein paar interessante Zahlen: Seit 2020 sind 84 Flüchtlinge eingebürgert worden, weitere 21 haben die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt, mehr als 100 haben eine feste Anstellung, 40 Ausbildungsplätze wurden vermittelt und insgesamt haben in den letzten Jahren über 300 eine eigene Wohnung gefunden. &bdquo;Und auf Sprachkurse muss in Altenbeken keiner warten, die bieten wir sofort und selbst an“, fügte der Sozialarbeiter an. Sein Bericht habe vielen die Augen geöffnet, sagte auch der Bürgermeister im Nachgang. Harald Kleidt nahm die vielen Zahlen und Fakten auf, übte aber auch Kritik. Er hätte gerne eine Einladung zur Ratssitzung bekommen, in der der Beschwerdebrief diskutiert wurde. &bdquo;Ich wusste davon nichts. Und in der Zeitung steht dann, niemand von den Beschwerdeführern wäre da gewesen“, so Kleidt. Auch wies er die Kritik vom Bürgermeister zurück, der behauptet hätte, einige Unterzeichner wussten nichts vom Inhalt des Briefes. Vor allem vom letzten Absatz hätten laut Bürgermeister einige nichts gewusst. Dort wird gefordert, die Zuweisung von Flüchtlingen zu stoppen, um die &bdquo;katastrophale, menschenverachtende und bürgerfeindliche Migrationspolitik“ nicht mehr zu unterstützen. &bdquo;Ich habe mit jedem, der unterschrieben hat, gesprochen und auch diskutiert“, entgegnete Kleidt. Die Syrer wollen schnell Arbeit und eine Wohnung finden Da sprang Bürgermeister Möllers aber Bukes Ortsheimatpfleger Udo Waldhoff zur Seite: &bdquo;Ich habe auch mit vielen gesprochen - die waren überrascht, was sie unterschrieben hatten.“ Zudem kritisierte Waldhoff, dass den Flüchtlingen unterstellt wird, dass &bdquo;sie alle Spitzbuben“, seien. &bdquo;Wir betreuen auch einige Syrer, viele sind hochintelligent und wollen gar nicht lange auf dem Dorf bleiben. Sie wollen schnell Arbeit finden und sich eine eigene Wohnung suchen“, fügte Waldhoff an. Das wollte Kleidt nicht auf sich sitzen lassen: &bdquo;Wir unterstellen den Flüchtlingen nichts, das geht aus dem Wortlaut nicht hervor.“ Dann fügte er hinzu: &bdquo;Aber wir haben eine Zunahme an Straftaten von Menschen mit Migrationshintergrund.“ Das widerlegte Amir Tadres zumindest für die Gemeinde Altenbeken. &bdquo;Unsere Flüchtlinge haben gar keine Zeit, etwas Sinnloses zu machen. Sie sind in den Sprachkursen oder bei der Arbeit. Die Probleme, die es woanders gibt, sehe ich in Altenbeken nicht.“

Meistgelesen