Für die Schulsozialarbeit in Altenbeken reicht Teilzeit nicht aus

Altenbeken. Schulsozialarbeit ist nicht nur in sozialen Brennpunkten in Großstädten gefragt, sondern auch auf dem Land in eigentlich überschaubaren, kleineren Grundschulen. Das machte Matthias Ziegert im Ausschuss für Bildung und Soziales mehr als deutlich. Der 28-Jährige ist seit August Schulsozialarbeiter am Grundschulverbund der Gemeinde Altenbeken und hat in der kurzen Zeit schon einen tieferen Einblick gewinnen können - obwohl er nur eine halbe Stelle hat und die Grundschulen in Altenbeken, Schwaney und Buke betreut. Im Ausschuss stellte Ziegert seine Tätigkeiten vor, die Strukturen seines Einsatzbereichesan den drei Schulstandorten, seine Zielsetzung und die besonderen Herausforderungen seiner Arbeit. Das größte Problem sei das Zeitmanagement, wie er betont. Ziegert ist nur bis mittags in den Grundschulen, dann anschließend über die AWO in der OGS in Altenbeken angestellt. &bdquo;Oft reicht die Zeit einfach nicht aus. Die Kinder wollen sich austauschen und mit mir sprechen - dann kommen noch die Fahrten von Schwaney oder Buke nach Altenbeken hinzu.“ Ein Mädchen stand mit Tränen in den Augen vor seinem Büro Zwei Fälle schilderte er den Ausschussmitgliedern: Ein Mädchen stand mit Tränen in den Augen vor seinem Büro, zehn Minuten vor seinem offiziellen Dienstschluss. &bdquo;Das Mädchen brauchte Hilfe, ich musste zur OGS. Ich kann es aber nicht einfach stehen lassen und habe dann in der OGS Bescheid gesagt, dass ich später komme.“ Und einmal musste er auch beim Gespräch mit dem Jugendamt dabei sein und konnte daher nicht zu seinem Nachmittagsjob. Ein Kind, das sich ihm anvertraute, dass es zu Hause geschlagen wird, öffnete sich nur in seinem Beisein den Vertretern des Jugendamtes. &bdquo;Für diese Stelle reicht Teilzeit einfach nicht aus, der Bedarf ist da und er wächst. Eine Vollzeitstelle ist ein Muss“, sagte Matthias Ziegert, der nur 19,5 Stunden pro Woche hat, eindringlich. Zu seinen Aufgaben gehört nicht nur die Entwicklung von sozialpädagogischen Angeboten wie Klassenprojekte, soziales Lernen oder Erlebnispädagogik. Er soll auch mit außerschulischen Institutionen und der OGS zusammenarbeiten und netzwerken. Aber nicht nur die Arbeit mit der Gruppe gehört zu den Schwerpunkten seiner Tätigkeiten, er bietet auch in der ersten Pause Kindersprechstunden an. In Altenbeken sei meist auch die zweite Pause noch nötig, so Ziegert. &bdquo;Viele Kinder haben Wut und wissen nicht wohin damit“ Die sogenannte Einzelfallhilfe, die individuelle Arbeit mit einem Kind, sei enorm wichtig und auch da sei die Anzahl der Kinder, die diese Hilfe benötigen, ansteigend. Aktuell werden in Altenbeken acht Kinder betreut, in Buke vier und in Schwaney drei. &bdquo;Ich mache mit ihnen Sozialtraining. Viele Kinder haben Wut und wissen nicht wohin damit“, erklärt der 28-Jährige. Aber auch Trauer, häusliche Gewalt, Mobbing, Stress und Konzentrationsschwächen sind Themen in den Einzelgesprächen. Ebenso sei der Austausch mit den Lehrern für seine Arbeit sehr wichtig. Auch da fehlt die Zeit. Gespräche finden meist nur zwischen Tür und Angel statt. Hermann Striewe (CDU) war erstaunt, dass es so viel Bedarf in den Grundschulen der Gemeinde gibt. &bdquo;Das zeigt, dass es mehr als wichtig ist, dass Sie hier als Schulsozialarbeiter arbeiten. Und Hut ab, dass Sie in recht kurzer Zeit schon so viel Vertrauen zu den Kindern aufgebaut haben. Sie sind mit viel Herzblut hier eingestiegen“, lobte Striewe die Arbeit und den Einsatz von Ziegert. Dieser hat sich auch schon klare Ziele gesetzt. Er möchte den Fokus mehr auf die Einzelfälle richten, die Arbeit mit den Eltern intensivieren und mehr konstruktive Gespräche mit den Lehrkräften führen. Um das ideal umzusetzen, müsste die Stelle aber Vollzeit ausgeschrieben werden. &bdquo;Wir bekommen an Fördermitteln für die Schulsozialarbeit gerade einmal 4.900 Euro pro Jahr“, nannte Fachbereichsleiter Jochen Bee die finanzielle Hürde. Mark Buschmeier (CDU) meinte, dass das Land NRW eigentlich in der Pflicht wäre, sich aber zurückhalte. &bdquo;Wir alle nehmen wahr, dass die Stunden für diese Stelle nicht ausreichen, sind aber dankbar, dass Sie unsere Schulen unterstützen“, sprach auch der Vorsitzende des Ausschusses Lob aus.

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