
Altenbeken-Buke. „Wer Rettungskräfte angreift, greift auch unsere Verfassung an“, erklärte Kreisbrandmeister Stephan Reckhaus, zugleich Vorsitzender des Verbandes der Feuerwehren (VdF), der auf Kreisbene mehr als 5.000 Mitglieder zählt, beim Verbandstag in Buke.
Nach den jüngsten Angriffen in Süddeutschland erinnerte Reckhaus auch an die Vorfälle in Büren zum Jahreswechsel 2023. Ein probates Mittel gegen solche Attacken könnte die Ausrüstung von Rettungskräften mit Bodycams sein. Landrat Christoph Rüther forderte bei Angriffen auf Einsatzkräfte ein „Durchgreifen mit aller Härte“.
Reckhaus gab beim Verbandstag einen Überblick über die Themen, die das Kreisbrandmeisterteam in den kommenden Monaten beschäftigen wird. Dazu zählen eine Neuausrichtung der Aus- und Fortbildung der Feuerwehren im Kreis Paderborn und die Digitalisierung im administrativen Bereich der Kreisausbildung. Ab 2025 soll eine einheitliche Atemschutztechnik für alle Wehren beschafft werden, und bei den Kreiseinheiten liegt der Fokus zurzeit auf der Beschaffung notwendiger, noch ausstehender Technik.
THW ein „wertvoller Unterstützer für die Feuerwehren“
Das Technische Hilfswerk (THW) nannte Reckhaus einen „wertvollen Unterstützer für die Feuerwehren“. Die oft reklamierte interkommunale Zusammenarbeit der Feuerwehren sei im Kreis Paderborn bereits „gelebte Praxis“. Reckhaus begrüßte nachdrücklich die Neuausrichtung des Kreises beim Bevölkerungsschutz. Der Katastrophenschutz-Bedarfsplan befindet sich in der Abstimmungsphase und wird nach der Sommerpause in die Parlamente kommen.
Bei der Verbandsarbeit legen Reckhaus und seine beiden Stellvertreter Bernd Lüke und Tobias Rupprecht ihr Hauptaugenmerk auf die Sicherstellung der Nachwuchsförderung durch die Kinder- und Jugendfeuerwehren.
Landrat Christoph Rüther freut sich bereits auf den Neubau der Kreisfeuerwehrzentrale an der Barkhauser Straße in Paderborn in unmittelbarer Nähe der Feuerwehr Paderborn. Im Neubau soll auch eine gemeinsame Aus- und Weiterbildung angeboten werden. In der Zwischenzeit nutzen die Feuerwehren auch den alten Kreisbauhof in Klausheide.
Führungsteams der Feuerwehren wieder komplett
Nach der Neubesetzung der Kreisbrandmeisterstellen sind auch die letzten Vakanzen in den Wehrführungen beseitigt, so dass die Führungsteams überall wieder komplett sind. Bei Wahlen zum VdF-Vorstand hatten die 201 stimmberechtigten Delegierten leichtes Spiel. Der langjährige Geschäftsführer Hubert Halsband und Beisitzer Friedhelm Knust wurden einstimmig wiedergewählt. Als Nachfolger für den nach zwölf Jahren ausscheidenden Pressesprecher Niklas Schäfers aus Altenbeken wurde der Paderborner Journalist Ralph Meyer gewählt, der seit sieben Jahren als Seiteneinsteiger in der Unterstützungsabteilung der Feuerwehren auf Kreisebene tätig ist.
Die Zahl der aktiven Feuerwehrleute im Kreis Paderborn ist im vergangenen Jahr um 65 auf 3.249 angestiegen. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Mitgliederzahl um rund 700 Kräfte an. Die Feuerwehren rückten im vergangenen Jahr zu 515 Bränden und 3.125 Hilfeleistungen aus.
Größte Wehr im Kreis Paderborn ist die Feuerwehr Paderborn mit 626 Aktiven, gefolgt von den Feuerwehren Delbrück (589 Aktive) und Büren (428 Aktive). Die kleinste Feuerwehr im Kreis ist Bad Lippspringe mit 88 Einsatzkräften. Die Zahl der beruflichen Kräfte im Brandschutz und Rettungsdienst im Kreis lag Ende 2023 bei 446. In den vier musiktreibenden Einheiten geben 301 Frauen und Männer den Ton an, und den Ehrenabteilungen gehören rund 930 Feuerwehrleute an. Die Jugendfeuerwehren im Kreis Paderborn hatten Ende 2023 616 Mitglieder, ein Plus von 114 gegenüber dem Vorjahr. 75 Mädchen und Jungen gehören den drei Kinderfeuerwehren im Kreisgebiet an.
Carsten Linnemann fordert Pflichtjahr für Jugendliche
Der Paderborner Bundestagsabgeordnete Carsten Linnemann, zugleich CDU-Generalsekretär, war Schirmherr des Verbandstages. In seiner Festansprache nahm der Politiker ebenfalls Stellung zu Gewaltexzessen gegenüber Einsatzkräften. „Wir stehen gemeinsam in der Pflicht, Einsatzkräfte vor militanten Chaoten zu schützen“, sagte Linnemann in Buke.
In diesem Zusammenhang forderte er ein einjähriges Pflichtjahr für alle Jugendliche zum Dienst an der Gesellschaft. Das würde helfen, aus der eigenen Blase herauszukommen und einen Beitrag für den Zusammenhalt der Gesellschaft zu leisten, fügte er hinzu.
Als gutes Beispiel für entschlossenes Engagement in der Gesellschaft nannte er die Idee von Martin Meilwes, der vor 30 Jahren in Buke den Anstoß zu einer der ersten First Responder-Gruppen in Deutschland gegeben hatte. „Solche Macher könnten wir auch in der Politik gut gebrauchen“, so Linnemann.
INFORMATION
Ehrungen beim VdF-Verbandstag
Bei den Ehrungen wurden Johannes Rustemeier, Franz Ewers, Andreas Vogt, Martin Schmidt und Peter Hils mit dem Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Bronze ausgezeichnet. Das Ehrenkreuz in Silber ging an Johannes Ewers, Heinrich Kürpick, Martin Meilwes und Andreas Müller. Mit dem Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold wurde Michael Heck, langjähriger Leiter der Feuerwehr Bad Lippspringe, ausgezeichnet.
Die Deutsche Feuerwehr-Ehrenmedaille, die höchste Auszeichnung für Nicht-Feuerwehrangehörige, erhielt Gerd Sailer, Zugführer beim THW-Ortsverband Paderborn. Ehren-Kreisbrandmeister Elmar Keuter wurde einstimmig zum Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Feuerwehr im Kreis Paderborn gewählt.