Geschichtsträchtig

Wie Hannover zum „Altenbekener Damm“ kam

In der niedersächsischen Landeshauptstadt taucht der Name der Eggegemeinde aufgrund einer Eisenbahnlinie von 1872 oft auf.

Innerhalb der Stadtbahnhaltestelle „Altenbekener Damm“ wird auf die Geschichte des Namens verwiesen. | © Rainer Wester

18.02.2024 | 18.02.2024, 16:00

Altenbeken/Hannover. Wer in Hannover vor dem Hauptbahnhof steht, braucht nicht lange zu warten, bis ein Stadtbus mit dem Ziel „Altenbekener Damm“ über den Vorplatz fährt. Die Busfahrt endet an der gleichnamigen Stadtbahnstation inmitten der eineinhalb Kilometer langen Straße mit Namen „Altenbekener Damm“.

Stadtbahneingänge, Straßenschilder, Zielanzeigen und Bushaltestellen - überall steht „Altenbekener Damm“. Dabei erinnert hier, im Schatten der historischen Gilde Brauerei-Gebäude, absolut nichts an einen Damm. Was es mit dieser Straße auf sich hat und warum dadurch viele Hannoveraner tagtäglich dem Namen Altenbeken begegnen, ohne je in der Eggegemeinde gewesen zu sein, recherchierte vor Ort der Salzkottener Bahnfreund Rainer Wester.

Innerhalb der Stadtbahnhaltestelle „Altenbekener Damm“ wird auf die Geschichte des Namens verwiesen. - © Rainer Wester
Innerhalb der Stadtbahnhaltestelle „Altenbekener Damm“ wird auf die Geschichte des Namens verwiesen. | © Rainer Wester

Er habe zunächst die historischen und denkmalgeschützten Stahlfachwerkbrücken aufgesucht, die kurz vor Hannover vom Zugfenster aus zu sehen sind. Hinter dem Bahnhof Hannover-Linden weicht die Strecke der damaligen Hannover-Altenbekener Eisenbahn, mitsamt ihren Brücken, von der heutigen Linienführung ab. Eingebettet zwischen zwei höher gelegenen Dämmen verschwinden die vom Zug zu sehenden Brücken zügig zwischen den Bäumen.

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Am Maschsee beginnt der „Altenbekener Damm“

„Wer am Bahnhof Linden/Fischerhof aussteigt, kann den alten Bahndamm mit seinen sehenswerten Brücken zu Fuß erkunden. Zumindest, bis die frühere Trasse nach ein paar hundert Metern abrupt am Ufer des Maschsees endet“, beschreibt Wester. Direkt gegenüber auf der anderen Seeseite beginnt die Straße mit dem Namen „Altenbekener Damm“.

Ein Hinweisschild erklärt, was aufgrund der Bebauung heute nicht mehr zu sehen ist. Es handele sich tatsächlich um eine frühere Eisenbahntrasse. Die Hannover-Altenbekener Eisenbahn lief zwischen 1872 und 1909 an dieser Stelle auf die Stadt zu. Über die besagten Brücken ließen die Züge die Flüsse Ihme und Leine hinter sich und zuckelten durch das Altstädter Masch zum damaligen Localbahnhof, so Wester.

Die alten Brücken der Hannover-Altenbekener-Eisenbahn dienen heute als Fuß- und Radweg. - © Rainer Wester
Die alten Brücken der Hannover-Altenbekener-Eisenbahn dienen heute als Fuß- und Radweg. | © Rainer Wester

Den Maschsee gab es zu dieser Zeit noch nicht. Dort, wo heute Stadtbusse auf dem Altenbekener Damm verkehren, bahnten sich die Züge damals ihren Weg in die Stadt Hannover. Je nach Baufortschritt der Stecke kamen sie zuerst aus Hameln, später aus Steinheim und seit Ende Dezember 1872 auch aus Altenbeken.

Ohne Bahndamm konnte Hannover besser wachsen

Nach Verlegung des Eisenbahnbetriebes gut 100 Meter weiter südlich konnte sich die wachsende Großstadt ohne störenden Bahndamm zügig weiter ausdehnen. 1912 erhielt die neue, eineinhalb Kilometer lange Straße, den bis heute bestehenden Namen „Altenbekener Damm“.

Ein Stück Eggegemeinde sei damit seit vielen Jahrzehnten Bestandteil der Adressen unzähliger Privathaushalte und Geschäfte. „Da weit über 100 Jahre später weder Bahn noch Damm zu erkennen sind, erscheint die Namensgebung von damals geradezu weitsichtig. Für die Benennung dieser Straße in der aufstrebenden Stadt Hannover hätte es sicher mehr Möglichkeiten gegeben, als den Namen einer Bahntrasse einzubinden und damit an die Eisenbahn zu erinnern“, meint Wester.

Früher, als die Züge aus Hannover nicht in Paderborn, sondern in Altenbeken endeten und wesentlich mehr umgestiegen werden musste, sei die Verbindung zur Eggegemeinde deutlich intensiver gewesen. Eine Kundin eines Kioskes in Nähe des Altenbekener Damms habe sich erinnert, auf dem Weg in den italienischen Heimaturlaub in Altenbeken umgestiegen zu sein.

Bushaltestelle „Altenbekener Damm“ vor dem historischen Gebäude der Gilde-Brauerei. - © Rainer Wester
Bushaltestelle „Altenbekener Damm“ vor dem historischen Gebäude der Gilde-Brauerei. | © Rainer Wester

Urlaubserinnerungen an Altenbeken

Sie erzählte Rainer Wester, dass es ihr „bis heute ein Rätsel sei“, warum ihr Vater für die Familienfahrt nicht gleich einen Fernzug ab Hannover ausgewählt habe. Sie habe keinerlei Erinnerungen an die Aufenthalte in Altenbeken, aufgrund des Straßennamens sei ihr der Ortsname aber bis heute im Gedächtnis geblieben.

„Der Name Altenbeken bleibt in Hannover also weiterhin etabliert. Über einen alten Eisenbahndamm, dessen Name im Hannoveraner Süden auf vielen Schildern steht und der von den Bussen und Stadtbahnen durch die ganze Stadt getragen wird“, erklärt Wester.