Familie fühlt sich in altem Güterschuppen bei Altenbeken pudelwohl

Altenbeken-Buke. "Wer ist eigentlich so blöd und kauft sich einen Bahnhof", dachte Thorsten Pawlak als er vor Jahren den Immobilienmarkt durchstöberte und auf den alten Güterschuppen in Buke traf. Aber bei näherer Betrachtung merkte er, dass es gar nicht so blöd ist, sich mit dem 1853 erbauten Gebäude zu befassen. Denn rückblickend ist es genau das passende Objekt für ihn und seine Frau Jördis. "Wir haben ein altes Haus gesucht, das aber auch Charakter haben sollte", sagt der aus Bad Driburg stammende Pawlak. "Wichtig war uns auch, dass wir es selbst gestalten und umbauen konnten", ergänzt Jördis Pawlak. Dafür war der zehnmal 25 Meter große Schuppen mit seinen 80 Zentimeter dicken Sandsteinwänden ideal. Nun wohnen die Pawlak schon elf Jahre in dem alten Bahnhofsgebäude und fertig mit dem Umbau und der Renovierung sind sie noch nicht. Oft bleiben Menschen am Eingang ihres Grundstück stehen, berichtet Thorsten Pawlak, denn viele verbinden mit dem alten Buker Bahnhof Erinnerungen. Eingeweiht wurde er 1853 von keinem geringeren als Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. Das unterstreicht die damalige Bedeutung des kleinen Bahnhofs. Buke war ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt der Strecke von Paderborn über Warburg nach Kassel. In Buke konnten Passagiere damals auch umsteigen auf eine Postkutsche, die nach Driburg, Steinheim oder Höxter fuhr. Von 1905 bis 1907 wurde die Bahnstrecke aufgrund des zunehmenden Personen- und Güterverkehrs zweigleisig ausgebaut. Aber der Bahnhof in Altenbeken nahm immer mehr an Bedeutung zu und Ende der 60er Jahre wurde der Personenverkehr in Buke eingestellt. Der Güterschuppen drohte zu verfallen Das große Bahnhofsgebäude erwarb die Familie von Karl Berendes von der Bahn 1998. Der Güterschuppen auf der anderen Seite der Schienen drohte aber zu verfallen - bis 2012 Thorsten Pawlak die große Herausforderung übernahm. "Der Schuppen war zu dem Zeitpunkt bereits in privater Hand, das Dach und die Fenster wurden schon erneuert, alles andere haben wir dann nach und nach gemacht", so Pawlak. Und es war sehr viel zu tun, denn die Bahn hatte sich seit den 60er Jahren um das Gebäude nicht mehr gekümmert. "Innen ist nicht viel original geblieben, das war alles marode", erklärt der Bad Driburger. Vor allem viele Holzbalken mussten weichen. Aber die Pawlaks konnten nicht schalten und walten wie sie wollten - der Güterschuppen steht unter Denkmalschutz. Drei Punkte mussten sie einhalten: das Dach muss aus Bitumen bestehen, die Fensterrahmen müssen grün sein und die Deckenhöhe im großen Raum, den die Familie als Wohnzimmer nutzt, muss 7,5 Meter hoch bleiben. "Mit diesen Vorgaben können wir leben", sagt Thorsten Pawlak. Auch die vorbeifahrenden Züge stören nicht, bestätigt die ganze Familie. Fensterputzen nur nach Kontaktaufnahme mit dem Stellwerk "Daran haben wir uns schnell gewöhnt. Zudem haben wir Schallschutzfenster. An einer viel befahrenen Straße zu wohnen, wäre schlimmer", fügt Jördis Pawlak an. Wenn aber die Fenster an der Seite zur Bahnstrecke geputzt werden müssen, muss sie erst Kontakt mit dem gegenüberliegenden Stellwerk aufnehmen. Erst, wenn von dort ein Okay kommt, darf geputzt werden. Aber das seien auch die einzigen Einschränkungen. Die Pawlaks fühlen sich mit ihren Töchtern Neele (11) und Paula (8) auf 180 Quadratmeter Wohnfläche und dem rund 5.000 Quadratmeter großen Garten pudelwohl. Ganz fertig sind sie mit der Renovierung noch nicht - eine Hälfte des Erdgeschosses fehlt noch. Fördermittel könnte er beantragen, diese seien aber so schwindend gering für das Baudenkmal, dass es sich nicht lohnen würde, so Pawlak. "Wir wollten ja gerne ein altes Haus. Wir haben es aber nicht gekauft, weil es zum Bahnhof gehört, sondern ganz einfach, weil es schön ist", betont Jördis Pawlak. Sehr zufrieden, dass dieses geschichtsträchtige Gebäude in Buke bewohnt und auch gepflegt wird, ist Ortsheimatpfleger Udo Waldhoff. Es liegt direkt am beliebten Viaduktwanderweg und hat daher auch viele Beobachter. Um diese noch besser über die Historie der Bahn und die Nutzung der 170 Jahre alten Gebäude zu informieren, hat Waldhoff dort eine Info-Stele aufstellen lassen. Und auch eine rustikale Sitzbank zum Verweilen. 2.000 Euro hat er über den Heimat-Scheck des Landes Nordrhein-Westfalen dafür bekommen. Auch an der erst vor kurzem eingeweihten Freizeitanlage am Spring steht nun eine Infotafel.

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