Dorfbewohner in Schwaney sauer über Windradpläne

Altenbeken-Schwaney. Wenn Heike Hampel derzeit durch Schwaney spaziert, nimmt sie einen Stift und ihre Liste mit. Die 53-Jährige sammelt Unterschriften im Dorf, um die Bürger auf Windradprojekte aufmerksam zu machen, die südwestlich des Ortes geplant sind. Hampel fürchtet um die Lebensqualität im Dorf, sieht ein dann einen &bdquo;beinah von Windkraft umzingelten Ort“, hat Angst vor Schlagschatten und mehr. Sie möchte, dass die Räder woanders errichtet werden. Tatsächlich ist das 292-Hektar-Areal, 1.000 Meter von der Bebauung entfernt, aktuell vom Land ausgeguckt als so genannte Beschleunigungsfläche. Es heißt, aktuell gebe es dort von zwei Investorengruppen Pläne für den Bau von rund 15 Windrädern, Platz sei noch für mehr. Der Bereich zieht sich vom Urenberg über den Saul bis zum Emder Wald. Würde das Gebiet im erneuerten Landesentwicklungsplan (LEP) als Beschleunigungsfläche ausgewiesen, könnten dort bis zum Inkrafttreten der LEP-Änderung Windkraftanträge konzentriert werden, da es dann nach Angaben der Landesplanung &bdquo;keinerlei planerische Restriktionen beinhaltet“. So teilt es der Kreis Paderborn auf &bdquo;NW“-Anfrage mit. Auch zwischen Atteln und Etteln ist eine Beschleunigungsfläche vorgesehen. Lichtenau will das Attelner Areal ebenfalls nicht akzeptieren. Borchen könnte mit der Etteln-Fläche leben, heißt es aus dem Rathaus. Sondersitzung des Kreistages In einer Sondersitzung hat der Kreistag Mitte Juli ebenfalls einstimmig ein Signal nach Düsseldorf gesandt, dass die Landesregierung Abstand von den Flächen in Schwaney und Atteln nehmen möge und Kommunen bei der Ausweisung von Beschleunigungsflächen ein Vetorecht erhalten sollen. Für die CDU formulierte Kreistagsmitglied Hartmut Nolte: &bdquo;Mit dem geplanten Vorgehen würde den Kommunen durch das Land die Planungshoheit weggenommen.“ Auch die Gemeinde Altenbeken hat eine entsprechende Stellungnahme in die Landeshauptstadt geschickt. Im großen &bdquo;NW“-Sommerinterview hat sich Bürgermeister Matthias Möllers (CDU) auch öffentlich gegen die Beschleunigungsfläche vor den Toren Schwaneys positioniert. Anlieger reagierten &bdquo;mit Schrecken“ Auch die Bürger wollen ihren Unmut in Düsseldorf hinterlegen. Ob das alles hilft, weiß derzeit niemand. Der Landesentwicklungsplan wird im Landtag beschlossen. Neben Heike Hampel sammeln auch zwei andere Initiativen derzeit Unterschriften gegen den Windkraftausbau in Schwaney. &bdquo;Rund 400 Unterschriften sind schon zusammengekommen“, sagt die zweifache Mutter. Erst Anfang Juli hatte sie überhaupt von den Plänen erfahren: &bdquo;Das wird irgendwie alles unter der Decke gehalten“, beklagt sie sich. Dem Großteil der Schwaneyer seien die Ausbaudimensionen &bdquo;nicht bekannt“. Anlieger reagierten &bdquo;mit Schrecken“. Eine offizielle Bürgerbeteiligung fand vom 3. März bis 3. April statt, dabei seien von sechs Rückmeldungen fünf von Bürgern gekommen, die in Windkraftvorhaben involviert sind, haben Hampel und ihre Mitstreiter im Rathaus erfahren. Sprengstoff in der Sache Das Problem: Auch durch Schwaney führt mittlerweile ein Riss, wie im Ort zu hören ist. &bdquo;Das Thema spaltet auch Familien. Es liegt wirklich Sprengstoff in der Sache“, sagt Norbert Mikus. Der Bauingenieur ist ebenfalls gegen den Ausbau im Süden Schwaneys: &bdquo;Dort sind beliebte Spazierwege, ein Panoramaweg des EGV führt da entlang. Wenn dort in der Hanglage Windräder aufgestellt werden, ist der herrliche Ausblick zerstört, für den wir hier im Ort vor 35 Jahren gebaut haben.“ Seine Idee: &bdquo;Es gibt doch auch im Gemeindegebiet noch genügend andere Flächen, zum Beispiel entlang der B64. Dort kann doch gebaut werden.“ Der Vorteil der Planer an der diskutierten Fläche: Offenbar besteht weitgehende Einigung mit den Grundbesitzern. Es handele sich teilweise um Erbengemeinschaften, sagen Hampel und Mikus. Aktuell seien die Flächen, die teilweise auf rund 300 Metern Höhe liegen, als Äcker und Wiesen genutzt. In der Region wird kolportiert, dass Verpächter von Windradgrundstücken jährlich Einnahmen in bis zu sechsstelliger Höhe erwarten dürfen, wenn die Windlage es denn zulässt. Es steht neben der Energiewende viel Geld auf dem Spiel – aktuell aber auch der Frieden im Dorf.

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