Die Egge ist in NRW Favorit als neuer Nationalpark

Altenbeken. Wie viel Fahrt die Nationalparkdebatte in OWL aufnimmt, war Samstagnachmittag in der Altenbekener Eggelandhalle zu sehen. Statt der erwarteten 50 Menschen kamen gut 70, um zu hören, welche Neuigkeiten NRW-Staatssekretär Victor Haase aus dem Umweltministerium mitgebracht hatte. Haases Botschaften an die Vertreter von Umweltverbänden und Lokalpolitik ließen aufhorchen. Der Gast aus Düsseldorf wurde vom Co-Vorsitzenden des Fördervereins Nationalpark Senne-Eggegebirge, Altenbekens Ex-Bürgermeister Hans Jürgen Wessels, mit einer Präsentation begrüßt. Wessels zeigte darin, für wie dringlich er eine zügige Entscheidung in der Nationalparkfrage hält, um das Thema aus anstehenden Wahlkämpfen herauszuhalten. Ein Beschluss der Landesregierung dazu sei bis Jahresende nötig. Haase, Grünen-Mitglied und studierter Biologe aus dem Kreis Mettmann, widersetzt sich dem nicht: &bdquo;Wir sehen im Ministerium auch die Termine“, ist seine vielsagende Replik. Wie exklusiv von der &bdquo;NW“ berichtet, macht sich in OWL der Förderverein in Kooperation mit manch politisch Verantwortlichen auf den Weg, Flächen von gut 10.000 Hektar im Eggegebirge zum 17. deutschen Nationalpark zu erheben. Die Senne bleibt in den Plänen außen vor, weil aktive militärische Nutzung ihre Einbeziehung &bdquo;unrealistisch“ macht, wie Wessels sagt. Aufgeben will sie der Förderverein für einen späteren Nationalparkzuschnitt aber nicht. Gespräche laufen längst Die schwarz-grüne Landesregierung hat sich die Ausweisung eines zweiten Nationalparks in NRW nach der Eifel bis 2027 zum Ziel gesetzt. Welche Region es wird, soll in einem Wettbewerb ermittelt werden. Der Wettlauf soll &bdquo;im Sommer“ beginnen, wie Staatssekretär Haase auf &bdquo;NW“-Nachfrage mitteilt. Den Startschuss werde hochoffiziell NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) geben. Und was passiert dann? &bdquo;Wir wissen noch nicht, ob wir federführend sind“, sagt Fördervereinschef Wessels. Dabei würde das durchaus Sinn ergeben, denn er und Co-Vorsitzender Thomas Steinlein sowie einige Begleiter sind schon seit Wochen mit dem Projekt auf Tour – vor allem in den Rathäusern der Region. Auch eine gemeinsame Runde mit den Bürgermeistern bei Landrat Christoph Rüther hat es bereits gegeben, im Kreis Höxter steht Ähnliches bevor. Die Signale aus den Kommunen im Paderborner Land sind offenbar positiv, wie am Rande des Treffens in Altenbeken zu vernehmen ist. Im Kreis Höxter sei noch mehr Überzeugungsarbeit zu leisten, heißt es. >>> Lesen Sie auch: Die Egge bei Altenbeken erfüllt alle Kriterien für einen Nationalpark Wie überzeugt eine Region selbst vom Nationalpark ist, werde die entscheidende Rolle bei der Auswahl der kommenden NRW-Nationalparkregion spielen, machte Haase vor den Befürwortern in Altenbeken deutlich: &bdquo;Das Ziel muss für Sie sein, dass die Begeisterung bei den Menschen Fahrt aufnimmt.“ Mit Argumenten und mit Bedacht soll das klappen, denn die Zwistigkeiten der vergangenen Anläufe in der Region mit der Senne und dem Teutoburger Wald sind vielen Beteiligten noch allzu schlecht in Erinnerung. "In der Pole Position" Wie die Landesregierung die Zustimmung vor Ort abfragen will, wisse sie noch nicht genau, sagt der Mann aus dem Umweltministerium. Das Verfahren soll aber nicht allzu formalisiert ablaufen: &bdquo;Es muss plausibel gemacht werden, ob der Wille in der Region vorhanden ist“, erläutert Haase. Hans Jürgen Wessels geht davon aus, dass vor allem offizielle Erklärungen von Landräten, Bürgermeistern und/oder Räten eine wichtige Rolle spielen. Die Stimmung der Bevölkerung könnte eine repräsentative Umfrage beisteuern. Eine Image-Kampagne werde aktuell beraten. Nachdem das Landesumweltamt im Ministerium kürzlich eine Liste mit naturschutzfachlich geeigneten Regionen präsentiert hat, wird in Krischers Team aktuell der Weg bis zur Nationalparkentscheidung geplant. Klar ist: Die Landesregierung betrachtet die Egge als Favoriten im Rennen um den Titel. &bdquo;Sie sind in der Pole Position“, sagt Haase freimütig. Das sei aber natürlich &bdquo;keine Garantie“ für ein erfolgreiches Finish. Tourismus kann vom Nationalpark profitieren Auf eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion im Landtag teilte das Umweltministerium im Sommer 2022 bereits mit, dass im Land aktuell keine andere Initiative bekannt sei, die sich wie der hiesige Förderverein, die Errichtung eines Nationalparks auf die Fahnen geschrieben habe. Wie viele Wettbewerber die Egge aktuell hat, will Haase nicht sagen. Er propagiert vor allem das Nationalparkkonzept: &bdquo;Es geht darum, Menschen für die Natur zu begeistern und nicht, sie auszuschließen.“ Tourismus und auch die restliche Wirtschaft könnten profitieren. Die Windkraftanlagen in der Region sieht er nicht als Nachteil für eine Bewerbung: &bdquo;Daraus kann man sogar ein positives Narrativ machen.“ Im Nationalpark dürfen – das stellt Haase klar – jedenfalls keine Windräder mehr gebaut werden. Ein Hinweis, der manche Nationalpark-Kritiker von gestern vielleicht zu Befürwortern von morgen machen könnte. Die kommenden Monate werden zeigen, wie viel Gegenwind für das Projekt in der Region noch aufkommt.

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