Baustelle im Modellformat

Nordumgehung: Ein Jahr nach dem ersten Spatenstich sind die ersten 100 Meter der Trasse ausgebaggert

23.10.2009 | 04.02.2015, 12:20

Bad Oeynhausen-Eidinghausen. Für Detlef Schubert ist die Baustelle pure
Entspannung. Quasi Erholung während der Arbeitszeit. "Ach, das ist doch
keine Autobahnbaustelle", winkt der 61-jährige Arbeiter der
Straßenbaufirma Kirchner ab. "Gar kein Vergleich mit dem Bau der A20
oder der ICE-Trasse in Thüringen." Dort hätte sie täglich 30.000
Kubikmeter Erde bewegt. "Das hier ist doch wie im Modellformat H0 für
Eisenbahner", sagt er schmunzelnd. Vor genau einem Jahr gab es den
ersten Spatenstich für die Nordumgehung. Mittlerweile sind die ersten Meter ausgebaggert.

Die Baggerschaufel gräbt sich Meter für Meter ins Erdreich. Belädt
Lastwagen für Lastwagen. Die transportieren den Boden nach Löhne. "Es
geht nicht ganz vier Meter in die Tiefe", erklärt Detlef Schubert. "Wir
brauchen ja ein bisschen Spielraum, um bei schlechtem Wetter noch was
kaputt fahren und abschieben zu können." Entwässerung und Drainage
wurden verlegt, um eine Überflutung des Loches zu verhindern.
"Normalerweise fangen wir ja bei Null an - aber hier halt nicht", sagt
Schubert und zuckt die Schultern. Es seien wohl offenbar längst nicht
alle Eigentumsverhältnisse geklärt, so dass nur das Stück unmittelbar
hinter dem Parkplatz des Berufsbildungswerkes an der Nordstraße zum
Start geeignet sei.

Seit gut vier Wochen sind der Thüringer Detlef Schubert und seine
Kollegen vor Ort. Nächtigen die Woche über in Porta Westfalica, düsen
am Wochenende gen Heimat und planieren den Rest der Zeit die neue
Nordstraße. Unmittelbar in der S-Kurve trifft die Trasse der A30 auf
die Nordstraße - letztere knickt deshalb gen Hasenweg ab. Mitten durch
die Ländereien ist die zukünftige Führung gut erkennbar. "Wir haben sie
auf einer Breite von vier Metern ausgebaut und stabilisiert", so
Schubert. Momentan sorgten sie für den Frostschutz. Noch wird planiert
und befestigt, in spätestens drei Wochen - wenn das Wetter mitspielt -
ist dann auch die Schwarzdecke drauf.

Wenige hundert Meter weiter wird immer noch gebaggert. Einige der
Erdmassen werden zur Baustelle der neuen Werrebrücke in Löhne gebracht.
"Das war nicht vorgesehen. Aber die Firmen sind sich handelseinig
geworden", sagt A30-Projektleiter Tobias Fischer, Straßen NRW. Das
seien zirka 20.000 Kubikmeter in den ersten Wochen. "Nach wie vor
bleiben gute 120.000 Kubikmeter übrig, die nicht verwendbar sind."
Wohin die gebracht werden, steht noch immer nicht fest. Das bestätigt
auch Thomas Meise vom Straßenbauunternehmen Strabag.

Derweil sich der Bagger von seinem Hügel aus immer tiefer in die Erde
gräbt, haben Schubert und seine Kollegen in Bagger, Walze und Grader
(Planiermaschine) den Überblick - per GPS. "Damit arbeiten wir schon
lange", winkt Michael Münickel ab. Auf dem Bildschirm sieht er, wo er
den Schieber hinsetzen muss. Die Basisstation steht auf dem
Bildungswerk, die Reichweite reicht jeweils zehn Kilometer nach Ost und
West. Rote und grüne Linien, Gefälle und Höhen leuchten auf dem Display
auf - ein Abweichen um einen oder mehrere Meter ist unmöglich. Damit
die Autobahn an die richtige Stelle kommt. Auch wenn es für Schubert
nur eine Mini-Ausgabe ist.