Bad Oeynhausen. Nordumgehung gegen Bülow-Brunnen: Wäre der Bau eines flachen Autobahntunnels auf der Trasse Kanalstraße nicht den Preis zweier Quellen wert, die dadurch womöglich in Mitleidenschaft gezogen werden könnten? Diese Frage stellt die Notgemeinschaft und beruft sich dabei auch auf die Aussagen des Hydro-Geologen Dr. Heinrich Heuser. Der aber riet jetzt im Gespräch mit der NW: "Hände weg vom Bülow-Brunnen!"
Heuser war als Fachmann des Geologischen Dienstes NRW als Gutachter am Verfahren zur Nordumgehung vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig beteiligt. Hier habe der Quellenfachmann eindeutig erklärt, dass lediglich für den Bülow-Brunnen und die Dr.-Schmid-Quelle - beide sind im Sielpark - eine Gefahr durch den Bau eines Troges bestehen könnte.
Das bestätigte Heuser. Von den neun Quellen und Brunnen, die es in Bad Oeynhausen gibt, gehen sieben in eine Tiefe von 600 bis zu 1.000 Meter hinab. "Diese Tiefenbrunnen wären durch den Bau eines Troges in ihrer Existenz nicht gefährdet", bestätigt Heuser. "Damit wäre auch der Status des Heilbades für Bad Oeynhausen auf jeden Fall gesichert", so Heuser.
Doch für den Bülow-Brunnen und die Dr.-Schmid-Quelle sieht der Experte durchaus Gefahren durch den Bau eines Autobahntunnels. "Vor allem im Kreuzungsbereich von Mindener und Eidinghausener Straße ist die Lage kritisch", sagt Heuser. "Hier steht die Sole bis zu 1,30 Meter unter der Oberfläche an." Das hätten die jüngsten Messungen des Geologischen Dienstes Anfang 2003 bestätigt. Heuser: "Dort darf es keinen Eingriff geben."
Aus dem Bülow-Brunnen wird die Saline im Sielpark gespeist, das Wasser der Schmid-Quelle werde in der Wandelhalle ausgeschenkt und im Badehaus 2 zu Wannenbädern genutzt, berichtet Cornelia Schnepel, stellvertretende Betriebsleiterin des Staatsbades. "Wirtschaftlich sind Brunnen und Quelle damit kaum von Bedeutung", sagt Klaus Rasche, Vorsitzender der Notgemeinschaft gegen die Nordumgehung. Er bekräftigt: "Angesichts der Zerstörungen, die die Autobahn im Norden Bad Oeynhausens anrichten wird, sollte man das Risiko eingehen, dass ein Brunnen und eine Quelle möglicherweise geschädigt würden."
Doch Heuser sieht den Wert des Wassers mit anderen Augen. "Schmid-Quelle und Bülow-Brunnen haben die höchste Sole-Konzentration", so der Quellenexperte (siehe Kasten). Zudem sei der aus dem Jahre 1806 stammende Bülow-Brunnen ein bedeutsames kulturhistorisches Erbe.
"Das wirft man doch nicht einfach so weg. Ich kann nur davor warnen, diese wertvollen Bodenschätze aufs Spiel zu setzen. Schließlich weiß man nicht," so Heuser, "welche Bedeutung diese natürlichen Heilmittel in der Zukunft womöglich noch bekommen werden."