Nach Unfall in Stemwede: Peta fordert ein Kutschen-Verbot

Stemwede. Bei einem Verkehrsunfall am Freitagabend in Dielingen wurde ein 42-jähriger Mann schwer verletzt. Der 42-Jährige war Beifahrer einer Kutsche, auf die an der Straße Klingenhagen (Landesstraße 766) eine Autofahrerin (67) aufgefahren war. Die Kutsche sowie die Pferde wurden nach rechts in einen Graben geschleudert und überschlugen sich. Die beiden Pferde wurden leicht verletzt. Laut Polizeibericht war die Autofahrerin, die leichte Verletzungen erlitt, möglicherweise durch die tief stehende Sonne geblendet. Der schwer verletzte 42-Jährige wurde per Hubschrauber in eine Klinik geflogen. Der 74-jährige Fahrer der Kutsche konnte sich und die Pferde befreien. Die Tierrechtsorganisation Peta appellierte angesichts des Unfalls heute an den Minden-Lübbecker Landrat Ali Dogan, &bdquo;ein Verbot von Pferdekutschen im Landkreis Minden-Lübbecke einzuführen – zumindest auf Kraftfahrzeugstraßen.“ Die Tierrechtsorganisation warnt nach eigenen Angaben seit vielen Jahren vor den Risiken bei der Nutzung von Pferden vor Kutschen. Im Stemweder Fall beruft sich Peta laut eigener Mitteilung auf die Meldung der Polizei Minden-Lübbecke. Zum Thema: Auto fährt in Stemwede auf Pferdekutsche auf – 42-Jähriger schwer verletzt In den vergangenen Jahren hatte sich Peta nach Bränden in Ställen, bei denen Tiere starben, ebenfalls mit Bezug auf Polizeimeldungen geäußert und wiederholt gegen &bdquo;die Verantwortlichen“ Anzeige erstattet. Vertreterinnen und Vertreter von Peta waren damals nicht vor Ort, hatte die Organisation etwa nach Stallbränden in Rahden auf Nachfrage mitgeteilt. &bdquo;Einzige Lösung zum Schutz ist ein Verbot“ &bdquo;Immer wieder kommt es im Straßenverkehr zu Unfällen mit den etwa 10 km/h langsamen Kutschen“, wird in einer Peta-Mitteilung zum Kutschen-Unfall in Dielingen Peter Höffken zitiert, Fachreferent bei Peta. &bdquo;Da die Gefährte weder über sichere Bremssysteme, Airbags noch eine Knautschzone verfügen, verlaufen Unfälle mit Kutschen meist schwer. Die einzige Lösung zum Schutz von Mensch und Tier ist deshalb ein Verbot von Kutschfahrten.“ Jährlich ereignen sich laut Peta Dutzende Unfälle mit von Pferden gezogenen Kutschen. Im vergangenen Jahr wurden bei insgesamt 38 Kutschunfällen in Deutschland mindestens 65 Menschen verletzt, viele von ihnen schwer. Darüber hinaus starben 2024 vier Pferde, mindestens 17 weitere erlitten Verletzungen. Die mit Abstand häufigste Unfallursache war laut Peta ein Erschrecken eines oder mehrerer Pferde. 2023 gab es mindestens 30 Kutschunfälle. Lesen Sie auch: Nach Stallbrand auf Hof bei Spenge: Tierrechtsorganisation erstattet Strafanzeige Die Tierrechtsorganisation weist darauf hin, dass die häufig schweren Verläufe der Unfälle vor allem auf fehlende Sicherungsvorrichtungen wie Gurte und Airbags sowie mangelhafte Beleuchtung und unzureichende Bremssysteme zurückzuführen sind. Rothenburg ob der Tauber beschloss laut Peta-Mitteilung 2010 nach einem schweren Pferdekutschenunfall ein Kutschverbot im Innenstadtbereich, das der Bayerische Verwaltungsgerichtshof bestätigte. Einsatz gegen Tier-Diskriminierung Peta setzt sich für ein Verbot von Pferdekutschen ein. &bdquo;Die sensiblen und sozialen Lauftiere möchten in einer Herde leben. Sie benötigen gute Nahrung und stets frisches Wasser, Pflege und falls notwendig medizinische Versorgung“, heißt es in der Mitteilung. Selbstverständlich sollten zudem natürliches Sonnenlicht und frische Luft zur Verfügung stehen. Wenn diese essenziellen Haltungsvoraussetzungen nicht oder nur unzureichend gegeben seien, bedeute dies für die Tiere ein leidvolles Leben und führt auf Dauer zu seelischen und körperlichen Beeinträchtigungen. Ein Pferd in guter Haltung könne 35 Lebensjahre und mehr erreichen. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden. &bdquo;Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen“, teilte Peta mit. &bdquo;Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden: So werden beispielsweise Schweine, Rinder und Hühner gequält und getötet, Hunde und Katzen hingegen liebevoll umsorgt.“ Im Mindener Kreishaus hat sich Peta nach Angaben der Kreisverwaltung per Mail gemeldet. Ist ein Verbot von Kutschfahrten einfach umsetzbar? Auf eine entsprechende Anfrage der Redaktion nahm der Kreis Stellung. &bdquo;Diese Frage ist bisher für uns noch nicht relevant gewesen. Wir werden uns jedoch mit den Forderungen von Peta auseinandersetzen und eine sorgfältige Entscheidung in Absprache mit der Politik treffen“, wird Landrat Ali Dogan in der Mitteilung zitiert. Welche Vorgaben es für Kutschen gibt Nach einer ersten Prüfung lasse die Straßenverkehrsordnung ein Verbot nicht erkennen. Auf Kraftfahrstraßen und Autobahnen seien Kutschen ohnehin bereits verboten, teilte die Kreisverwaltung mit. Kutschfahrten seien auf öffentlichen Straßen und Wegen erlaubt, sie müssten den allgemeinen Verkehrsregeln folgen und dürften keine Verkehrsbehinderungen verursachen. Auch Kutschen müssten bei Dunkelheit oder schlechter Sicht entsprechend beleuchtet sein. Die Kutschen müssen laut Kreisverwaltung in einem verkehrssicheren Zustand sein, der bei privater Nutzung alle drei Jahre vom TÜV oder andere Prüforganisation geprüft wird. Bei gewerblicher Nutzung müsse jährlich geprüft werden. Der Kutscher müsse über einen speziellen Führerschein für den Umgang mit Kutschen haben. Sie müssten sich an dieselben allgemeinen Verkehrsregeln halten wie Autos. &bdquo;Kutschen dürfen nicht schneller fahren als sechs bis acht Kilometer pro Stunde. Die Pferde müssen in einem guten Zustand sein“, so der Kreis Minden-Lübbecke. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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