Protest in Stemwede: Kitas steht das Wasser bis zum Hals

Stemwede. Das Wetter war wie die Stimmung: stark getrübt. &bdquo;Wir stehen schön im Regen“, erklärte Maike Schmelzer-Holste. Die AWO-Kitas Levern und Niedermehnen beteiligten sich an den Protesten gegen die Sparpläne der Landesregierung im Sozialbereich. Rund 150 Teilnehmer – Mitarbeitende, Eltern und Kindern – machten auf ihrem Weg vom Dorfbrunnen bis vor das Rathaus in Levern mit Rasseln, Trillerpfeifen und Trommeln und großen Plakaten auf ihr Anliegen aufmerksam. Mindestens 83 Millionen Euro will das Land NRW 2025 im sozialen Bereich einsparen. Die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege NRW hatten unter dem Motto &bdquo;NRW bleibt sozial“ dazu aufgerufen, sich gegen die Kürzungen im Landeshaushalt zu wehren, die am 12. Dezember beschlossen werden sollen. Rund 32.000 Menschen zeigten in Düsseldorf Flagge, dass es fünf nach zwölf ist. &bdquo;Wir wollten hier vor Ort auf die Missstände aufmerksam machen“, erklärte Maike Schmelzer-Holste. Christian Herrmann vom AWO Familienzentrum Levern und sie hatten den Protestmarsch in Levern angemeldet. &bdquo;Letztes Jahr im Oktober sind über 20.000 Menschen vor den Landtag in Düsseldorf gezogen. Das hat im Ergebnis nicht geholfen, denn verbessert hat sich seitdem nichts. Das wollen wir nicht akzeptieren“, betonte die Leiterin der AWO-Kita an der Buchhofstraße in Levern. &bdquo;Die Rücklagen der Träger sind aufgebraucht. Die Kita-Finanzierung ist seit Jahren nicht auskömmlich“, unterstrich Maike Schmelzer-Holste. &bdquo;Da hilft kein Hilfspaket. Es muss sich grundsätzlich etwas an der Finanzierung ändern.“ Große Risiken wegen fehlender Finanzen Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter demonstrieren nicht für eine Tariferhöhung. Vielen Kitas steht das Wasser jetzt schon bis zum Hals. Die finanzielle Ausstattung nach dem KiBiz führt zu einer unzureichenden Personaldecke. Viele Kitas arbeiten mit Mindestbesetzung. Dadurch ist das Risiko groß, dass es zu eingeschränkten Betreuungszeiten, Notbetreuung oder Gruppenschließungen kommt. Das kennen auch die Eltern in Stemwede. Die personelle Unterversorgung führt außerdem zu Stress und hohen Belastungen bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Mitarbeiter würden ihr Bestes geben, sagte Maike Schmelzer-Holste. Viele gingen jedoch inzwischen einen anderen Weg und hätten sich beruflich umorientiert, weil sie sich der Belastung nicht mehr aussetzen wollten. Komme es zu den Kürzungen, müssten neben den Kitas auch Angebote in OGS, Pflege, Beratungsstellen, im Bereich Migration und Integration oder auch Projekte für Qualifikationen für den Arbeitsmarkt eingeschränkt werden. &bdquo;Das betrifft eine ganze Bandbreite. Darum hat jeder einen Grund aufzustehen: Mitarbeitende, Eltern, Arbeitgeber, Oma und Opa – alle sind betroffen“, erklärte Maike Schmelzer-Holste. &bdquo;Politik geht in die falsche Richtung“ &bdquo;Wir stehen hinter den Erziehern“, bekräftigte Katrin Meyer vom Elternrat. Sie sei begeistert, wie viele Leute sich dem Demonstrationszug in Levern angeschlossen hätten. &bdquo;Wir zeigen, wir sind da und dass die Kürzungen definitiv nicht vorgenommen werden dürfen.“ Die pädagogische Arbeit leide. &bdquo;Wieder mussten wir in die Notbetreuung. Das kann nicht sein. Das bedeutet, dass Großeltern oder andere Familienmitglieder einspringen müssen. Das geht so nicht. Da muss sich etwas ändern“, betonte Katrin Meyer. Die Politik gehe in die falsche Richtung. &bdquo;Das ist stressig, frustrierend und entmutigend für die Erzieher und Erzieherinnen. Das sehen wir Eltern mit Sorge. Was ist, wenn sich keiner mehr für den Beruf interessiert? Deshalb stehen wir hier.“ In den drei Standorten der AWO in Stemwede werden zurzeit über 150 Kinder im Alter von ein bis sechs Jahren betreut. Fast 40 Mitarbeitende kümmern sich als pädagogische Fachkräfte, Teamassistenz, Köchin, Bürokraft oder Alltagshelferin um die Kinder. Abruszat würdigt Arbeit in Kitas Der Gemeinde seien Kitas sehr wichtig, betonte Bürgermeister Kai Abruszat. In den letzten Jahren habe die Kommune zahlreiche Baumaßnahmen im Bereich Kitas realisiert. &bdquo;Wir sind stolz, so tolle vielfältige Einrichtungen zu haben, in denen wunderbare Arbeit geleistet wird.“ Die Problematik versteht der Verwaltungschef. &bdquo;Kinder sind unsere Zukunft. Deshalb ist es wichtig, dass Investitionen in dem Bereich gesichert werden.“ Er werde die Eindrücke des Tages nach Düsseldorf weitergeben. &bdquo;Damit Kinder, die Förderung bekommen, die sie brauchen.“ Es brauche jetzt keine langen Reden, jetzt müssten Ergebnisse her, betonte Abruszat.

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