Kirche in Stemwede in schlechtem Zustand: Alte Orgel aus Barockzeit gefährdet

Stemwede. Die St. Marien Kirche in Dielingen gehört zu den ältesten Gotteshäusern im früheren Bistum Minden. Die Ursprünge sollen zurückreichen bis in das 9. Jahrhundert, die Zeit der Christianisierung der Sachsen durch die Franken. Das heutige Gebäude der Marienkirche weist romanische und gotische Baustile auf. Eine Besonderheit ist die Orgel aus der Barockzeit, die unverändert erhalten ist. Das denkmalgeschützte Gebäude hat allerdings gleich mehrere große Baustellen. Die eigentliche Heizung ist schon seit über zehn Monaten defekt, Feuchtigkeit breitet sich aus und der Holzwurm hat die Kirchenbänke erobert. Fenster wurden durch Vandalismus beschädigt. Bei dem Platzregen im Dezember 2023 sei wiederholt Regenwasser in den Heizungskeller eingedrungen, erzählt Pfarrer Michael Beening. Die Feuerwehr habe das Wasser zwar immer wieder abgepumpt, aber der Motor der Gasheizung habe die Wassereinbrüche nicht überstanden. &bdquo;Die Heizung ist schon so alt, dass sie sich nicht reparieren lässt“, erklärt der Dielinger. &bdquo;Wir stehen zu unserer Verantwortung“ In den Kirchenbänken und Podesten arbeite sich sowohl im Hauptschiff als auch in den Seitenschiffen der Holzwurm durch. &bdquo;Und das schon seit Jahren“, sagt Baukirchmeisterin Renate Quebe. Die Sorge sei, dass der Holzwurm in die Kanzel und die ungefähr 400 Jahre alte Orgel wandere. &bdquo;Die Barockorgel ist unser größter Schatz“, unterstreichen Michael Beening und Renate Quebe. Die sehr hohe Feuchtigkeit in der Kirche, bedingt durch die defekte Heizung, tue der Orgel nicht gut. Bleifraß mache sich breit. &bdquo;Wir haben die Orgel vor der Konfirmation im Frühjahr 2024 stimmen lassen. Jetzt müsste sie schon wieder gestimmt werden“, verdeutlicht Renate Quebe. Lesen Sie auch: Spektakuläre Funde, unkalkulierbare Kosten: Was passiert mit dem Kirchplatz in Stemwede? &bdquo;Wir stehen zu unserer Verantwortung und wollen das Gebäude ja erhalten“, betonen Michael Beening und Renate Quebe. Entscheiden kann die Kirchengemeinde Dielingen/Haldem jedoch nicht allein. &bdquo;Wir müssen uns mit den Denkmalbehörden, dem Kreiskirchenamt, der Landeskirche und innerhalb des Planungsraums Nord mit allen evangelischen Kirchengemeinden in Rahden und Stemwede abstimmen“, erläutern Michael Beening und Renate Quebe. Schutzverglasung gegen Vandalismus &bdquo;Es sind viele einzelne Fachbehörden, die wir anschreiben und anfragen müssen“, erklärt die Baukirchmeisterin. Als Beispiel nennt sie: &bdquo;Es gibt den Bescheid, dass wir die Fenster mit einer Schutzverglasung gegen Vandalismus schützen dürfen. Dann hatte die neue Bearbeiterin bei der LWL Denkmalpflege noch Fragen. Die konnte ich nicht beantworten und musste das zunächst mit dem Glasbauer klären. So etwas dauert und solange drehen wir uns im Kreis.“ Auch die Sache mit der Heizung sei noch nicht endgültig geklärt. &bdquo;Vom Landeskirchenamt sind wir angehalten, klimaneutral zu werden“, sagt Michael Beening. &bdquo;Immerhin haben wir jetzt aber eine vorübergehende Lösung gefunden, mit der wir derzeit die Kirche auf maximal 18 Grad bei Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen heizen können“, ergänzt Rente Quebe. Von Januar bis April gehe es dann in die Winterkirche. Das heiße, in der Marienkirche werde in der Zeit eine Grundtemperatur von zwölf Grad gehalten. Alle Gottesdienste fänden in dem Zeitraum in Haldem im Gemeindezentrum statt. An Ostern 2025 sei die Kirche in Dielingen dann wieder geöffnet. &bdquo;Natürlich wollen wir in Menschen investieren“ Die Finanzierung der anstehenden Arbeiten ist ebenfalls eine Frage, die die Kirchengemeinde umtreibt. &bdquo;Die empfohlene Lösung wird 500.000 Euro kosten“, erklärt Michael Beening. Trotz großer Spendenbereitschaft sei das eine gewaltige Summe. Lesen Sie auch: Gesamtkosten von 262.000 Euro: Sanierung eines Kirchplatzes in Stemwede hat begonnen Er werde oft gefragt, wollt ihr in Menschen investieren oder in Steine. &bdquo;Die Frage ist falsch“, sagt der Pfarrer. &bdquo;Natürlich wollen wir in Menschen investieren. Die Menschen brauchen aber einen Raum zum Treffen.“ Und das denkmalgeschützte Kirchengebäude bliebe ja trotzdem. Ideen, wie die Kirche außerhalb der Gottesdienste mit Leben gefüllt werden kann, gebe es verschiedene. Konzerte seien möglich. Eine Aufnahme in das Netz der Radwegekirchen kann sich Beening außerdem vorstellen, nachdem der Außenbereich kürzlich neu gestaltet und touristisch erschlossen worden ist. &bdquo;Dafür müssen wir aber jemand haben, der verlässlich öffnet und das begleitet“, merkt der Pfarrer an. Helfer stoßen an ihre Grenzen Wer Ideen habe und sich einbringen möchte, sei willkommen. &bdquo;Es bleibt leider an zu wenigen hängen“, bedauern Michael Beening und Renate Quebe. &bdquo;Jeder, der was macht, bekommt immer mehr drauf gepackt.“ Da stießen sie an Grenzen. &bdquo;Wir haben in unserer Kirchengemeinde einen Pfarrer und eine Küsterin.“ Alles andere sei Ehrenamt. &bdquo;So haben wir ganz viele Baustellen, die uns nicht zufriedenstellen. Das ermüdet“, gibt die Baukirchmeisterin zu. Was sie trotzdem weiter antreibt? &bdquo;Es sind die Menschen. Ich arbeite gern mit und für Menschen. Man bekommt von ihnen so viel zurück“, erklärt Renate Quebe. Ziel sei es, die Planungen für die Sanierung der Kirche 2024 abzuschließen und die Arbeiten 2025 ausführen zu lassen. &bdquo;Das ist sportlich“, wissen Michael Beening und Renate Quebe. &bdquo;Wir werden das Ziel aber weiter verfolgen und positiv denken“, betonen beide.

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