Sorgen in der Dümmer-Region: ZF-Konzern will bis zu jede vierte Stelle streichen

Stemwede. Die Nachricht aus der Konzernzentrale in Friedrichshafen am Bodensee sorgt auch in der Dümmer-Region für Unruhe. Die ZF Friedrichshafen AG, bedeutender Zulieferer der Automobilindustrie und größter Arbeitgeber in Stemwede, will bis zum Jahr 2028 nach und nach 11.000 bis 14.000 Stellen streichen. ZF beschäftigt in Deutschland derzeit nach eigenen Angaben rund 54.000 Menschen. Laut den am Freitag vorgestellten Planungen könnte damit bis zu jede vierte Stelle wegfallen. &bdquo;Unsere unternehmerische Verantwortung ist, ZF zukunftsfähig auszurichten und die Standorte in Deutschland so weiterzuentwickeln, dass sie nachhaltig wettbewerbsfähig und solide aufgestellt sind“, wird in einer Mitteilung Holger Klein zitiert, Vorstandsvorsitzender der ZF Friedrichshafen AG. Klein leitete bis Herbst 2018 die in Dielingen ansässige damalige ZF-Division Pkw-Fahrwerktechnik und wurde zum Oktober 2018 in den ZF-Vorstand berufen. Lesen Sie auch: Stemwedes größter Arbeitgeber hat ehrgeizige Klimaziele Die ZF-Division Pkw-Fahrwerktechnik mit ihrer Zentrale in Dielingen wurde mit der Division Active Safety Systems zusammengelegt. Geleitet wird die neue ZF-Division Chassis Solutions von Peter Holdmann. Er leitete die bisherige Division Pkw-Fahrwerktechnik, hat seinen Dienstsitz weiterhin in Dielingen und wurde außerdem zum 1. Mai dieses Jahres in den ZF-Vorstand berufen. Mit der Fusion will ZF nach eigenen Angaben die Wettbewerbsfähigkeit stärken und auch die Standorte am Dümmer sichern. Bestmögliche Lösungen gesucht &bdquo;Uns ist bewusst, dass wir dazu auch schwierige, aber notwendige Entscheidungen treffen müssen“, wird Holger Klein in der Mitteilung weiter zitiert. &bdquo;Dabei wollen wir bestmögliche Lösungen für alle Beteiligten finden.“ Mit der laut ZF &bdquo;jetzt geplanten, notwendigen Standortkonsolidierung in Deutschland“ solle der Grundgedanken des im Jahr 2020 geschlossenen Tarifvertrags Transformation fortgeführt werden, der die Analyse der einzelnen Standorte und der dort gefertigten Produkte sowie die Erarbeitung von Zielbildern vorsah. Sie basieren laut ZF auf dem Grundgedanken, die Standorte wettbewerbsfähiger und flexibler zu machen, die Personalplanung konsequent am zu erwartenden Bedarf zu orientieren und auf Produkte zu fokussieren, die die Standorte möglichst langfristig absichern. &bdquo;Sollte sich herausstellen, dass für einzelne Standorte keine langfristige Perspektive gefunden oder deren Wettbewerbsfähigkeit nicht dauerhaft verbessert werden kann, ist auch – darauf hat ZF wiederholt hingewiesen – eine Restrukturierung oder Schließung möglich“, heißt es weiter aus der ZF-Zentrale. Lesen Sie auch: Autozulieferer ZF schließt zwei Standorte – Sorge um Arbeitsplätze im Kreis Minden-Lübbecke &bdquo;Wir wollen deshalb die deutschen Standorte konsolidieren und zu mehreren Standortverbünden zusammenführen. Ziel ist, ein leistungsfähiges Produktionsnetzwerk einerseits und eine effiziente Organisation der Forschungs- und Entwicklungsbereiche andererseits zu schaffen“, wird in der Mitteilung Peter Laier zitiert, der im ZF-Vorstand unter anderem das Ressort Produktion verantwortet. Durch die großen Zukäufe der vergangenen Jahre (TRW im Jahr 2015 oder Wabco im Jahr 2020) habe sich die ZF-Standortstruktur in Deutschland sukzessive vergrößert. Diese nach den Akquisitionen bis heute noch kleinteilige Standortstruktur werde nun in mehreren Phasen in eine zukunftsfähige und schlankere Standortverbundstruktur überführt. So viele Beschäftigte sollen gehen Damit einhergehend wird ZF nach eigenen Angaben die Kapazitäten an die weiterhin erwartbar schwächere Marktnachfrage anpassen. Durch die neue Standortverbundstruktur in Deutschland und die gleichzeitige Anpassung der Kapazitäten sowohl in den Produktions- als auch den Verwaltungsbereichen sowie in der Forschung und Entwicklung solle die Zahl der Beschäftigten in Deutschland von aktuell rund 54.000 bis 2028 sukzessive um 11.000 bis 14.000 reduziert werden, abhängig von der weiteren Entwicklung der Märkte und der Rahmenbedingungen am jeweiligen Standort. In welchem Umfang Reduzierungen an den Standorten vorgesehen sind, wird nun konkretisiert. Die Reduzierung solle soweit möglich sozialverträglich geschehen, indem ZF die demografische Struktur der Belegschaft und die Fluktuation nutze, heißt es. Dies solle beispielsweise über umfangreiche Altersteilzeitangebote geschehen; auch Abfindungsprogramme sind denkbar. Ein noch höherer Automatisierungsgrad und die konsequente Nutzung der Digitalisierung sollen ebenfalls zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit beitragen. Mehr zum Thema: Neuerungen beim Automobil-Zulieferer ZF - aber auch Stellenabbau am Dümmer Ein Schwerpunkt der strategischen Neuausrichtung liegt laut ZF auf der Division Elektrifizierte Antriebstechnologien. Im Marktsegment der Pkw-Antriebe herrsche global ein sehr hoher Wettbewerbs- und Kostendruck, was die Querfinanzierung der oft noch wenig margenstarken rein elektrischen Antriebe durch Antriebe für konventionelle und Hybridfahrzeuge erschwere. Durch den Wandel hin zur Elektromobilität würden zudem die Volumina an Getrieben für konventionelle und Hybridfahrzeuge rückläufig sein. Auch diese Entwicklung gelte es in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen. Hinzu komme die derzeit eklatante Nachfrageschwäche nach rein elektrischen Fahrzeugen, die zu Überkapazitäten in den mit hohen Investitionen eingerichteten Produktionslinien für elektrische Antriebe führe. Diepholz und Wagenfeld mit Vorreiterrolle Welche konkreten Folgen die Ankündigung aus der ZF-Zentrale für die ZF-Standorte in der Dümmer-Region mit ihren derzeit rund 2.600 Beschäftigten hat, ist noch offen. Die aktuell vom Konzern verkündeten Zahlen zum geplanten Mitarbeiterabbau seien noch nicht auf einzelne Divisionen oder gar Standorte hinuntergebrochen worden, teilte Florian Tausch mit, Sprecher der ZF-Division Chassis Solutions. &bdquo;Darum wäre es viel zu früh, hier eine Aussage zu treffen. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass das Abschmelzen der Mitarbeiterzahl nicht das Ziel an sich ist. Es geht vielmehr darum, die deutschen Werke von ZF wettbewerbsfähig und zukunftssicher zu machen, weshalb sich die Situation der einzelnen Standorte sehr unterschiedlich darstellt.“ Was die Werke am Dümmer betreffe, sei man hier bereits einen guten Schritt weiter als manch andere Standorte, merkte Tausch an. &bdquo;Denn wir haben schon in den vergangenen Jahren wichtige und nachhaltige Schritte unternommen, um eine gute Wettbewerbsfähigkeit zu etablieren.“ Tausch erinnerte etwa an den Verkauf der defizitären Produktlinie Electronic Interfaces (Schaltgetriebewerk Diepholz) an die Münchner Industriegruppe Aeqita. Dieser Verkauf ist nach der Zustimmung der Kartellbehörden mittlerweile vollzogen. Zudem verwies Florian Tausch auf neue Technologien wie etwa die Fertigung von Kunststoffteilen am Standort Diepholz. Diepholz und Wagenfeld sollen beim Projekt &bdquo;digitale Fabrik“ eine Vorreiterrolle für den gesamten ZF-Konzern übernehmen. Zudem hat ZF im Bereich des Achsmontagegeschäftes ein Joint Venture mit dem chinesischen Unternehmen Foxconn gestartet. Zudem wird das Werk in Damme im kommenden Monat wegen eines auslaufenden Mietvertrags geschlossen. Profitable &bdquo;Produktgruppen“ werden ins Werk Wagenfeld verlagert, unprofitable Produktgruppen laut ZF &bdquo;in Länder mit vorteilhaften Kostenstrukturen verlagert“.

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