Kita-Plätze: Stemweder sehen das Land auf dem falschen Weg

Stemwede. 28 Kinder haben in Stemwede für den Zeitraum 1. August 2024 bis 31. Juli 2025 keinen Betreuungsplatz in einer Kindertageseinrichtung bekommen. Das berichtete jetzt Süsann Püfke vom Kreisjugendamt im Stemweder Ausschuss für Bildung, Jugend und Senioren. Eine wirkliche Überraschung ist die Betreuungslücke nicht. Auch in den letzten zwei Jahren gingen ähnlich viele Kinder in Stemwede leer aus – und das, obwohl die Anzahl der Kita-Plätze zuletzt ausgebaut wurde. Die Kindergartenbedarfsplanung ist Sache des Kreisjugendamtes. In Stemwede gebe es neun Kitas mit 511 Plätzen und außerdem 13 Tagespflegepersonen, erläuterte Süsann Püfke. Jeweils bis zum 15. März müsse das Kreisjugendamt die Zahlen für das nächste Kita-Jahr an das Landesjugendamt melden. Diese Zahlen seien maßgeblich für die Finanzmittel vom Land. &bdquo;Zu dem Zeitpunkt hatten wir bei den Ü3-Kindern in Stemwede eine Versorgungsquote von 99 Prozent. Da hätten wir allen gerecht werden können. Dann sind jedoch weitere Anmeldungen gekommen“, erklärte Süsann Püfke. Warten auf die Wunsch-Kita Stand jetzt seien 13 Kinder über drei Jahren, davon zwei Vorschulkinder, sowie 15 Kinder unter drei Jahren unterversorgt. Als Gründe nannte Süsann Püfke vor allem Zuzüge, aber auch neu zugewiesene Flüchtlingsfamilien oder schlicht versäumte Anmeldefristen. Auch das gebe es. &bdquo;Die Kindergartenbedarfsplanung ist ein schnelllebiges Geschäft. Da ist vieles nicht vorherzusehen. Da können wir uns noch so viel Mühe geben“, verdeutlichte die Arbeitsgruppenleiterin des Kreises. &bdquo;Wer bei U3 dringend einen Betreuungsplatz braucht, den verweisen wir an die Kindertagespflege“, erklärte Süsann Püfke. In Stemwede seien von den 37 Kindertagespflege-Plätzen 22 Plätze belegt. Bei keinem Kind sei jedoch durch die Eltern eine Meldung auf dringenden Betreuungsbedarf beim Kreisjugendamt eingegangen. Über die Gründe kann Süsann Püfke nur mutmaßen. &bdquo;Es gibt Eltern, die ihr Kind schon U3 anmelden und die damit hoffen, dann mit Ü3 sicher einen Platz zu haben.“ Andere Eltern würden, wenn sie nicht in der Wunsch-Kita angenommen worden seien, einfach noch ein Jahr warten. Für die kommenden Jahre rechnet Süsann Püfke mit einer Entspannung der Situation. &bdquo;2019 war ein sehr geburtenstarker Jahrgang in Stemwede. Diese Kinder kommen 2025 zur Schule.“ 148 Mädchen und Jungen sind 2019 in Stemwede geboren worden. Danach ging die Zahl der Geburten zurück auf 118 Mädchen und Jungen in 2022 und 100 Kinder in 2023. Personalschlüssel nicht sinken lassen Solche Wellen bei den Geburtenzahlen hätte die Kommune immer wieder erlebt, erklärte Bürgermeister Kai Abruszat. Ob jemand eine Familie gründe, sei abhängig von der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung und vom Vertrauen in die Zukunft. &bdquo;Ich bin aber der festen Überzeugung, dass, selbst wenn die Kinderzahlen rückläufig sind, die prozentuale Inanspruchnahme einer Betreuung zunehmen wird.“ Weiter merkte der Bürgermeister an: &bdquo;Wir haben auch gesamtgesellschaftliche Veränderungsprozesse, aus denen sich ein völlig anderer Bedarf an Betreuung ergibt. Was in den Metropolen passiert, trifft uns, auch wenn wir gute tragende Strukturen haben, zeitlich versetzt ebenfalls.“ Dem könne man nur gerecht werden, wenn man bei sinkender Kinderzahl, den Personalschlüssel nicht sinken lasse. Schon jetzt stünden sämtliche Kitas unter enormem Druck. Der ergebe sich zum einen durch den Fachkräftemangel und – nach Auffassung aller – zum anderen durch die völlig unzureichende Finanzausstattung. Kita-Träger fordern schon seit Längerem eine bessere Finanzierung. Außerdem wird kritisiert, dass die notwendige Reform des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) weiter nicht in Sicht ist. Stattdessen machen Überlegungen die Runde, die 45 Stunden-Plätze zukünftig ganz zu streichen. Staatssekretär Lorenz Bahr (Grüne) hatte bei einem Kinderbetreuungsgipfel in Wuppertal eine grundsätzliche Kernbetreuungszeit von 35 Stunden für NRW ins Spiel gebracht. Gegen weitere Gebühren sei es dann möglich, dass Eltern Zusatzstunden dazu buchen. &bdquo;Das halte ich für den absolut falschen Weg“, betonte Kai Abruszat. Seitens des Landes müsse da dringend nachgeschärft werden.

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