„Kitas in großem Stresstest“: Stemweder Bürgermeister fordert Rettungspaket vom Land

Stemwede. Die Versorgung mit Kita-Plätzen ist eine Aufgabe des Kreisjugendamtes. In den vergangenen Jahren hatte es allerdings angesichts des Bedarfs an Kita-Plätzen wiederholt Kritik aus der Politik am Kreisjugendamt gegeben. Einige Ratsmitglieder haderten mit dem Tempo bei der Kreis-Behörde. Die Gemeinde Stemwede sprang in die Bresche. Die nächsten Herausforderungen aber werden nicht lange auf sich warten lassen. Dazu äußerte sich Stemwedes Bürgermeister Kai Abruszat im Gespräch mit nw.de. In Westrup hat die Gemeinde Stemwede sich engagiert, um für die Kita Rappelkiste nach der Kündigung der früheren Räume durch den Eigentümer neue Kita-Räume in der früheren Grundschule zu schaffen. In Dielingen und Oppenwehe engagierte sich die Kommune bei den Anbauten, in Levern wurde die frühere Volksschule zur Kita umgebaut und an die AWO vermietet. In Wehdem wird ein Teil der früheren Hauptschule zur Kita. Mit dem Lübbecker Verein &bdquo;Parität für Kinder“ ist auch ein Träger für die neue Einrichtung gefunden. Welche Herausforderungen es gibt &bdquo;Kitas sind derzeit in einem großen Stresstest wie fast alle Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge“, sagte Abruszat. Der Mangel an Erzieherinnen und Erziehern ist aus Sicht des Ratsvorsitzenden ein Grund. Zudem gebe es einen &bdquo;enormen Belastungsdruck“ auf die Einrichtungen. Das liege zu einem gewissen Teil an der starken Zuwanderung, aber auch an steigenden Geburtenzahlen und mehr &bdquo;Inanspruchnahmen“. Abruszat mit Blick auf Stemwede: &bdquo;Bei uns haben wir fast Vollbeschäftigung.“ Nicht nur die Eltern würden arbeiten, sondern zum Teil auch die Großeltern. Das sei schon eine Besonderheit in Stemwede. Das sei vom Kreis, der für die Kita-Planung die Zuständigkeit habe, lange nicht so gesehen worden. &bdquo;Mit dem Zuwanderungsdruck von außen hat keiner gerechnet.“ Der Stresstest für die Kitas werde weitergehen, weil sich die Arbeit verändere, merkte Abruszat an. Es gebe Kinder, die müssten Deutsch lernen. Andere hätten Auffälligkeiten, die aufgrund moderner Diagnostik heute besser erkannt würden und eine individuelle Förderung nötig machten. &bdquo;Insofern hat die Kita-Arbeit heute einen anderen Stellenwert als vor 10 oder 20 Jahren“, sagte der Ratsvorsitzende. Was freien Trägern zu schaffen machen Ein weiteres Problem ist das Geld. Die aus den Herausforderungen resultierende Schaffung neuer Kita-Plätze werde nicht auskömmlich refinanziert. &bdquo;Die Förderung von Investitionskosten je Platz haben überhaupt nicht Schritt gehalten mit den in den vergangenen Jahren exorbitant gestiegenen Baukosten.“ Die Konsequenz sei, dass es kaum noch Investoren gebe. Abruszat: &bdquo;Viele freie Träger können das ohnehin nicht mehr leisten.“ Die Kommunen, so erwartet es der Stemweder Ratsvorsitzende, würden sich deshalb als Folge einer noch größeren Verantwortung stellen müssen. In Stemwede seien Rat und Verwaltung dem in den vergangenen Jahren nachgekommen, sagte Abruszat mit Verweis auf das kommunale Engagement in mehreren Ortschaften. &bdquo;Das sind ein paar Millionen gewesen“ &bdquo;Das hat alles die Gemeinde gemacht, obwohl sie dafür nicht federführend die Verantwortung hat. Es ist aber ganz besonders wichtig, dass wir das machen, weil wir ja für die Kinder und Eltern eine ortsnahe und passgenaue Lösung wollen.“ Rat und Verwaltung engagierten sich für die Bürgerinnen und Bürger. &bdquo;Das sind unterm Strich insgesamt ein paar Millionen gewesen.“ Ein weiteres Problem betrifft nach Angaben des Stemweder Bürgermeisters die Träger wegen der Kosten für den laufenden Betrieb. &bdquo;Hier sind die Kosten inzwischen so hoch, dass manche Träger ernsthaft Sorge haben wegen des künftigen Betriebs. Bei der AWO OWL wird das deutlich.“ Worum sich das Jugendamt kümmern müsste Wenn das Land nicht nachdrücklich die Refinanzierung von Betriebskosten nachbessere, würden Träger nach Einschätzung von Kai Abruszat &bdquo;ernsthaft überlegen, ob sie diese Kita-Arbeit noch aufrechterhalten“. Niemand könne aber ein Interesse daran haben, dass das ins Rutschen komme. Der Gesetzgeber habe einen Rechtsanspruch verankert und den müsse das jeweilige Jugendamt erfüllen, &bdquo;hier der Landrat“. Hinweise, dass ein Träger in Stemwede über eine Aufgabe einer Einrichtung nachdenkt, hat der Bürgermeister nicht. Wenn es da Bestrebungen geben sollte, dann sei das Jugendamt in der Pflicht, auf Suche nach einem Träger zu gehen. &bdquo;Erst wenn sich niemand findet, wäre ich bereit, zusammen mit Rat und Verwaltung im Interesse der Kinder und Eltern ungewöhnliche Wege zu gehen und über eine eigene Trägerschaft nachzudenken. Ich hoffe nicht, dass es dazu kommt.“ &bdquo;Sonst kommt das alles ins Rutschen“ Vom Land müsse mehr Geld kommen. NRW habe 100 Millionen Euro für die Kitas zugesagt, aber das sei angesichts der vielen Kitas &bdquo;nur eine symbolische Summe“, sagte Abruszat. &bdquo;Wir brauchen ein milliardenschweres Rettungspaket für Kitas. Sonst kommt das alles ins Rutschen.“ Zu Beginn des Schuljahres 2026/2027 werde es außerdem auch einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule geben. Abruszat: &bdquo;Dafür ist Stand heute noch offen, wer das erfüllen muss.“ Abruszat schließt nicht aus, dass sich das Land an die Kreisjugendämter wenden werde. Große finanzielle Herausforderungen &bdquo;Da der Kreis keine eigenen Einnahmen hat, sondern nur über die Kommunen, bedeutet das, dass da zwei enorme Bugwellen auf die kommunale Familie zukommen.“ Wenn das Jugendamt den Rechtsanspruch erfüllen solle oder die Gemeinde als Schulträger – &bdquo;bezahlen müssen wir es ohnehin“. In Stemwede tausche sich die Verwaltung intensiv mit den Leitungen der drei Grundschulen über die Herausforderungen ab 2026 aus. In allen drei Schulstandorten gebe es passgenau Räumlichkeiten, für die Nutzungskonzepte erstellt würden. Die Kommune werde investieren, könne aber auch auf Bestehendem aufbauen. Abruszat: &bdquo;Das wird uns gelingen, aber die finanzielle Herausforderung ist gewaltig.“

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