Schimmel in Stemweder Kita: AWO macht Kehrtwende

Stemwede. Im November vorigen Jahres schreckte eine Meldung der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Ostwestfalen-Lippe die Menschen in Stemwede auf. Nach einem erneuten erheblichen Wasserschaden seien alle Räume der Kita in Niedermehnen von Schimmel befallen. Die gesundheitliche Gefahr sei groß, deshalb wurde eine schnelle Suche nach Provisorien für die beiden Kita-Gruppen angekündigt. Zudem hatte die AWO die Sanierung der Kita mit Verweis auf ein baubiologisches Gutachten als unwirtschaftlich bezeichnet und bei der Gemeinde Stemwede einen Ersatz-Neubau an gleicher Stelle beantragt. Nun aber macht die AWO eine Kehrtwende um 180 Grad. Der im vorigen November und auch in den folgenden Monaten als gravierend dargestellte Wasserschaden soll nun doch nicht so schlimm sein. Und auch die gesundheitlichen Gefahren durch den Schimmelbefall scheinen überschaubar zu sein. In diese Richtung deuten Antworten der AWO OWL auf eine Anfrage der Redaktion. Gegenüber nw.de teilte die in schwierigen finanziellen Verhältnissen steckende Arbeiterwohlfahrt mit, dass der noch vor kurzem eingeforderte Neubau vom Tisch ist. Ausweich-Quartier für die Betreuung der Kinder gesucht Was die Suche nach einem Provisorium für die beiden Kita-Gruppen mache und ob diese Suche überhaupt noch verfolgt werde, fragte die Redaktion bei der AWO. In dem Zusammenhang teilte die AWO dann nw.de die Entscheidung mit, dass es keinen Neubau geben wird. &bdquo;Wir bereiten zurzeit die Sanierung der Kita Niedemehnen vor“, erklärte AWO-Sprecher Jens Sommerkamp. &bdquo;Während der Bauarbeiten kann das Gebäude nicht genutzt werden. Darum sind wir in Gesprächen über Ausweichquartiere, in denen wir die Kinder in der Sanierungsphase im gewohnten Umfang betreuen können.“ Die Redaktion wollte auch wissen, warum die jetzigen Kita-Räume nach wie vor genutzt werden, obwohl doch laut AWO-Angaben vom vorigen November gesundheitliche Gefahren damit verbunden sein sollen. Im Frühjahr hatte die AWO auf den Einsatz von Lüftern und die Aktivitäten im Freien verwiesen. AWO-Sprecher Jens Sommerkamp zur aktuellen Lage: &bdquo;Die Situation nach dem Wasserschaden ist tatsächlich besser, als wir zunächst befürchtet hatten.“ Die Raumluft werde regelmäßig überprüft. Alle Messergebnisse zeigten bisher keine Auffälligkeiten, so dass das Gebäude voraussichtlich bis zum Start der Sanierung genutzt werden könne. &bdquo;Sollte sich die Situation verschlechtern werden wir natürlich unverzüglich reagieren“, merkte Sommerkamp an. "Team in Niedermehnen ist stabil" In Folge der Kündigung der Tarifbindung hatte es Sorgen auch in Stemwede gegeben, dass Beschäftigte die Einrichtungen der AWO verlassen und zu anderen Kitas wechseln. Das hatte die AWO dementiert und auf die hohe Identifikation der Beschäftigten mit der AWO verwiesen. Nach Angaben Sommerkamps hat es auch in Niedermehnen keine Kündigungen gegeben. &bdquo;Die Situation ist ganz normal, das Team in Niedermehnen ist stabil.“ Angesichts des Insolvenzverfahrens gibt es außerdem Sorgen, die AWO könne die Trägerschaft für die Kitas in Niedermehnen und Levern aufgeben. Verwiesen wird darauf, dass die AWO in den vergangenen Monaten mehrere Einrichtungen auf- oder abgegeben hat – etwa die Mutter-Kind-Klinik in Horn-Bad Meinberg oder das Frauenhaus in Minden. Zu den Sorgen hinsichtlich der Kita-Trägerschaft in Stemwede bezieht AWO-Sprecher Sommerkamp Stellung: &bdquo;Es gibt keine Pläne, die Trägerschaft der Kitas in Stemwede abzugeben. Wir sanieren das Gebäude in Niedemehnen, weil wir die Einrichtung weiterbetreiben möchten.“ Wunsch nach Fortbestand der Trägerschaft Hohe Wellen schlug die Ankündigung der AWO im vorigen November nicht nur in den Reihen der betroffenen Eltern, sondern auch in den politischen Gremien in Stemwede. Schnell wurde die Bauleitplanung geändert, um einen Neubau an der jetzigen Stelle zu ermöglichen. Zudem hatte Bürgermeister Kai Abruszat darauf verwiesen, dass derzeit wohl kein Träger selbst bauen werde. Das könnten dann nur die Gemeinde oder ein Dritter. Mit dem Stemweder Bauunternehmen Depenbrock gab es einen Investor, der das möglicherweise übernommen hätte. In den folgenden Wochen hatte es aber auch immer mehr Skepsis in der Politik gegeben, ob ein Neubau wirklich erforderlich sei. Auch das Kreisjugendamt hatte keine Entscheidung dazu getroffen. Von der nun vollzogenen Kehrtwende der AWO, die 30 Jahre alte Kita doch zu sanieren und nicht neu zu bauen, zeigte sich der Stemweder Bürgermeister am Freitag überrascht. &bdquo;Wenn die Verantwortlichen der AWO nun doch sanieren wollen, dann scheint sich der ursprünglich vermutete Schaden als nicht so intensiv darzustellen“, sagte Kai Abruszat. Planung im Schnellverfahren Abruszat erinnerte erneut daran, dass für die Kitas &bdquo;der Landrat und das Kreisjugendamt zuständig sind“. Rat und Verwaltung in Stemwede sei die Kita-Landschaft vor Ort immer wichtig gewesen und dafür gebe es gute Beispiele. Es gebe eine gute und dezentrale Trägervielfalt. Der Bürgermeister erinnerte an die neue Bauleitplanung, die Ende vorigen Jahres im Schnellverfahren umgesetzt worden sei, um der AWO einen Neubau in der Niedermehner Dorfmitte zu ermöglichen. Neben der Klärung der baulichen Angelegenheit wünschten sich die Eltern, dass die Kinderbetreuung auch in Zukunft verlässlich bleibe und die AWO die Trägerschaft an den Standorten Levern und Niedermehnen aufrecht erhalte, merkte der Bürgermeister an. &bdquo;Ein solches Signal wäre sicher im Sinn der Belegschaft, vor allem aber im Interesse der Eltern und Kinder.“

Meistgelesen