50 Jahre Stemwede: Festakt mit einem großen Moment

Stemwede. Es war ein einschneidendes Ereignis für die Menschen. Die über Generationen vertrauten Ämter verschwanden. Im Zuge der Gebietsreform wurde aus den Ämtern Dielingen-Wehdem und Levern die Gemeinde Stemwede gebildet. Das ist nun 50 Jahre her. So richtig nach einer Feier war 1973 wohl kaum jemanden zumute. Fünf Jahrzehnte später sieht das anders aus. Viele Menschen waren beim Festakt zu 50 Jahren Stemwede in der Leverner Festhalle dabei. Herzlich begrüßte Bürgermeister Kai Abruszat dazu auch André Kuper, den Präsidenten des NRW-Landtags, Landrat Ali Dogan und Dominique Bougraud, Bürgermeisterin von Stemwedes französischer Partnerstadt Lardy. Es gab viel Lob für das Geburtstagskind, eine pointierte Rede des Landrats. Bürgermeister Kai Abruszat wird die Feier zu 50 Jahren Stemwede aus einem Grund sicher nicht vergessen. Spitzen des Bürgermeisters in Richtung Minden Bürgermeister Kai Abruszat begrüßte knapp 700 Gäste in der Leverner Festhalle. Die sei bei der Einweihung im Jahr 1969 die größte Mehrzweckhalle weit und breit gewesen und habe 317.000 D-Mark gekostet, hatte Abruszat in alten Akten nachgesehen. &bdquo;Ein Schnäppchen.“ Franz-Josef Strauß, Herbert Wehner, Helmut Schmidt oder Helmut Kohl hätten hier Wahlkampfreden gehalten, sagte Abruszat. Um dann gegenüber den Gästen aus Minden über die Planungen für eine Halle auf dem östlichen Weserufer in Minden zu spotten: &bdquo;Herzlich willkommen in der Multifunktionshalle Stemwede.“ Es gab Applaus. &bdquo;Und jetzt kommt noch mehr Applaus, lieber Ali“, merkte Abruszat in Richtung des Landrates an. &bdquo;Diese Halle ist schon gebaut und bezahlt.“ Er freue sich über die vielen Gäste und die schön geschmückte Halle. Gemeinsam mit vielen Gästen und begleitet von Spielleuten aus allen Stemweder Spielmannszügen um Jens Göker sang Abruszat das Stemwede-Lied und würdigte das Engagement der Menschen in Stemwede. Ob über Jahrzehnte oder erst seit kurzer Zeit – jeder habe dazu beigetragen, dass Stemwede nicht nur geografisch ganz weit oben stehe und so stark sei. Geburtswehen waren nirgendwo größer Rat und Verwaltung arbeiteten im Interesse der Bürger sehr konstruktiv zusammen. Auch ansonsten sparte Abruszat nicht mit Lob – auch bei der Begrüßung von Vertretern des politischen Nachwuchses aus vier Parteien. Demokratie müsse weiterentwickelt werden. &bdquo;Unser Auftrag ist es, Stemwede noch besser zu hinterlassen, als wir es vorfanden. Und das ist schon schwierig.“ Nirgendwo sei der Beginn schwieriger gewesen als im heutigen Stemwede, blickte Abruszat auf die Gebietsreform zurück, die zum 1. Januar 1973 mit dem Zusammenschluss der früheren Ämter Dielingen-Wehdem und Levern zur Gemeinde Stemwede umgesetzt wurde. Das sei keine große Liebe gewesen und vielmehr als vom Land aufgestülpte Fusion wahrgenommen worden. Die Leveraner seien schon immer besonders gewesen und hätten gegen die Gebietsreform geklagt – ohne Erfolg. Andere Orte hätten, vermutete der Bürgermeister, vielleicht auch nichts gegen einen Erfolg der Klage gehabt. &bdquo;Was hatte Oppenwehe mit Drohne zu tun?“ Heute sei klar, dass keine der 13 Ortschaften ihre Identität eingebüßt habe – und mit Ilwede, Hollwede und Reiningen seien es eigentlich 16 Ortschaften. Spitzenplatz bei Engagement in Vereinen Kai Abruszat zitierte eine Aussage des Zeitzeugen Friedrich Klanke, die dieser gegenüber der Neuen Westfälischen über die Gebietsreform gemacht habe: &bdquo;Wenn man Gemeinsamkeit entwickeln will, muss man Kirchturmdenken zurückstellen.“ Die Menschen würden sich heute zu Stemwede bekennen, Stemwede sei einmalig. Rund 60 Prozent aller Stemweder seien in Vereinen – kreisweit sei das Spitze, in NRW ein Platz in den Top 10. Bis Ende 2024 werde Stemwede komplett mit Glasfaser ausgestattet sein – was in der Halle für Gemurmel sorgte. Abruszat dazu: Der Lückenschluss bis Ende 2024 sei ihm versichert worden. Heimat sei gerade in unsicheren Zeiten eine Leitplanke. Stemwede sei Heimat und gebe Orientierung. Nach 50 Jahren Stemwede könnten die Menschen zufrieden sein, aber nicht selbstzufrieden. Abruszat: &bdquo;Wir wollen den Menschen hier Zukunft geben.“ Pragmatisch gehe man Dinge an, auch wenn man eigentlich nicht zuständig sei, setzte Abruszat eine weitere Spitze gegen den Kreis wegen fehlender Kita-Plätze. Auch das sei der &bdquo;Stemweder Weg: Wir lassen unsere Bürger in Ruhe. Aber wir lassen sie nicht im Stich, wenn es darauf ankommt.“ Präsident des Landtags mit Ortskenntnis Landtagspräsident André Kuper würdigte den Bürgermeister. &bdquo;Vergesst die kommunale Familie nicht“, habe der bei seiner letzten Rede im Landtag gesagt. &bdquo;Wir haben sie nicht vergessen.“ Seit dem Amtsantritt Abruszats als Bürgermeister wisse anders als früher jeder in Düsseldorf, wo Stemwede liege. Es sei zu einer starken Gemeinde geworden, in der 13 Orte zusammengewachsen seien. Landrat kontert Rede des Bürgermeisters Abruszats Rede griff Landrat Ali Dogan auf. Beim Kreis-Jubiläum lade er Kai ein. &bdquo;Dann kannst du meiner Rede lauschen und ich lasse dir eventuell noch kurz Zeit für eine eigene Rede.“ Bei der Aufzählung von Prominenten in seiner Rede habe Abruszat Hans-Dietrich Genscher vergessen. Der habe gesagt, dass man einen guten Lotsen an der ruhigen Art erkenne, nicht an der lauten Stimme. Das beziehe er natürlich nicht auf Abruszat, sagte Dogan und hatte bei seiner pointierten Rede den Applaus sicher. Er sei bereits 27 Mal in Stemwede gewesen, so der Landrat. &bdquo;Sie leben in einer wunderschönen Gemeinde mit einem unglaublich rührigen Bürgermeister.“ Die Aufzählung der Ortschaften von Kai wolle er ergänzen, meinte Dogan. Als 17. Ortschaft nehme man Minden dazu. Franzosen würdigen die Partnerschaft Lardys Bürgermeisterin Dominique Bougraud würdigte die seit fünf Jahren bestehende Partnerschaft zwischen beiden Kommunen. Die habe schon zu vielen Begegnungen zwischen den Menschen und zu Freundschaften geführt. Die Freundschaft bereichere und baue Vorurteile ab. Besonderes Präsent der Heimatpfleger Gemeindeheimatpfleger Tobias Seeger und die Männer und Frauen aus dem Rat der Stemweder Heimatpfleger sorgten dann für einen Moment, der die Feier für Abruszat wohl unvergesslich macht. Eine Amtskette hatte es 1969 für den Amtsbürgermeister Dielingen-Wehdem zur 1.000-Jahr-Feier Wehdems gegeben. Diese Kette hatte Fritz Möller Abruszat einst präsentiert. Nun überreichten die Heimatpfleger Abruszat eine eigene und handgefertigte Stemweder Amtskette – mit den Wappen von Gemeinde und Ortschaften. Das, so sagte es der Bürgermeister, sei eine Auszeichnung für alle 13.000 Menschen in Stemwede. Die erste Amtshandlung mit der neuen Amtskette: der Anstich eines Fasses Freibier.

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