Warum Wirte Getränke wegschütten: Im Gastgewerbe im Lübbecker Land gärt es

Stemwede-Levern. Kisten mit Cola & Co. stapeln sich vor dem Haus, ein ungeöffnetes Fass Bier steht daneben. Die Getränke sind eigentlich noch gut, aber das Mindest-Haltbarkeitsdatum ist abgelaufen. Verkaufen lassen sie sich deshalb nicht mehr. Gastronom Rüdiger Meyer-Pilz aus Levern und seine Oppenweher Kollegin Birgit Huck schütten einige Flaschen aus. Symbolisch. Denn wie gewohnt an Gäste konnten sie das nicht verkaufen. Seit dem 2. November hat der Staat mit seinen Corona-Maßnahmen das Gastgewerbe zugesperrt. Erlaubt ist seit mehr als einem halben Jahr nur das Außer-Haus-Geschäft. Hotels dürfen nur Menschen beherbergen, die beruflich unterwegs sind. Warum das Personal ein großes Problem sein kann &bdquo;Die Stimmung ist nicht gut“, beschreiben Birgit Huck und Rüdiger Meyer-Pilz die Lage der Branche. Die protestiert in diesen Tagen auf Initiative des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) an vielen Orten gegen die bereits mehr als ein halbes Jahr währende Schließung. Im Lübbecker Land haben sich Vertreter aus dem Gastgewerbe in Stemwede an der Aktion beteiligt. Sie schütten symbolisch Getränke weg und verschenken symbolisch Töpfe. Eine weiße Fahne hängt am Haus – so wie auch die Forderung zu lesen ist, endlich wieder öffnen zu können. Sorgentelefon steht nicht still &bdquo;Dass Volksfeste und große Massenveranstaltungen derzeit nicht stattfinden können, das ist allen klar“, merkt Meyer-Pilz an. In der Gastronomie habe man wegen der Auflagen viel gemacht. Betriebe wie auch seiner hätten etwa Luftreinigungsgeräte beschafft, Teppich durch Laminat ersetzt oder im Außenbereich Plätze überdacht. Viele Gastwirte hätten Bedenken wegen der Öffnung, das Sorgentelefon der Dehoga stehe nicht mehr still. Es gebe viele Unsicherheiten, manche Betriebe würden wegen der Altersstruktur nicht mehr investieren. &bdquo;Ein großes Problem wird das Personal sein wenn ein Betrieb wieder öffnet“, sagen die beiden Stemweder. Die Symbolik leerer Töpfe Das Kurzarbeitergeld habe ja nicht für Aushilfskräfte gegolten. &bdquo;Die sind weg.“ Bei Meyer-Pilz sind die drei Mitarbeiter in Kurzarbeit – auch Petra Schwennen, die in Levern einen neuen Job fand, nachdem ihr bisheriger Arbeitsplatz, ein Hotel im Emsland, wegen der Coronakrise schloss. Die leeren Töpfe, mit denen Gastronomen derzeit in der Öffentlichkeit stehen, sind für die Branche ein Symbol. Leer und perspektivlos seien sie, sagt Meyer-Pilz mit Blick auf die Töpfe. Vielerorts würden Töpfe an Politiker verschenkt – von denen man sich ja Rezepte für die Branche erhoffe. "Wir leben von der Hand in den Mund" Manche Betriebe gingen nun an ihre Reserven. Kühlhäuser und Tiefkühlräume seien leer. &bdquo;Wir leben von der Hand in den Mund“, sagen die Stemweder. Vielen in der Branche dürfte es wohl ähnlich gehen. &bdquo;Wir reden ja nicht nur über die Gastronomie.“ Es gehe doch auch um die Zulieferer bei den Getränken und den Lebensmitteln. &bdquo;Sie alle werden sich freuen, wenn die Gastronomie wieder aufmacht.“ Das seit dem 2. November allein mögliche Außer-Haus-Geschäft sei kein Ersatz für den normalen Betrieb, betonen die Stemweder. &bdquo;Das ist Beschäftigungstherapie – und das man Kontakt mit den Leuten hat.“ Welche Hoffnung es gibt Derzeit ist Spargelsaison. Früher habe sie Kartoffeln und Spargel schon geschält geliefert bekommen, berichtet Birgit Huck. &bdquo;Heute schälen wir selbst. Wir haben ja Zeit.“ Es gebe Anfragen von Geimpften und Genesenen, sagen Meyer-Pilz und Huck. &bdquo;Warum dürfen wir für die nicht aufmachen?“. Immerhin werde in Niedersachsen nun etwas geöffnet, aber in NRW tue sich nichts. Birgit Huck und Rüdiger Meyer-Pilz hoffen, dass es hier zu Pfingsten wieder losgeht. Warum Öffnen "von jetzt auf gleich" nicht geht Aber einfach wieder aufschließen – damit ist es nicht getan. Die Betriebe müssten auf vieles achten. Er habe Wasserproben untersuchen lassen, sagt der Leverner Wirt. Er wolle auf Nummer sicher gehen wegen Legionellen. Die, könnten aber zum Problem werden für Betriebe, die seit November komplett zu hätten. &bdquo;Wir können auch nicht von heute auf morgen aufmachen“, machen die Stemweder deutlich. &bdquo;Wir müssen erst einmal Personal engagieren.“ Außerdem werde nicht alles sofort wieder vorrätig sein. &bdquo;Wir werden wohl mit kleinen Speisekarten anfangen. Ein bisschen Vorlauf brauchen wir schon.“ Ein Dinner im Wohnmobil Auch Rüdiger Meyer-Pilz und Birgit Huck hoffen auf den Sommer – und möglichst viele Inlands-Urlauber. Und sie berichten, dass es auch schöne Augenblicke gibt in der für die am Boden liegende Gastgewerbe-Branche. Birgit Huck serviert im Oppenweher Moorhof auf Anmeldung Wohnmobil-Dinner. Das Essen wird dann zu den Wohnmobilen gebracht – deren Besitzer aber nach dem Essen das Grundstück wegen der derzeitigen Auflagen wieder verlassen müssen. Kaum jemand zähle beim Bezahlen genau nach. Die Gäste würden großzügig aufrunden und Trinkgeld geben. Das sei schon schön. Meyer-Pilz berichtet von Monteuren, die ja übernachten dürfen. &bdquo;Das sie mal ein Glas Bier zum Essen bekommen, darüber freuen sie sich, dafür sind sie dankbar.“

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