Gewalt gegen Ehefrau: Gegenseitige Vorwürfe vor Rahdener Gericht

Rahden. Hat ein 65-jähriger Mann in Stemwede seine Frau (42) gewaltsam gegen eine Wand geschubst, sie dann gegen die Wand gedrückt und auch geschlagen? Die Staatsanwaltschaft Bielefeld bejahte das und klagte den Mann an. Eine Strafanzeige der Frau hatte das Verfahren ins Rollen gebracht. Die Staatsanwaltschaft bejahte auch das öffentliche Interesse an der Strafverfolgung und so musste sich der 65-jährige Rentner nun vor dem Amtsgericht Rahden wegen Körperverletzung verantworten. Vor Gericht gingen die Schilderungen des angeklagten Mannes und der inzwischen getrennt von ihm lebenden Frau in Teilen weit auseinander. Der Vorfall, der den Mann jetzt auf die Anklagebank in Rahden brachte, soll sich Mitte März dieses Jahres in Stemwede ereignet haben. Laut Anklage soll der Mann von seiner Frau erst abgelassen haben, als sich die älteste Tochter dazwischen drängte. Alle drei Kinder des nun getrennt lebenden Paares sollen sich zum Zeitpunkt der Auseinandersetzung in der Wohnung befunden haben. &bdquo;Ich habe meine Frau nicht vorsätzlich geschlagen“, sagte der Angeklagte gegenüber Richterin Ledebrink. Er sprach von einer Rangelei. Es sei ohnehin kein guter Tag für ihn gewesen. Der Mann berichtete über sein Leben. Beruflich hatte er als Mitarbeiter einer Behörde mit Flüchtlingen zu tun. Er sei für deren Unterbringung und Versorgung zuständig gewesen, berichtete der Mann. Das habe ihm schon zu schaffen gemacht - auch die Geschichten, die die Flüchtlinge ihm erzählt hätten. Auch Fotos seien ihm gezeigt worden. Seit jener Zeit habe er Schlafstörungen. Der Stemweder gab an, Alkohol getrunken zu haben Er habe dann Urlaub gehabt und sich selbst gesagt, &bdquo;dass das so nicht weitergeht“. Nach 35 Jahren sei er erstmals wieder zum Arzt gegangen und sei krankgeschrieben worden. Seiner psychischen Verfassung habe auch ein von ihm verursachter Verkehrsunfall nicht gutgetan - auch wenn der Autofahrerin, die er übersehen habe, sowie auch seiner Tochter und ihm nichts passiert sei. Lesen Sie auch: Häusliche Gewalt im Lübbecker Land: &bdquo;Der gemeinsame Nenner ist das Geschlecht“ Der Mann berichtete, sich viel um seine Frau und die Kinder gekümmert zu haben. Anfangs sei das Verhältnis gut gewesen, sagte der Mann auf Nachfrage der Richterin. In den vergangenen Jahren sei es schlechter geworden, weil seine Frau ihn kritisierte, dass er zu alt und auch schlecht gekleidet sei. Die Frau habe ihm Vorwürfe gemacht und ihn auch einmal geschlagen. Was an jenem Tag passiert sei, wollte die Richterin dann wissen. Der Mann verwies auf die vielen Fahrten auch für Aktivitäten der Kinder und gab an, dass er &bdquo;kaputt“ gewesen sei. An jenem Samstag habe er an einem Kamin gearbeitet und einen Herd repariert. Er habe Fußball-Bundesliga gehört. Seine Frau sei dann gekommen und habe sein Handy an sich genommen. Darauf seien Fotos und Videos der Kinder und er habe das Gerät an dem Tag auch noch für Online-Banking nutzen wollen, sagte der Mann - und räumte dann ein, dass er &bdquo;zwei, drei Bier hatte, das hat eventuell meine Wahrnehmung beeinträchtigt“. .responsive23-XYNr916PYooK17VO-bar-vertical-haeusliche-gewalt-entwicklung { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-XYNr916PYooK17VO-bar-vertical-haeusliche-gewalt-entwicklung { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-XYNr916PYooK17VO-bar-vertical-haeusliche-gewalt-entwicklung { padding-top: 142.86%; } } Polizei wurde ein weiteres Mal gerufen Laut seiner Wahrnehmung habe er seine Frau aufgefordert, ihm das Handy zu geben. Sie habe das Gerät aber mit Wucht auf den Boden geworfen. Dann habe es ein &bdquo;Schubserei“ gegeben. Er habe nicht wahrgenommen, dass seine Frau gegen die Wand geraten sei und nach seiner Erinnerung habe er auch nicht die Hand gegen seine Frau erhoben. &bdquo;Ich habe nie in meinem Leben jemandem Gewalt angetan“, sagte der Mann, der bislang mit dem Gesetz nicht in Konflikt geraten war. Die Frau habe gesagt, dass der Streit entstanden sei, weil der Mann auf dem Handy Pornos geschaut habe, merkte Richterin Ledebrink an. Das bestritt der Mann. &bdquo;Ich schaue keine Pornos.“ Er liebe nach wie vor seine Frau und seine Kinder, betonte der Mann. Er vermisse sie. Er habe auch das Gericht angeschrieben, &bdquo;dass ich die Verantwortung übernehme und den Vorfall bedauere“. Dann sei die Polizei da gewesen und habe ihn für zehn Tage des Hauses verwiesen. Er sei wiedergekommen, um Kleidung und auch eine Bankkarte zu holen. Nach elf Tagen sei er wieder nach Hause gekommen und habe sich gefreut, Frau und Kinder wiederzusehen. Doch erneut sei die Polizei gerufen worden. Ehefrau des Angeklagten: &bdquo;Er hat uns immer klein gehalten“ Die Frau sagte als Zeugin aus und bestätigte die Anklage-Vorwürfe. Sie gab an, dass ihr Mann besoffen gewesen sei. Nichts habe er gemacht und immer nur auf sein Handy geschaut. Die Frau berichtete von einer Frauenstimme aus dem Handy, die sie als &bdquo;eklig“ beschrieb. Ihr Mann habe sie dann gepackt, &bdquo;ich hatte Todesangst“, so die Frau. Die Tochter sei dazwischen gegangen und danach habe sie gemeinsam mit den Kindern nur noch wegwollen. Der Mann habe sie an die Wand gedrückt, sie habe kaum Luft bekommen, berichtete die Frau. Sie sei dann später im Krankenhaus untersucht worden. Dort sei eine Schädelprellung festgestellt worden. Lesen Sie auch: Angst im eigenen Zuhause: Diese junge Frau fand Schutz im Espelkamper Frauenhaus Der Mann trinke viel Bier. Sie schäme sich für ihn. Vier Jahre sei er krankgeschrieben und habe gesagt, dass man in Deutschland ernst genommen werde, wenn man depressiv sei. Der Mann habe die Kinder gefahren, im Haus aber nichts gearbeitet. Draußen habe sie alles gemacht. Aber wie es drinnen aussah, habe niemand gesehen, sagte die Frau, beschrieb einige Räume und sprach unter anderem von Matratzen mit Schimmel. &bdquo;Er hat uns immer klein gehalten.“ Die Kinder könnten ja eine Ausbildung machen und müssten nicht studieren, habe er gesagt. Mittlerweile habe sie keinen Kontakt mehr zu dem Mann, sagte die Frau auf Nachfrage der Staatsanwältin. Sie danke vielmehr den Menschen, die ihren Kindern und ihr geholfen hätten. Letztlich einigen sich Richterin. Staatsanwältin und der angeklagte Mann auf eine Einstellung des Verfahrens gegen 600 Euro Geldbuße. Die soll der 65-Jährige an eine Opferschutzorganisation zahlen. Der Mann sei strafrechtlich bisher nicht in Erscheinung getreten. Annehmen könne man eine verminderte Schuldfähigkeit. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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