Reizgas und ein Glaswurf: Rahdener Richter befasst sich mit Vorfall auf Schützenfest

Rahden/Espelkamp. Was geschah in jener Nacht am Rand des Schützenfestes 2024 in Alt-Espelkamp? Hat ein 19-jähriger Rahdener nach einer Auseinandersetzung ein Bierglas in Richtung eines 18-jährigen Stemweders geworfen, um diesen zu verletzen? Die Staatsanwaltschaft Bielefeld war davon überzeugt und klagte den Rahdener wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung an. Das Glas soll laut Anklageschrift den Stemweder verfehlt haben. Der Rahdener, der von Rechtsanwalt Ralf Jordan aus Stadthagen vertreten wurde, bestritt den Vorwurf der Staatsanwaltschaft vehement. Er sei mit seiner Freundin und einem Freund auf dem Schützenfest gewesen, sagte er gegenüber Richter Bastian Janotta und Staatsanwältin Bär. Nach der Einkehr an einer Pommesbude seien sie über das Zeltfest-Gelände spaziert und er habe einen Schulkollegen gesehen – den 18-jährigen Stemweder. In dessen Richtung habe er einen &bdquo;in der Rückschau unpassenden Spruch gebracht“. Das habe der Stemweder als Provokation aufgefasst und ihm an den Hals gefasst. Er habe sich dann gewehrt, so der Rahdener. &bdquo;Dann trennten sich unsere Wege.“ Er sei &bdquo;schon schockiert“ gewesen, dass der Stemweder körperlich so aggressiv auftrat, sagte der Rahdener. Seine Freundin und er hätten deshalb das Schützenfest verlassen wollen. Brennenden Schmerz in den Augen gespürt Unmittelbar nach Verlassen des Festplatzes sei eine Gruppe schwarz gekleideter Menschen auf ihn zugekommen und habe gefragt, was denn da eben gewesen sei. Er habe nur auf eine Meinungsverschiedenheit verwiesen. Aus der Gruppe habe er niemanden erkannt und die sei nach seiner Antwort auch weitergegangen. Kurz danach will der Rahdener Schreie aus Richtung der Gruppe wahrgenommen haben. Er sei dann hin in die Richtung und habe plötzlich einen brennenden Schmerz verspürt – erst an den Augen, dann im Gesicht und an den Händen. Später habe er erfahren, dass der Stemweder Reizgas oder Pfefferspray versprüht habe. Er sei wegen der brennenden Augen panisch geworden, habe nach Wasser geschrien und dann das Bierglas, das er die ganze Zeit mit sich herumgetragen habe, weggeworfen, sagte der Rahdener. Auf den Rasen habe er das Glas geworfen, niemand habe in der Nähe gestanden. Der Stemweder sei aus der Gruppe heraus wohl körperlich angegriffen worden, berichtete der Rahdener weiter. Der Stemweder habe auch gedacht, dass er mit der Gruppe etwas zu tun habe, aber das stimme nicht. Ein Telefonat am nächsten Tag mit dem Stemweder habe sich deshalb auch im Kreis gedreht. Auseinandersetzung beim Schützenfest 2023: Blutige Auseinandersetzung bei Schützenfest in Espelkamp Griff an den Hals als &bdquo;Lass mal gut sein“-Geste Warum er denn das Glas die ganze Zeit mit sich herumgetragen habe, fragte Richter Janotta den Rahdener. Der gab an, nicht viel getrunken und nicht viel Geld auf dem Schützenfest gelassen zu haben. Er habe das Glas mit sich herumgetragen. Der Stemweder berichtete gegenüber Richter Janotta von der Begegnung mit dem Rahdener, dessen Beleidigung und seinen Griff an den Hals des Rahdeners. Das sei eine &bdquo;Lass mal gut sein“-Geste gewesen. Sein Kumpel und er seien dann weitergegangen. Er habe dann mitbekommen, dass eine Gruppe von Leuten zu dem Rahdener gegangen und ihm dann gefolgt sei, sagte der Stemweder. Für Notsituationen habe er CS-Gas dabei. Das habe er in die Hand genommen. Als er dann von einer Person aus der Gruppe heraus ins Gesicht geschlagen wurde, habe er sich weggeduckt und &bdquo;ein, zwei Sekunden“ das Gas in Richtung der Gruppe gesprüht. Einer aus der Gruppe habe dann &bdquo;Hol mal das Messer“ gerufen. Der Rahdener habe das Glas geworfen und dann seien er und sein Kumpel weggelaufen, so der Stemweder, der an dem Abend nach eigenen Angaben nichts getrunken hatte. Er habe nicht gewusst, wer die Gruppe sei, merkte der Stemweder an und erklärte, dass es aus seiner Sicht eher unwahrscheinlich gewesen sei, dass der Rahdener von dem Spray betroffen sein könnte. Zudem habe er gedacht, dass die Aussage des Rahdeners, die Gruppe nicht zu kennen, gelogen gewesen sei. Welche Reichweite hat Reizgas-Spray? Ob er es für glaubhaft halte, dass der Rahdener das Glas einfach so weggeworfen habe wegen des Sprays in den Augen, fragte die Anklage-Vertreterin den Stemweder. Das Spray habe nicht diese Reichweite, sagte dazu der Stemweder und gab an, dass das Glas etwa drei Meter neben ihm niedergegangen sei. Anwalt Jordan wollte von dem Stemweder wissen, wieso dieser meine, gezielt mit dem Glas beworfen worden zu sein. &bdquo;Wegen der Vorgeschichte“, meinte dazu der Stemweder. Der Kumpel des Stemweders, ein 18-jähriger Rahdener, will es als freundschaftlich wahrgenommen haben, als sich der Stemweder und der Rahdener gegenseitig an den Hals fassten. Er bestätigte, dass der Stemweder danach aus der Gruppe heraus einen Schlag abbekommen und dann das Spray eingesetzt habe. Nach dem Satz &bdquo;Hol das Messer“ seien sie weggelaufen. Zu dem eigentlichen Anklage-Vorwurf konnte der junge Mann nichts sagen: &bdquo;Ich weiß nicht, ob ich es gesehen habe oder es mit gesagt wurde, dass ein Glas geworfen wurde.“ Welche Anträge es schließlich gab Anklage-Vertreterin Bär sprach von einer &bdquo;unsäglichen Situation in der Nacht“. Der Glaswurf sei zwar grob in die Richtung des Stemweders gegangen, aber es sei offen, ob der Rahdener wirklich jemanden habe treffen wollen. Bär beantragte deshalb Freispruch. Gleiches beantragte auch Anwalt Jordan und bezeichnete den Vorwurf der Anklage als falsch, dass der Glaswurf den Stemweder hätte treffen sollen. &bdquo;Zum Nachteil von Angeklagten darf man nicht spekulieren.“ Richter Janotta sprach den Rahdener frei. Man könne schlicht nicht unterstellen, dass es einen Verletzungsvorsatz gegeben habe. Die Einlassung des Rahdeners lasse sich nicht widerlegen. Auseinandersetzung beim Schützenfest 2025: Mordkommission sucht Zeugen zu Schützenfest-Streit

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